Tous Actualités
Suivre
Abonner Eidg.Materialprüf.- u. Forschungsanstalt

Eidg.Materialprüf.- u. Forschungsanstalt

EMPA: Funktionale Textilien: Riesenschritte dank winzigen Teilchen (Seminar "Nanotechnologien für textile Fasern und Gewebe" an der EMPA-Akademie)

Dübendorf (ots)

Die auf Initiative von TOP NANO 21, der EMPA
und dem Textilverband Schweiz am 4. Juli durchgeführte Fachtagung 
brachte VertreterInnen von Industrie und Forschung zusammen. Die 
Teilnehmenden erfuhren einiges über die Herausforderungen der 
Textilbranche, deren Erwartungen an Nanotechnologien und über die 
Grundlagen, an denen die Forschung im Nanobereich arbeitet.
"Das vierjährige Forschungsprogramm TOP NANO 21 soll Forschung und
Industrie zusammenführen", erklärte Hans-Joachim Güntherodt vom 
Leitungsteam TOP NANO 21. Genau dieses Ziel verfolgen die vielen 
anwesenden Vertreterinnen und Vertretern aus der Textilindustrie. 
Sie müssen im immer stärker werdenden globalen Wettbewerb nach Wegen 
suchen, um der Konkurrenz den entscheidenden Schritt voraus zu sein.
Nano, Textilien und EMPA: drei Synonyme für Innovation
Die Nanotechnologie - das Arbeiten im Bereich von 
Milliardstelmillimetern - eröffnet auch der Textilindustrie immer 
neue Möglichkeiten. EMPA-Direktor Louis Schlapbach sprach stolz von 
den drei Begriffen "Nano", "Textilien" und "EMPA" als "Synonyme für 
Innovation". In der Tat: Die EMPA baut zurzeit in Verbindung mit 
Fachhochschulen, der Industrie und Kantonen in St. Gallen ein 
regionales Technologiezentrum auf. In dessen Rahmen fliessen die 
Aktivitäten des von Markus Rüedi geleiteten Departementes 
"Materialien und Systeme zum Schutz und Wohlbefinden des 
menschlichen Körpers" in eine eigentliche Textilplattform ein. "Die 
Textilindustrie beginnt", so Schlapbach, "das Bekannte aus der 
Forschung für den eigenen Fachbereich anzuwenden." Das führt zu 
technischen Geweben mit verschiedensten Funktionalitäten: vom 
Filtern schädlicher Umwelteinflüsse über Wasserdichtigkeit und - 
durchlässigkeit bis hin zur Applikation von Aromastoffen oder zur 
elektromagnetischen Ladung.
Umwälzungen im Welthandel bedrohen die Textilindustrie
Tibor Pataky, Direktor des Textilverbands Schweiz, zeichnete ein 
bedrohliches Bild für die heimische Textilindustrie: Der Wegfall 
sämtlicher Einfuhrquoten für Textilien und Bekleidung in die EU, die 
USA, Kanada und Norwegen auf den 1. Januar 2005 bedroht die 
Textilindustrie in ihrer Existenz. Er prophezeit einen gnadenlosen 
Verdrängungswettbewerb, der vor allem durch China initiiert werden 
soll. Grosse Überkapazitäten sind im Entstehen. "Und sollte China 
tatsächlich mit betriebswirtschaftlich nicht nachvollziehbaren 
Preisen auf die Märkte drängen, dann ist der Preiszusammenbruch im 
Welthandel mit Textilien vorprogrammiert."
Bedürfnisse aus der Praxis
Andreas Jack von der Christian Eschler AG erwartet von der 
Nanotechnologie, "dass sie Textilien mit verbesserten und neuen 
Funktionen ohne Veränderung in Optik und Griff ermöglicht, 
Ressourcen spart und ökologisch neue Ansatzpunkte aufgreift". Er ist 
sich aber auch bewusst, dass die Textilindustrie selber ihren 
Beitrag an die Forschung im Nanobereich leisten muss, und plädierte 
zu einer vernetzten Zusammenarbeit mit Chemie und Forschung.
Von Textilien und frischem Salat
Einem heiklen Thema nahm sich Brigitte Lindemann von Ciba 
Spezialitätenchemie (CSC) an: dem Schweiss und der Frische von 
Textilien. Ciba modifiziert Fasern auf der Basis von Nanocontainer- 
Mikrokapseln, die entweder durch abgegebene Antimikrobiotika das 
Bakterienwachstum verhindern oder Gerüche absorbieren. In beiden 
Fällen wird die Funktionalität des Gewebes beim Waschen wieder 
hergestellt - bis zu 50 Mal bei 40°C. Die Forscherin ist von der 
Nachfrage nach solchen Textilien überzeugt: "Wir bringen die Frische 
zum Anziehen. Beim Einkaufen wählen Sie ja auch nicht den welken 
Salat!"
Spannendes aus dem Forschungslabor
Die Reihe wissenschaftlich geprägter Referate begann Armin Fischer
von der EMPA. Er thematisierte den Einsatz der Plasmatechnologie zur 
Behandlung von textilen Oberflächen. Für Textilien ergeben sich 
dabei vielfältige Möglichkeiten. Fasern können metallisiert werden, 
die Leitfähigkeit kann gesteigert werden, dekorative Stoffe 
geschaffen, Oberflächenmuster verändert oder Funktionalitäten wie 
das Abperlen von Wasser aufgetragen werden. Mit keramischen Sensoren 
(Piezo-Fasern) wird künftig sogar das Ziel verfolgt, Fasern in 
Textilien einzufügen und Anwendungen wie tragbare Computer möglich 
zu machen.
Thomas Graule, ebenfalls Forscher an der EMPA, präsentierte seine 
Ausführungen zur Pilotproduktion nichtaggregierter Keramikpulver als 
Rohstoffe für die Textilveredelung sowie die Nanopulver-Pilotanlage 
an der EMPA. Die hergestellten Nanopartikel betitelte er als "Zwerge 
mit Riesenkräften": 30 Gramm Pulver haben dieselbe Oberfläche wie 
ein Fussballfeld. Potenzielle Anwendungsgebiete sind die Schaffung 
von noch besser flammhemmenden Materialien bei weniger 
Wärmeentwicklung, selbstreinigende Oberflächen und mehr.
Die Entwicklung von Faser-Polymer-Kompositen auf der Basis der 
Nanotechnologie erläuterte Christopher Plummer. Der EPFL-Forscher 
stellte dar, dass Stärke, Transparenz und Flammresistenz bei 
gleichzeitiger massiver Gewichtsreduktion des Materials gewichtige 
Argumente sind pro Nanokompositfasern. Im EPFL-Labor werden bereits 
Nanofasern gesponnen, und Plummer sieht als nächstes Ziel "die 
integrierte Verarbeitung von nanoskopisch aktiven Elementen".
Der "Trick" in der Produktion
Jens Gobrecht vom Paul Scherrer Institut (PSI) beklagte das 
technologische Manko bei der industriellen Produktion im 
Nanobereich. Er warf die Frage nach der Einsetzbarkeit von 
definierten Nanostrukturen zur industriellen Produktion auf. Sein 
Fazit: Nanotechnologie soll nicht zur direkten Herstellung von 
Produkten, sondern vielmehr zur Produktion der entsprechenden 
Werkzeuge eingesetzt werden. Als absolute Neuheit präsentierte er 
erste Forschungsergebnisse in der Oberflächenformung zur Rundum- 
Strukturierung von Polypropylenfasern.
An der Universität Genf wird ebenfalls intensiv an den Grundlagen 
geforscht. "Wir sind interessiert zu erfahren, was auf der 
Oberfläche von Textilien passiert, wie bestimmte Partikel mit 
Textilien interagieren und wie Polymere zur Oberflächenmodifizierung 
aufgetragen werden können", führte Michael Borkovec aus. Seiner 
allgemein gehaltenen Einführung liess er Erklärungen folgen über 
Arbeitsweise und Messtechniken sowie über verschiedenste Ergebnisse 
aus Forschungsanstrengungen und Experimenten.
Zum Abschluss der Wissenschaftsreferate gab Dirk Hegemann (EMPA) 
einen Einblick in die Nanoanalytik an Textilien. Mit einer Vielzahl 
von Methoden - vom Wiegen bis zur Kontaktwinkelmessung - können 
heute Oberflächen im Nanometerbereich umfassend analysiert und 
daraus Schlüsse für die Weiterentwicklung gezogen werden.
Den Dialog fördern
"Wir haben heute gesehen, dass die Textilindustrie träumen darf", 
resümierte TEMAS-CEO und TOP NANO 21-Direktor Karl Höhener, "auch 
wenn das globale wirtschaftliche Umfeld eine andere Sprache 
spricht". Er unterstrich die Wichtigkeit, "dass wir uns aufmachen, 
Produkte zu verbessern und neue Funktionen für den Markt zu 
entwickeln". Die Nanotechnologie ist ein Hilfsmittel dazu, das erst 
ganz am Anfang der Entwicklung steht. "Aber mit Nanotech eröffnet 
sich der Textilindustrie ein interessantes Spielfeld - besonders für 
KMU."
Pascal Lorenzini, www.coteq.ch
Kontakt Empa: Sabine Voser,Abteilung Kommunikation/Marketing,  
Tel. 01 823 45 99, E-mail:  sabine.voser@empa.ch

Plus de actualités: Eidg.Materialprüf.- u. Forschungsanstalt
Plus de actualités: Eidg.Materialprüf.- u. Forschungsanstalt