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Emma Kunz trifft Gegenwartskunst im Appenzellerland

Emma Kunz trifft Gegenwartskunst im Appenzellerland
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Appenzell (ots)

Emma Kunz, die Heilpraktikerin, Visionärin und Künstlerin, hat mit Hilfe eines Pendels zwischen 1938 und 1963 mehr als 400 faszinierende, energetische Diagramme geschaffen, die sie selbst als "für das 21. Jahrhundert bestimmt" bezeichnete. Eine Ausstellung an einem ihrer Lebens- und Wirkorte zeigt 2020 erstmals in der Ostschweiz, dass das zeichnerische Werk der Grenzgängerin Emma Kunz tatsächlich als Vorläufer heutiger künstlerischer Strategien, die den Raum und die Aufgaben der Kunst in Richtung Naturwissenschaft und Holismus erweitern, gelten kann.

Die Ausstellung "Zahl, Rhythmus, Wandlung - Emma Kunz und Gegenwartskunst" (Kunsthalle Ziegelhütte Appenzell; 26. April bis 25. Oktober 2020) öffnet einen Resonanzraum, in dem eine Auswahl signifikanter Werke von Emma Kunz (1892-1963) mit teils multimedialen, teils interdisziplinären, teils eigens für die Ausstellung gefertigten Arbeiten von zwölf zeitgenössischen Künstlerinnen und Künstlern in einen sinnenreichen Dialog treten. Die in der Ausstellung gezeigten Arbeiten von Patxi Araujo, Tauba Auerbach, Mirjam Beerli, Vidya Gastaldon, Agnès Geoffray, Roswitha Gobbo, huber.huber, Gilles Jobin, George Steinmann, Bernard Tagwerker, Suzanne Treister und Laura Viale markieren jene Übergangszone zwischen Kunst, Gesellschafts- und Naturwissenschaft, in der auch Kunz' Bildwelten ihre Wirksamkeit entfalten.

Emma Kunz, die sich "Penta" nannte, lebte von 1951 bis zu ihrem Tod in Waldstatt in der Kulturlandschaft Appenzellerland, da dort ihre alternativen therapeutischen und hellseherischen Methoden erlaubt waren. In diesem wohlgesinnten Umfeld gestaltete sie eine Grosszahl der geometrischen Bilder auf Millimeterpapier. Diese dienten einerseits als Diagnosemittel, andererseits waren sie bildnerische Ergebnisse ihrer wissenschaftlichen und philosophischen Forschungen zu Mensch und Natur. 1953 publizierte die Künstlerin in Waldstatt zwei Bücher, in denen sie selbstbewusst die mathematisch-physikalischen Konstanten ihrer Bildschöpfungen teilt: "Neuartige Zeichnungsmethode" und "Das Wunder schöpfender Offenbarung", die beide den Untertitel "Gestaltung und Form als Mass, Rhythmus und Wandlung von Zahl und Prinzip" tragen.

In der Gegenwartskunst finden sich zahlreiche Entsprechungen zum systematisch-methodischen Forschungsansatz von Emma Kunz, deren Ziel kaum die ästhetische Autonomie, sondern eine transdisziplinäre Wissensvermittlung und Erkenntnissteigerung ist. In der auf 600 qm inszenierten Ausstellung wird ein assoziatives Netz aufgespannt, dessen Koordinaten von Technologie, Medialität, Phänomenologie oder Kybernetik bestimmt sind. In den Arbeiten der Künstlerinnen und Künstler - von Emma Kunz bis Laura Viale - leuchten jene Gedanken und Bildmethoden auf, die heute prägend sind: Der Bogen reicht von "Kunst und dem Künstler als Medium und Mittel" über die "Heilkräfte der Kunst", den "Mechanismen der Bilderzeugung" und den "Körper als Bedeutungsträger" bis hin zur "Kunst als Meditation".

Die Ausstellung, die seit 2018 von den Kuratorinnen Régine Bonnefoit und Sara Petrucci in Zusammenarbeit mit der Heinrich Gebert Kulturstiftung Appenzell vorbereitet wird, verankert Emma Kunz in der abendländischen Geistesgeschichte sowie der Entwicklungsgeschichte der Gegenwartskunst. Partner der Ausstellung sind das Institut d'histoire de l'art et de muséologie, Université de Neuchâtel, das Département d'histoire de l'art, Université Genève, das Emma Kunz Zentrum in Würenlos und der Emma-Kunz-Pfad in Waldstatt. Die deutsch-französische Begleitpublikation, die bei Steidl Göttingen erscheint, wird mit Aufsätzen von Régine Bonnefoit, Dario Gamboni, Sara Petrucci und Roland Scotti einen Einblick in die Herausforderungen der "Kunst für das 21. Jahrhundert" geben.

Hinweis: Vom 5. September 2020 bis 5. Januar 2021 findet im Aargauer Kunsthaus, Aarau die Ausstellung "Kosmos Emma Kunz. Eine Visionärin im Dialog mit zeitgenössischer Kunst" statt, in der rund 50 Arbeiten von Emma Kunz 10 zeitgenössischen Positionen gegenübergestellt werden.

Kontakt:

rolandscotti@kunstmuseumappenzell.ch

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