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Schreinermeister lassen GAV-Verhandlungen platzen

Zürich (ots)

Trotz Lohndumping verlängern Arbeitgeber vertragslosen
Zustand
Die Fälle von Lohndumping häufen sich im Schreinereigewerbe, aber 
die Schreinermeister haben einen erneuten Versuch, den vertragslosen 
Zustand endlich zu beenden wieder platzen lassen. Für Verhandlungen 
stellten sie Vorbedingungen, was unter Vertragspartnern weder üblich 
noch angemessen ist. Die Unia-GBI reagierte denn auch gleich mit 
Protestaktionen in Zürich und Zofingen auf dieses Gebahren der 
Patrons.
Eklat im Schreinergewerbe: Nach rund einem halben Jahr vertragslosen 
Zustandes im Schreinergewerbe sollten heute Dienstag endlich wieder 
Verhandlungen für einen neuen Gesamtarbeitsvertrag statt finden. 
Doch diese kamen nicht viel weiter als zur Begrüssung; denn die 
Spitze des VSSM war nur bereit in Verhandlungen mit der Gewerkschaft 
Unia-GBI zu treten, wenn diese eine hängige Klage gegen den VSSM 
wegen Persönlichkeitsverletzungen zurückzieht. Selbstverständlich 
war die Verhandlungsdelegation der Unia-GBI nicht bereit, auf solche 
Kuhhändel einzutreten. Dafür haben Gewerkschafter und 
Gewerkschafterinnen praktisch gleichzeitig mit diesem Eklat 
Protestaktionen am Sitz des VSSM in Zürich und bei den Betrieben von 
VSSM-Präsident H.J. Zimmerli in Zofingen und E.Staubli in Zürich 
durchgeführt. Denn für die Vertretung der Unia-GBI ist es nicht 
verständlich, wie leichtfertig die VSSM-Verbandsspitze angesichts 
des grassierenden Lohndumpings in der Branche den vertragslosen 
Zustand unnötig verlängert.
Allerdings kommt der Eindruck auf, dass den VSSM-Oberen die 
verwildernden Zustände in der Branche gar nicht so ungelegen kommen. 
Ihr letzter Forderungskatalog für die Verhandlungen ist insgesamt 
ein massives Abbaupaket, gleichsam Lohn- und Sozialdumping mit 
System: Der VSSM möchte die wöchentliche Arbeitszeit um eine halbe 
Stunde erhöhen, mehr Flexibilität bei der Arbeitszeit, tiefere 
Einstiegslöhne bei den Hilfsarbeitern und Attestschreinern. Die über 
60jährigen sollen künftig von den Lohnerhöhungen ausgenommen werden. 
Zudem sollen die Beschäftigten ein Prozent mehr für die 
Krankentaggeldversicherung selbst berappen. Kader mit mehr als 6000 
Franken Bruttolohn sollen bis zu 50 Stunden pro Woche arbeiten, ohne 
dass die Zusatzstunden entschädigt werden. Leute, die keine «normale 
Leistung» erbringen (wobei der Meister definiert, was «normal» ist) 
sollen keine Lohnerhöhungen mehr erhalten. Und der Kündigungsschutz 
für Jungschreiner soll eliminiert werden. Ein klares Abbauprogramm 
auf dem Buckel der Arbeitnehmenden.
Dagegen liest sich der auf der Basis einer breiten Umfrage bei den 
Schreiner/-innen zusammengestellte Verhandlungsfächer äusserst 
moderat: Neben dem Teuerungsausgleich von 1,5 Prozent und einer 
Reallohnerhöhung von 0.5 Prozent geht es den Arbeitnehmenden 
lediglich um ein Frühpensionierungsmodell, Verbesserungen bei der 
Arbeitszeit und den Ferien sowie die Unterstellung der Lehrlinge und 
Parkettlegereien unter den GAV.
Während der VSSM also weiterhin vernünftige Verhandlungen 
verhindert, schreitet das Lohn- und Sozialdumping in der Branche 
immer weiter voran. Um schnell einen wirksamen Schutz dagegen 
installieren zu können, schlägt die Unia-GBI dem VSSM vor, dass 
beide Seiten ihre Forderungen fürs Erste zurückschrauben und den 
alten GAV zusammen mit einer angemessenen Lohnerhöhung per 1. Januar 
wieder bis Mitte 2006 in Kraft setzen. Dies würde es den Parteien 
erlauben, sich wieder in aller Ruhe an einen Tisch zu setzen und für 
die hängigen Probleme tragbare Lösungen zu erarbeiten.
Für weiter Auskünfte:
Franz Cahannes, Verhandlungsleiter Unia-GBI, 079 702 83 66

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