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Sexuelle Belästigung in der Barbie-Fabrik

Sexuelle Belästigung in der Barbie-Fabrik
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Sexuelle Belästigung in der Barbie-Fabrik

Die neuste Untersuchung von Solidar Suisse in einer Mattel-Spielzeugfabrik in China zeigt, dass sexuelle Belästigung für die Arbeiterinnen ein gravierendes Problem ist. Obwohl der Spielzeugkonzern Mattel die Barbie-Puppe seit 2015 als Modell für die Emanzipation der Frau vermarkten will, tut das Unternehmen bisher nichts, um die zahlreichen Übergriffe in den Fabriken zu unterbinden.

Unsere Untersuchung in einer Mattel-Spielzeugfabrik in China offenbart eine Unternehmenskultur, in der Übergriffe und sexuelle Belästigung an der Tagesordnung sind. Die Fabrik Dongguan Changan hat insgesamt 2'300 Beschäftigte, die unter anderem die berühmte Barbie-Puppe herstellen. Üble Sprüche über das Aussehen, erniedrigende Bemerkungen, unerwünschte Berührungen oder die Verbreitung von Sexbildern: Unsere Ermittlerin entdeckte verschiedene Formen sexueller Belästigung. Diese Übergriffe spielten sich vor den Augen der Teamleiter ab. Doch das Management griff nicht ein, sondern machte selbst abschätzige Bemerkungen und sexistische Witze. In einem solchen Unternehmensklima wagen es die betroffenen Frauen nicht, sich zu beschweren.

Sexuelle Belästigung bei Mattel: ein verdrängtes Problem

Bereits 2019 zeigte unser Untersuchungsbericht in einer anderen Mattel-Fabrik in China (Foshan Nanhai), dass sexuelle Belästigung eine grosse Belastung für die Arbeiterinnen ist. Das Management von Mattel weiss seit vielen Jahren, dass diese Probleme existieren. Bei einer Inspektion von zwei Produktionsstätten in Mexiko im Jahr 2004 wurde festgestellt, dass Arbeitnehmerinnen von ihren Kollegen sexuell belästigt wurden. In einer der beiden Fabriken gaben 30 Prozent der Befragten an, von Übergriffen betroffen zu sein.

"Me Too" gilt auch für Fabrikarbeiter*innen

Die internationale Arbeitsorganisation (ILO) verabschiedete im vergangenen Jahr die Konvention 190 über Gewalt und Belästigung, um dem Thema die nötige Aufmerksamkeit zu verleihen und die Situation der Arbeiterinnen zu verbessern. Denn sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz ist ein globales Problem und Frauen mit tiefen Einkommen leiden besonders häufig darunter.

Mattel verweist derweil gerne auf seine Verhaltenskodizes und Versprechen in den Bereichen Soziales, Umwelt und Mitarbeiterbeziehungen. Doch die Konzepte und Audits der Firma bleiben wirkungslos, da nicht in eine ernsthaften Problemanalyse investiert wird und es für die Mitarbeiter*innen keine funktionierenden Beschwerdemechanismen gibt. Es ist höchste Zeit, dass der Spielzeugmulti, der seine Barbie als ein Modell der Emanzipation verkauft, auch Verantwortung für die Arbeiter*innen in den Fabriken übernimmt.

Solidar Suisse führte diese Recherche in Partnerschaft mit der französischen NGO ActionAid und der chinesischen NGO China Labor Watch durch.

Medienkontakt

Simone Wasmann, Kampagnenverantwortliche: simone.wasmann@solidar.ch, 078 307 80 81

Zum Bericht

Solidar Suisse, Quellenstr.31, 8005 Zürich