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Investitionen in der Schweiz sind 300-mal höher: "Ohne Bildung keine Entwicklung"

Investitionen in der Schweiz sind 300-mal höher: "Ohne Bildung keine Entwicklung"
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Zürich/Addis Abeba (ots)

Warum hinkt Afrikas Wirtschaft hinterher? Entscheidend ist die Bildung. In der Schweiz investiert der Staat in jede Schülerin und in jeden Schüler pro Jahr 22.700 Franken, so das Statistische Bundesamt. In Äthiopien liegt die Vergleichszahl laut der US-Behörde für Entwicklungszusammenarbeit USAID bei rund 68 Franken - also lediglich bei 0,3 Prozent der in der Schweiz eingesetzten Mittel. Wie man trotz dieses Missverhältnisses Fortschritte erreicht, erklärt das Schweizer Hilfswerk Menschen für Menschen.

"Ohne Bildung gibt es keine Entwicklung!": Das war die Leitlinie von Karlheinz Böhm (1928 - 2014), Schauspieler und Gründer der Äthiopienhilfe Menschen für Menschen: Arme Familie brauchen keine Almosen, sie brauchen Hilfestellungen, um sich aus ihrer Not herauszuarbeiten, also neues Wissen und Können. Doch der Satz stimmt auch umgekehrt: Ohne Entwicklung keine Bildung. "In unseren Projektgebieten waren Eltern oft nur wenige Jahre oder überhaupt nicht in der Schule", sagt Kelsang Kone, Geschäftsführer von Menschen für Menschen. Nur die Hälfte der Erwachsenen in Äthiopien können lesen und schreiben. Zwar besuchten mittlerweile die allermeisten Kinder in Äthiopien die ersten Klassen. "Doch aus Armut brechen viele von ihnen wieder ab." Nach den offiziellen Statistiken durchlaufen nur 70 Prozent der Mädchen und Buben die ersten acht Schuljahre. Danach ist die Schulkarriere für die meisten Teenager zu Ende, weil es keine weiterführende Schule in ihrer Nähe gibt.

Nach Angaben des äthiopischen Bildungsministeriums sollten 29,3 Millionen Kinder und Jugendliche die Schulen im Land besuchen. Tatsächlich hätten im Schuljahr 2022/23 aber nur 16,3 Millionen Schülerinnen und Schüler den Unterricht besucht. Das bedeutet, dass 45 Prozent der Kinder und Jugendlichen nicht in der Schule waren. Als Hauptgründe werden im Norden des Landes Kriegsauswirkungen genannt, in anderen Landesteilen die langanhaltende Dürre.

Schülerclubs klären auf

"Wo das Schulwesen versagt, sind wir als Hilfswerk besonders gefragt", betont Kone. "Wie können wir mit unseren beschränkten Mitteln den Menschen die Kenntnisse bringen, die es ihnen ermöglichen, aus ihrer Armut herauszukommen?" Immer gehe es darum, mit Hilfe lokaler Mitarbeiter die Probleme zu analysieren und Lösungen zu finden, die geringe Kosten mit einem möglichst grossen Nutzen verbinden.

Ein Beispiel sei die Aufklärung in abgelegenen ländlichen Gebieten, wo Mädchen in frühe Ehen gedrängt werden und ihre Schule abbrechen. Ohne Familienplanung bekommen junge Frauen so viele Kinder, dass ihr Lebensweg in Armut zementiert wird. "Deshalb initiiert Menschen für Menschen im ländlichen Bezirk Abaya Schülerclubs." Darin finden engagierte Jugendliche zusammen, um ihre Mitschülerinnen und Mitschüler über schädliche Traditionen aufzuklären - in Theaterstücken, Gedichten und Vorträgen auf dem Schulgelände. Das junge Publikum wirkt nach den Veranstaltungen auf die Eltern ein. Menschen für Menschen trägt so dazu bei, dass sich Familienplanung durchsetzt. Bekam eine Frau in Äthiopien vor dreissig Jahren im Schnitt sieben Kinder, sind es jetzt statistisch weniger als vier.

In städtischen Slums gibt es Gesundheitsgefahren, weil zumeist eine Kanalisation fehlt. Manche Menschen haben nicht einmal Plumpsklos. Gerade die Frauen schämen sich: Viele gehen nur nachts auf Brachflächen, um ihre Notdurft zu verrichten. Die Einwohner haben keine Zeitungen, kein Internet und oft auch kein TV. Aber sie nutzen batterie- und mit Solarzellen betriebene Radiogeräte. In der Stadt Debre Berhan produziert Menschen für Menschen einfache Programme und Spots, die von einem populären Sender gebracht werden. In den Beiträgen geht es vor allem um WASH-Themen, also um Wasser, Sanitärversorgung und Hygiene.

Das Radio unterstützt die Hausbesuche der Mitarbeiter des Hilfswerks, wo sie unter anderem für die Verteilung von Kanistern mit Wasserhähnen als Handwaschmöglichkeit sorgen und dafür, dass die Menschen gemeinschaftlich genutzte Latrinen errichten.

Junge Leute brauchen Arbeit

Neben solcher Aufklärung sorgt Menschen für Menschen auch für Berufsbildung. "Die jungen Menschen in Äthiopien brauchen dringend Arbeit", betont Kelsang Kone. In der Hauptstadt Addis Abeba erhalten halbjährlich rund 120 besonders arme Frauen eine Ausbildung zur Hauswirtschafterin. Meseret Tegene ist eine davon. Ihre Familie verarmte in der Covid-Pandemie. Ihr kleiner Bub Amen erkrankte, er war unterernährt, als Menschen für Menschen die Mutter in die Ausbildung aufnahm. Während sie den Unterricht besuchte, wurde er in der von der Stiftung betriebenen Kinderkrippe aufgepäppelt. Heute arbeitet Meseret Tegene selbst in einem Kindergarten: "Ich kann mich selbst versorgen. Das ist das Wichtigste für mich!"

In der Stadt Debre Berhan erhalten 120 arbeitslose junge Leute Starthilfe bei der Gründung eines Kleingewerbes. Einer der Gründer ist Abraham Haileleul. Der 23-jährige schlug sich als Schuhputzer durch, hatte keine Perspektive. Nach einem dreimonatigen Intensivkurs, den Menschen für Menschen ermöglichte, eröffnete er einen kleinen Laden für die Reparatur von Mobiltelefonen: "Endlich fühle ich mich nicht mehr machtlos."

Online-Event mit Absolventin

In einem Online-Event kann die Öffentlichkeit Meseret Tegene kennenlernen. Am Donnerstag, 26. Oktober um 12.30 Uhr bietet Menschen für Menschen allen Interessierten die Möglichkeit, an einem Videogespräch mit der Absolventin unserer Hauswirtschaftsausbildung teilzunehmen und die Lebensumstände junger Menschen in Äthiopien aus erster Hand zu erfahren. Anmeldungen sind über die Website mfm.ch möglich.

Menschen für Menschen setzt sich gegen Armut und Hunger ein. Die Stiftung wurde von dem Schauspieler Karlheinz Böhm (1928 - 2014) gegründet. Im Geiste des Gründers schafft das Schweizer Hilfswerk Lebensperspektiven für die ärmsten Familien in Äthiopien. Ziel der Arbeit ist es, dass sie in ihrer Heimat menschenwürdig leben können. Schwerpunkte der einzelnen Projekte sind Frauenförderung, Berufsbildung, Mikrokredite, Kinderhilfe, Familienplanung und landwirtschaftliche Entwicklung. Die Komponenten werden nach den lokalen Bedürfnissen kombiniert und mit sorgfältig ausgewählten einheimischen Partnern umgesetzt.

Spendenkonto:

Postkonto 90-700 000-4

IBAN: CH97 0900 0000 9070 0000 4

Online spenden: www.mfm.ch

Pressekontakt:

Für zusätzliche Informationen oder Interviews mit Experten, wenden Sie sich bitte an:
Michael Kesselring | m.kesselring@mfm.ch | Tel.: +41 (0)43 499 10 60

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