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Schweizer Freunde der SOS-Kinderdörfer: SOS-Nothilfeklinik in Somalia vorübergehend geschlossen

Mogadischu/Bern (ots)

Die SOS-Nothilfeklinik in Mogadischu, die einzige Klinik in Somalias
Hauptstadt, an der kostenlos medizinische Versorgung angeboten wird,
hat aus Sicherheitsgründen vorübergehend alle medizinischen
Dienstleistungen einstellen müssen. Die Familie einer ehemaligen
Patientin stellt Entschädigungsforderungen an die Klinik. Sämtliche
Versuche zur Lösungsfindung sind bisher gescheitert.
SOS-Kinderdorf Somalia entschied am
Samstag der vergangenen Woche, die SOS-Nothilfeklinik in Mogadischu
vorübergehend zu schliessen. Dies angesichts der Pattsituation,
welche sich in der Auseinandersetzung zwischen der Familie einer
ehemaligen Patientin und SOS-Kinderdorf Somalia ergeben hatte. In
dieser Situation sahen die Verantwortlichen der Nothilfeklinik die
Weiterführung der medizinischen Programme gefährdet, und sie
fürchteten um die Sicherheit des medizinischen Personals.
Vor drei Wochen wurde bei der Patientin eine lebensrettende
Hysterektomie (Gebärmutterentfernung) durchgeführt. Die Frau hat sich
von dem Eingriff bestens erholt und ist bei guter Gesundheit.
Verwandte fordern allerdings Schadenersatz, da ihre Angehörige keine
Kinder mehr bekommen kann. SOS-Kinderdorf Somalia fürchtet, dass
diese Auseinandersetzung angesichts der Gesetzlosigkeit im Lande in
gewalttätige Übergriffe auf das Personal des Hilfswerks ausufern
könnte.
Das Islamische Gericht in Mogadischu hat seine Vermittlung
angeboten und sich bereit erklärt, den Fall anzuhören, doch die
Familie lehnte dies bisher ab. Auch Schlichtungsversuche durch
örtliche Gemeindevorsteher, darunter religiöse Führer und
Ältestensprecher, blieben bis heute erfolglos. Mitglieder der
Gemeinde stehen voll und ganz hinter SOS-Kinderdorf, sie hielten
Demonstrationen für eine rasche Lösung des Konflikts und die
Wiedereröffnung der Klinik ab.
"In früheren Fällen, wenn unsere Einrichtungen oder Mitarbeiter
bedroht wurden, war immer die lokale Gemeinde an der Konfliktlösung
beteiligt", sagt Willy Huber, Regionalleiter von SOS-Kinderdorf in
Ostafrika. "Ich bin zuversichtlich, dass sich die Situation beruhigen
wird und die Klinik ihren Betrieb wieder aufnehmen kann."
Die SOS-Klinik ist Teil eines grossen medizinischen Nothilfe- und
Ausspeisungsprogramms in Mogadischu, das kurz nach Ausbruch des
Bürgerkrieges 1990 gestartet wurde. Über viele Jahre war
SOS-Kinderdorf eine der wenigen Organisationen, die sich im Süden
Somalias, der am schwersten vom Krieg betroffenen Region, engagierte.
Ursprünglich war die humanitäre Aktion für sechs Monate anberaumt,
doch auf Grund der unsicheren Lage und des akuten Mangels an
staatlichen Krankenhäusern dehnte SOS-Kinderdorf seine Nothilfe aus.
Darüber hinaus kam es in den frühen 1990er Jahren zu einem Exodus an
qualifiziertem Personal, als die meisten Ärzte das Land verliessen.
Die SOS-Klinik in Mogadischu betreibt bis heute die einzige
funktionierende Geburtenstation und gynäkologische Abteilung in
Somalia. Schwangere Frauen und Mütter mit ihren Kindern aus ganz
Somalia und dem benachbarten Äthiopien nehmen oft tagelange Märsche
auf sich, um zur Klinik zu gelangen, an der bis zu 260.000
Behandlungen pro Jahr durchgeführt werden. In der pädiatrischen
Abteilung werden jährlich mehr als 111.000 Kinder behandelt.
Das EU-Büro für Humanitäre Hilfe, ECHO, stellt medizinische Güter,
Treibstoff und anderes Hilfsmaterial für die Klinik zur Verfügung. In
Kooperation mit UNICEF führt SOS-Kinderdorf auch ein gross angelegtes
Impfprogramm durch. Die WHO (Weltgesundheitsorganisation) hilft bei
der Finanzierung eines Tuberkulose-Impfprogramms, das bis zu 600
Kinder pro Jahr erfasst.
Eine weitere Zusammenarbeit gibt es mit dem
UN-Welternährungsprogramm. Im Rahmen dieses ausgedehnten
Ernährungsprogramms werden an bedürftige Familien wöchentlich rund
15.000 Lebensmittelpakete verteilt, die unter anderem Speiseöl,
Milch, Mehl, Zucker und Mais enthalten.
Ferner betreut die Organisation rund 120 Kinder im SOS-Kinderdorf
in Mogadischu. Das Dorf und ein dazugehöriger Kindergarten wurden im
Dezember 1985 eingeweiht. In den darauf folgenden Jahren wurden eine
Grund- und eine Sekundärschule sowie eine Jugendeinrichtung und ein
Berufsbildungszentrum eröffnet, das eine dreijährige, staatlich
anerkannte Ausbildung für Krankenschwestern und Hebammen anbietet.
SOS-Kinderdorf ist ein privates, politisch und konfessionell
ungebundenes Kinderhilfswerk. Seit 1949 hat diese Organisation das
Ziel, verlassenen und in Not geratenen Kindern - ungeachtet ihrer
ethnischen Zugehörigkeit, Nationalität und Religion - eine Familie,
ein ständiges Zuhause und eine solide Vorbereitung auf ein Leben in
Selbständigkeit zu bieten. SOS-Kinderdorf ist in 131 Ländern tätig.
In den weltweit 442 Kinderdörfern und 337 SOS-Jugendwohneinrichtungen
werden rund 55.000 Kinder und Jugendliche permanent betreut. Sie
können im Erwachsenenalter ihr Wissen in ihrer Heimat zum Nutzen
aller weitergeben. Somit wird eine nachhaltige Entwicklungshilfe
gewährt. SOS-Kinderdorf beschäftigt fast ausschliesslich lokale
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Der Verein "Schweizer Freunde der SOS-Kinderdörfer", einer der elf
europäischen Fördervereine der Organisation SOS-Kinderdorf, feiert in
diesem Jahr sein 40-jähriges Bestehen.

Kontakt:

Yvonne Alessandri, Leiterin Kommunikation
Hessstrasse 27a, Postfach
3097 Liebefeld
Tel. +41/31/979'60'62
E-Mail: info@sos-kinderdorf.ch
Internet: http://www.sos-kinderdorf.ch

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