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Mageres Rohstoffjahr, Marktkommentar von Dieter Kuckelkorn

Frankfurt (ots)

Wer in den vergangenen zwölf Monaten in Rohstoffen investiert war, hatte wenig Grund zur Freude. Bei vielen Rohstoffgruppen befinden sich die Preise auf oder sogar unter den Niveaus von vor einem Jahr. Die Preisanstiege, die es im ersten Quartal gegeben hatte, haben sich längst eingeebnet.

So ist beispielsweise Rohöl, je nach Kontrakt, wieder 5 bis 10% billiger, Industriemetalle wie Nickel haben um mehr als 10% nachgegeben. Bei den Edelmetallen halten sich die Verluste im einstelligen Prozentbereich. Und auch bei den Agrarrohstoffen gibt es zahlreiche Enttäuschungen. So verminderte sich etwa der Preis von Rohzucker um mehr als 25%. Die große Ausnahme sind die Preise für Getreide und Sojabohnen, die von der enormen Trockenheit des Sommers in den USA und Russland profitiert haben. Zwar hat in dem Segment seit Herbst wieder eine gewisse Normalisierung stattgefunden, die Weizenpreise beispielsweise liegen aber nach wie vor um rund 40% über dem Niveau von vor einem Jahr.

Auf kurze Sicht, also bis Ende des Jahres, ist für Investoren an den Rohstoffmärkten keine Wende zum Besseren zu erwarten. Die Konjunktur liegt weltweit danieder, auch wenn Frühindikatoren bereits eine Erholung andeuten und bei institutionellen Investoren allmählich wieder ein wenig Konjunkturoptimismus zurückkehrt. Dieser bezieht sich aber erst auf das kommende Jahr.

Gefährliche Klippe

Zudem gilt es, eine gefährliche Klippe zu umschiffen: An den Märkten herrscht Unsicherheit darüber, ob es in den Verhandlungen zwischen Demokraten und Republikanern über den US-Staatshaushalt zu einer Einigung kommen wird und somit die automatischen Steuererhöhungen und Ausgabenkürzungen vermieden werden. Diese machen bis zu 5% des Bruttoinlandsprodukts aus. Kommt es zu keiner Einigung, würden die USA in eine ausgeprägte Rezession stürzen. Für die Rohstoffmärkte wäre dies aus Sicht der Investoren ein Desaster. Profitieren könnte davon höchstens der Goldpreis, wenn das Edelmetall wieder stärker seine traditionelle Rolle als "sicherer Hafen" in Krisenzeiten annimmt.

Aber auch für den deutlich wahrscheinlicheren Fall, dass es den beiden politischen Parteien in den USA gelingt, ihre ideologischen Differenzen in dieser Sache zu überwinden, ist für die Rohstoffmärkte 2013 keineswegs eitel Sonnenschein angesagt. Für Anleger komme es im neuen Turnus darauf an, jeweils kurzfristig die richtigen Rohstoffgruppen auszuwählen, betonen viele Analysten. Zur Vorsicht mahnt etwa die Tatsache, dass die Internationale Energieagentur vor wenigen Tagen ihre Prognose für den weltweiten Ölverbrauch im kommenden Jahr erneut nach unten korrigiert hat. Damit ist beim Ölpreis zumindest aus jetziger Sicht wohl nur ein moderater Anstieg drin - zumal ein aktuelles Niveau von Brent Crude von rund 109 Dollar je Barrel ja auch nicht gerade als niedrig zu bezeichnen ist.

Bei den Industriemetallen ist meist von einem ausreichenden bis steigenden Angebot die Rede. Mit Blick auf die auch 2013 wohl nicht in den Himmel weisenden Wachstumsraten der wichtigsten Volkswirtschaften deutet sich eher eine Fortsetzung der aktuellen Seitwärtsbewegung der Preise an. Selbst die Tatsache, dass China wieder darangeht, die staatlichen Vorräte aufzustocken, wird wohl keinen neuen Preisschub auslösen.

Bei den Agrarrohstoffen ist zu berücksichtigen, dass bei bedeutenden Produktgruppen wie den Getreiden das Preisniveau nach wie vor hoch ist, was die Chancen für weitere Gewinne erheblich mindert. Allerdings gehen Analysten davon aus, dass wegen der aktuellen Knappheit bereits kleine Ausfälle ausreichen könnten, um für kräftige Preissteigerungen zu sorgen.

Am besten sieht es derzeit wohl noch bei den Edelmetallen aus. So sagen etwa Edelmetallspezialisten der Deutschen Bank voraus, dass der Goldpreis, der aktuell bei rund 1720 Dollar je Feinunze steht, im kommenden Jahr über die Marke von 2000 Dollar klettern könnte. Hauptpreistreiber könnte dabei die anhaltend starke Stimulierung der Volkswirtschaften mit Zentralbankgeldern sein, die für eine Flutung der Märkte mit Liquidität sorgt und in der Folge Inflationsängste wecken könnte. Vor diesem Hintergrund lässt sich der aktuelle Preis, der deutlich unter dem Rekordniveau vom Herbst 2011 liegt, als eine Einstiegsgelegenheit werten.

Das Rohstoffjahr 2013 wird also durchaus Chancen für Investoren bieten und damit wahrscheinlich besser verlaufen als der laufende Turnus. Die Chancen zu nutzen wird aber schwieriger als in den vergangenen Jahren, als fast alle Rohstoffgruppen Selbstläufer waren.

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