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Studie des Liechtenstein-Instituts: Schulen kamen vergleichsweise gut durch die Pandemie

Vaduz (ots)

Im Auftrag des Bildungsministeriums und des Schulamtes befragte das Liechtenstein-Institut im Frühjahr dieses Jahres Schülerinnen und Schüler, Lehrpersonen sowie Eltern zu ihren Erfahrungen während der Corona-Pandemie. Durch die international vergleichsweise zurückhaltenden Massnahmen zeigen sich die Schülerinnen und Schüler nicht so belastet wie in den Nachbarländern. Nichtsdestotrotz hatten die Einschränkungen merklichen Einfluss auf den Schulalltag. Die differenzierte Aufarbeitung soll auch dazu dienen, Lehren für allfällige künftige ausserordentliche Lagen ziehen zu können.

Das Coronavirus hatte während zwei Jahren die Welt im Griff. Politik, Gesellschaft und Wirtschaft mussten sich mit dem neuartigen Virus und seinen Folgen praktisch täglich auseinandersetzen. Dabei standen die öffentlichen Schulen oft im Zentrum der Aufmerksamkeit, da der Bildungsbereich auch eine gesamtgesellschaftliche Dimension aufweist. So sind Schulen nicht nur Orte, an welchen Wissen vermittelt wird, sondern die Kinder und Jugendlichen werden betreut und pflegen soziale Kontakte. Neben den genannten gesellschafts- und bildungspolitischen Themen rückten mit der Dauer der Corona-Pandemie aber auch deren Auswirkungen auf das Wohlbefinden der Schülerinnen und Schüler (nachfolgend kurz: SuS) in den öffentlichen Fokus.

Grosser Datensatz ermöglicht guten Einblick

Deshalb beauftragte Ende Februar 2022 das Schulamt das Liechtenstein-Institut mit der Durchführung einer Befragung von Schülerinnen und Schülern, deren Eltern und von Lehrpersonen an den öffentlichen Schulen Liechtensteins. Die Befragung startete Mitte März 2022 und endete im April 2022. In diesem Zeitraum waren fast alle Massnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie an den Schulen bereits aufgehoben. Die Befragungsdaten wurden für vier Gruppen gesondert erhoben: Erstens, die Erziehungsberechtigten bzw. Eltern der in Liechtenstein schulpflichtigen Kindern bzw. Jugendlichen im Alter ab 8 Jahren, zweitens, die Lehrerinnen und Lehrer (inkl. Schulleitung und Schulpersonal) sowie, drittens und viertens, die (aktuellen) SuS auf Primar- und Sekundarstufe. Dabei gab es 1549 Rückmeldungen aus der Eltern-Befragung. Bei den SuS auf Primarstufe nahmen 808 gültig teil, auf Sekundarstufe waren es 1454 und bei den Lehrpersonen 409.

Belastung in Liechtenstein vergleichsweise tief

Wie aus der umfassenden Studie hervorgeht, kamen Liechtenstein Schulen vergleichsweise gut durch die Corona-Pandemie. So scheinen Jugendliche in Liechtenstein besser durch diese Zeit gekommen zu sein als ihre Altersgenossinnen und Altersgenossen in der Schweiz oder Deutschland. Allerdings berichtete eine nicht zu vernachlässigende Minderheit der SuS, dass die Pandemiesituation sie belastet habe. 13 Prozent der SuS auf Primarstufe litten gemäss eigenen Aussagen gar sehr stark unter der Pandemiesituation, während dieser Anteil auf Sekundarstufe acht Prozent beträgt. Negative Auswirkungen hatte die Corona-Pandemie nicht bloss auf schulische Aspekte des Lebens (Konzentrationsmängel, Motivationsprobleme, Verhaltensänderungen etc.), sondern auch auf ausserschulische Aspekte. Zwar ist eine grosse Mehrheit der Schülerinnen und Schüler mit ihrem Leben, den Freundschaftsbeziehungen und ihrer Gesundheit zufrieden. Aber vor allem Mädchen bzw. junge Frauen aus fremdsprachigen Haushalten empfinden mitunter ein Unbehagen sich selbst und ihrer Umwelt gegenüber. Mehr als die Hälfte dieser jungen Frauen verspürt dabei (leichte oder grosse) Zukunftsängste. Bei Knaben bzw. jungen Männern aus deutschsprachigen Haushalten beträgt dieser Anteil gerade einmal 17 Prozent.

Lehrpersonen: Grosse Mehrheiten mit Arbeitssituation zufrieden

Auch für die Erziehungsberechtigten und die Lehrpersonen stellte die Pandemiesituation im Allgemeinen und der Lockdown im Besonderen eine Herausforderung dar. Die Betreuung der Kinder empfanden viele Erziehungsberechtigte als anstrengend. Aber auch die Umstellung der Unterrichtsgewohnheiten führte vielfach zu Stresssituationen. Eine klare Mehrheit der Lehrpersonen ist beispielsweise der Ansicht, dass der Arbeitsumfang, die fachliche und didaktische Belastung und zuletzt auch die psychische Belastung in der Corona-Zeit zugenommen haben. 43 Prozent der Lehrpersonen gaben an, dass durch die Corona-Pandemie ihre Arbeitszufriedenheit eher oder gar stark gesunken ist. Gleichwohl ist eine grosse Mehrheit (88 Prozent) der Lehrpersonen mit der Arbeitssituation aktuell zufrieden.

Schülerinnen und Schüler wollten eher eine Massnahmenreduktion

Die Massnahmen der Regierung und der Schulen werden von allen Gruppen grossmehrheitlich als angemessen eingestuft. Eine Mehrheit ist demnach zufrieden mit der Art und Weise, wie mit der Corona-Pandemie umgegangen wurde. Dennoch sollte nicht übersehen werden, dass eine Minderheit (33 Prozent) der Schülerinnen und Schüler auf der Sekundarstufe die Massnahmen für (eher) übertrieben hält. Die Lehrpersonen im Speziellen kritisieren die Schärfe der Massnahmen signifikant seltener (14 Prozent). Die Erziehungsberechtigten wiederum teilen eher die Sichtweise ihrer Kinder (28 Prozent). Diese Diskrepanz zwischen der Einschätzung der Schülern und diese ihrer Eltern versus jener der Lehrpersonen birgt ein gewisses Konfliktpotenzial in sich: Einem nicht unerheblichen Teil der Schülerinnen und Schüler gingen die Massnahmen eher zu weit, während die für die Einhaltung der Massnahmen mitverantwortlichen Lehrpersonen anderer Meinung waren.

Absage von Schulreisen schmerzte am meisten

Am schwersten schmerzte die SuS die Absage von sozialen Anlässen ausserhalb des regulären Unterrichts (Schulreisen, Lager, Sporttage etc.). Aufgrund der Beliebtheit, welcher sich diese Anlässe bei den SuS erfreuen, ist dies nicht weiter überraschend. Sodann kritisieren SuS wie auch Eltern häufig die Maskenpflicht während des Unterrichts. Auch fiel einem grossen Teil der SuS das Abstandhalten schwer. Der Fernunterricht wird hingegen als ein geringeres Problem angesehen. Angesichts der Belastungswerte (50 Prozent bei den Primarschülern und 34 Prozent bei den Sekundarstufen-Schülern geben an, dass der Fernunterricht sie belastete) kann nicht davon die Rede sein, dass der Fernunterricht allseits begrüsst wurde. Aber primär die älteren Schülerinnen und Schüler kamen damit offenbar gut zurecht.

Bildungsministerin: Erkenntnisse in künftige Entscheidungen einfliessen lassen

Bildungsministerin Dominique Hasler hielt zum Ergebnis der Umfrage fest: "Natürlich sind wir froh, dass das Zeugnis über die ersten beiden Jahre der Pandemie für den Bildungsbereich insgesamt relativ gut ausfällt." Das sei allen voran der Verdienst der Verantwortlichen an den Schulen, den Lehrpersonen und natürlich den Schülerinnen und Schüler. "Wir wissen, welche Opfer der Bildungsbereich bringen musste. Doch trotz der schwierigen Lage haben die Schulen ihren Teil zur Pandemiebekämpfung beigetragen und es gleichzeitig geschafft, mit Leidenschaft und Kreativität den Schulbetrieb aufrecht zu erhalten. Dafür gebührt allen Beteiligten unser Dank."

Gleichzeitig mahnte sie aber auch zur Vorsicht, denn die Studie habe auch zum Ausdruck gebracht, welche Belastungen besonders schwer ins Gewicht gefallen sind und wo man Verbesserungspotenzial habe. "Wir werden diese Rückmeldungen aufnehmen und diese Erkenntnisse in künftige Entscheidungsprozesse aufnehmen", so Hasler. "Es wird auch künftig unser Bestreben sein, die Einschränkungen für den Schulbetrieb auf einem Minimum zu halten, dabei aber auch immer die Sicherheit an den Schulen für alle zu gewähren."

Pressekontakt:

Ministerium für Äusseres, Bildung und Sport
Stephan Agnolazza-Hoop
T +423 236 64 71

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