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Angestellte Schweiz / Employés Suisse

Frühjahrstagung der Angestellten Schweiz VSAM: Der Werkplatz Schweiz hat Zukunft!

Zürich (ots)

Die Angestellten Schweiz VSAM haben für ihre
Frühjahrstagung einen optimistischen Titel gewählt. Dies mit Absicht 
und mit Grund, und im vollen Bewusstsein, dass es gerade auch um 
Arbeitsplätze geht. Arbeitsplätze, die in der Maschinen-, Elektro- 
und Metallindustrie ja tendenziell weniger werden, respektive 
teilweise in den nahen oder fernen Osten abwandern. Doch der 
Werkplatz Schweiz ist heute international konkurrenzfähig und er 
hat, wenn wir ihm gebührlich Sorge tragen, gute Perspektiven für die 
Zukunft. Das zeigten die scharfen Analysen der prominenten 
ReferentInnen aus Politik, Wirtschaft, Verbänden und Hochschule 
klar.
High Noon für den Werkplatz Schweiz? 
Der Direktor des Arbeitgeberverbands, Dr. Peter Hasler, stellte im 
ersten Referat die provokative Frage, ob für den Werkplatz Schweiz 
der High Noon gekommen sei. Unser Land sei einerseits starken 
internationen Trends wie der Globalisierung und einer 
Liberalisierung des Handels ausgesetzt, andererseits mit den neuen 
Playern China und Osteuropa konfrontiert. Gleichzeitig leide die 
Schweiz unter einer Wachstumsschwäche und mangelendem Wettbewerb im 
Inland, habe mit der demografischen Entwicklung zu kämpfen und habe 
einen Reformstau. Für den Werkplatz Schweiz sieht Hasler die 
Vorteile Arbeitsmarktflexibilität, gute Qualität, hohes 
Ausbildungsniveau, sozialer Friede und steigende Produktionskosten 
im Ausland. Es gelte aber, den Werkplatz Schweiz in diversen Punkten 
zu optimieren, nämlich bezüglich Lohnkosten, Sozialkosten, 
Steuerbelastung, Regulierung, Abbau von Handelshemmnissen und 
Verhältnis zur EU. Bedrohen könnten unseren Werkplatz vor allem die 
hohen Kosten, die hohen Löhne, die wachsende Administration und das 
Aufholen der anderen Länder.
Die Anzahl der Arbeitsplätze nimmt im Industriesektor stetig ab – 
Ausnahme ist die Pharma- und Chemieindustrie. Müsste man die 
Auslagerung von Arbeitsplätzen ins Ausland stoppen? Der 
Arbeitgeberdirektor ist klar der Meinung, dass man dies nicht tun 
sollte, denn die Auslagerung betreffe unrentable Arbeitsplätze. Die 
betroffenen Arbeitnehmenden würden neue Jobs finden. Zudem gebe es 
auch Insourcing. In der Schweiz entstünden so höherwertige 
Arbeitsplätze. Letzlich ginge es den Unternehmen der 
Maschinenindustrie, die Arbeitsplätze auslagerten, darum, neue 
Märkte zu erschliessen und ihre Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern, 
also um eine Expansionsstrategie. So würden auch Arbeitsplätze in 
der Schweiz gesichert. Als Lichtblicke für die Schweiz wertete 
Hasler, dass die Forschung mit ausländischer Beteiligung wächst und 
die Patentanmeldungen zunähmen. Der Werkplatz Schweiz habe Chancen, 
so sein Fazit. Es liege in unserer Hand, die Rahmenbedingungen zu 
optimieren.
Chancen und Risiken des Denk- und Werkplatzes Schweiz 
Die Rechtsanwältin und Präsidentin der CVP Schweiz wies zu Beginn 
ihrer Rede auf die hohe Arbeitslosigkeit und die Verunsicherung im 
Zusammenhang mit der Ausdehnung auf die zehn neuen EU-Staaten hin. 
„Ist unser Werkplatz bedroht?“ fragte sie. Und: „Wie kann die 
Auslagerung von Arbeitsplätzen verhindert werden?“
Doris Leuthard möchte angesichts der Osterweiterung der EU, der 
sich 
wandelnden Beziehungen zu Europa und dem Boom in China bei den 
Rahmenbedingungen ansetzen. Diese müssten so beschaffen sein, dass 
sie den Schweizer Unternehmen ermöglichten, konkurrenzfähig zu sein. 
„Es ist der Auftrag der Politik, durch effiziente Abläufe, geringe 
administrative Regulierungen, exzellente Infrastrukturen, eine 
attraktive Steuersituation, hervorragende Bildungs- und 
Forschungsinstitutionen, sichere Sozialwerke etc. gesunde und 
entwickelbare Arbeitsplätze zu erhalten und auszubauen“, sagte die 
PolitikerInnen an die Adresse ihrer PolitkollegInnen.
Perspektiven der (Berfus-)Bildung für den globalisierten 
Werkplatz Schweiz 
Der Ordinarius für Soziologie an der Universität Zürich, 
Prof. Dr. Hans Geser, stellte sich den folgenden zwei Fragen: Welche 
Anforderungen stellt der globalisierte Werkplatz Schweiz an die 
Bildung und Berufsbildung? Wie eignet sich unser Bildungssystem, um 
sie abzudecken? Er stellte zu diesem Themenkreis sieben Thesen auf:
1. Im Vergleich zu anderen OECD-Staaten hat sich die Schweiz (v. 
a. 
im deutschen Sprachraum) für einen eher restriktiven Ausbau der 
allgemeinen Schulausbildung entschieden, indem die meisten 
Jugendlichen nach neun Jahren das allgemeinbildende Schulsystem 
verlassen. Damit nehme die Schweiz u.a. in Kauf, dass manchen 
Jugendlichen zu begrenzte Möglichkeiten bildungsmässiger 
Selbstentfaltung geboten werden und Firmen und Branchen mit hohem 
Bildungsbedarf keinen optimalen Arbeitsmarkt vorfänden.
2. Seit Beginn der Industrialisierung hängt der ökonomische 
Forschritt relativ wenig von der formalen Ausbildung ab, weil die 
Tendenz besteht, Humanqualifikation durch Technologie und 
Organisation zu substituieren. Vor allem könne kein deutlicher 
kausaler Effekt des allgemeinen Bildungsniveaus auf das 
Wirtschaftswachstum nachgewiesen werden.
3. In zahlreichen Industrie- und Dienstleistungsbereichen wird 
Humanqualifikation als Produktionsfaktor heute wichtiger. Dies u.a., 
weil viel Wissen erforderlich ist, um die Potenziale elektronischer 
und informatischer Technologien auszuschöpfen.
4. Formale Ausbildungssysteme sind relativ ungeeignet, um den 
Wissensbedürfnissen hochdifferenzierter und dynamischer 
Wirtschaftssysteme Rechnung zu tragen. Stattdessen würden 
praxisnähere und informellere Wissensformen in den Vordergrund 
treten: Personengebundenes Wissen und informelles Kollektivwissen.
5. Die Kluft zwischen Schule und Arbeitswelt nimmt ständig zu. 
Mit 
wachsender Differenziertheit und Dynamik der Arbeitswelt werde es 
immer schwieriger, die Leistungen der Schule instrumental auf die 
Bedürfnisse der Wirtschaft zu beziehen. Nicht die viel geschmähte 
"Ökonomisierung der Bildung", sondern die wachsende Wirtschaftsferne 
des Schulsystems sei das hauptsächliche Problem.
6. Das bestehende Schweizerische Berufsbildungssystem wird durch 
diese Entwicklungen einerseits aufgewertet, andererseits vor 
verschärfte Anpassungsforderungen gestellt. Das duale (bzw. triale) 
System biete die Basis für vielfältige neue 
Kombinationsmöglichkeiten zwischen theoretischem und praktischen 
(bzw. betrieblichem und überbetrieblichem) Lernen, die aber nur in 
einem unterstützenden gesellschaftlichen Umfeld und bei Kooperation 
aller beteiligten Akteure nutzbar seien.
7. Die Globalisierung zwingt alle Länder und Regionen stärker 
dazu, 
ihre je spezifischen, historisch gewachsenen Ressourcen und 
Leistungsfähigkeiten auszunutzen, um im internationalen Wettbewerb 
zu bestehen: insbesondere auch ihr „soziales Kapital“. Im Falle der 
Schweiz gehörten dazu: • auf individueller Ebene: bestimmte 
Mentalitäten der Arbeitsmotivation und eigenverantwortlichen 
Problemlösung; • auf kollektiver Ebene: bestimmte Formen der 
Kooperation zwischen Firmen, Verbänden und staatlichen Stellen, auf 
denen die ökonomische Leistungsfähigkeit unserer Erwerbtätigen und 
Unternehmen beruhe.
Standort Schweiz: Besser als sein Ruf! 
Nicht in den Chor der 
Jammerer über die Wachstumsschwäche der Schweiz einstimmen mochte 
Andreas Schaffner, Redaktor beim Schweizer 
Fernsehen. Im Gegenteil: Er betonte, dass unser Land eben auch viele 
Stärken habe wie hoch qualifizierte Arbeitskräfte, eine gute 
Sozialpartnerschaft, innovative Unternehmer, einen guten Zugang zu 
den Märkten, eine hohe Produktivität oder ein Bewusstsein für 
Qualität. Die jüngsten Ergebnisse von Unternehmen nicht nur aus dem 
Bankensektor seien gut bis sehr gut. Im letzten Jahr hätten sich 526 
ausländische Firmen neu angesiedelt und über 2000 Arbeitsplätze 
geschaffen. Für internationale Hauptsitze sei die Schweiz immer noch 
eine bevorzugte Adresse.
An Hand zahlreicher Beispiele zeigte Andreas Schaffner dann auf, 
wie 
am Standort Schweiz im Schatten der grossen Industrieunternehmen 
zahlreiche kleine und mittlere Unternehmen gewachsen sind, die im 
internationalen Wettbewerb mithalten können.
So z.B. in der schon tot geglaubten Textilindustrie. Dort hätten 
einerseits Saurer und Rieter wieder Fuss gefasst. Andererseits 
hätten kleinere Unternehmen mit hoch innovativen Produkten neue 
Märkte gefunden: Hermann Bühler stellt Bio-Baumwollgarne her, 
Schoeller Textil Stoffe für die Mammut-Outdoorbekleidung, Lantal 
schwer entflammbare und abriebfeste Textilien für Flugzeuge.
Wer hätte gedacht, dass in der Schweiz gegen 30 000 Personen 
indirekt für die Autoindustrie arbeiten? Automobilzulieferer wie 
Georg Fischer, Rieter, Sarna oder Wicor gehören zu den wichtigsten 
Europas. Sie sind Kosten- und Innovationsführer.
Für Andreas Schaffner sind solche Unternehmen heimliche 
Champions. 
„Die Hidden Champions zeichnen sich darin aus, dass sie in einem 
Markt die Führerschaft übernehmen, und dies womöglich weltweit“, so 
definiert er sie. Als typisches Beispiel nannte er Maxon Motor. Das 
Unternehmen produzierte ursprünglich Scherfolien für Braun-Rasierer. 
Seit 1968 werden Gleichstrommotoren gebaut, die sogar in 
internationalen Raumfahrtprogrammen zum Einsatz kommen.
Als Schlüsselbranche sieht Schaffner schliesslich die 
Medtechbranche. Deren Markt habe riesiges Potenzial. Zimmer werde 
400 weitere Arbeitsplätze in Winterthur schaffen. Unternehmen wie 
Straumann und Synthes produzieren erfolgreich in unserem Land. 
Hocoma hat in sechsjähriger Forschungstätigkeit einen Gangroboter 
entwickelt, der Patienten beim Gehtraining unterstützt.
„Erfolgreiche Unternehmensgründungen müssen nichts Spektakuläres 
sein. Der Erfolg stellt sich ein, wenn das Produkt gut ist, nicht 
wenn die Lancierung möglichst für Wirbel sorgt.“ Mit dieser 
Feststellung schloss Andreas Schaffner sein aufschlussreiches 
Referat ab.
Arbeitsmarktfähige Angestellte haben Zukunft!
Vital G. Stutz, dem Geschäftsführer der Angestellten Schweiz VSAM, 
ging es im Schlussreferat darum, aufzuzeigen, dass in der heutigen 
Arbeitswelt eine gute Arbeitsmarktfähigkeit die wichtigste 
Eigenschaft der Mitarbeitenden ist.
„Auch der Arbeitsmarkt ist halt nur ein Markt“, führte Stutz aus. 
Vielleicht sei er nicht sehr transparent und gewiss nicht nur 
rational – eben menschlich. „Aber gerade weil es ein Markt ist, kann 
ihn jeder von uns beeinflussen, indem er sich selber weiter 
entwickelt oder verändert“, schloss er daraus. Da im Gleichschritt 
mit dem rasanten Fortschritt unser erlerntes Wissen und Können 
relativ rasch veralte, bleibe meist nur die Aus- und Weiterbildung, 
um unsere Kompetenzen aufzufrischen oder neue zu erwerben. Die 
Verantwortung dafür liege „unzweifelhaft“ bei jedem einzelnen 
Angestellten selber wie auch bei den Arbeitgebern und dem Staat.
Die Vorteile der Arbeitsmarktfähigkeit seien für alle Beteiligten 
mannigfach:
•	Sie erhöht die Gewissheit der Angestellten, eine Arbeit 
trotz aller Veränderungen und steigenden Anforderungen gut zu 
bewältigen.
•	Sie erhöht die Chancen einer Laufbahn, respektive 
erfolgreich wieder eine Arbeit zu finden.
•	Sie ersetzt die früher von einigen Arbeitgebern gewährte 
implizite Arbeitsplatzgarantie.
•	Sie ist für Angestellte wertvoll, weil sie nicht vom 
jetzigen Arbeitgeber abhängig sind.
•	Sie ist für die Arbeitgeber wertvoll, weil ihre Angestellten 
aktuelles Wissen und Know-how haben, was für Effizienz, 
Produktivität und Innovation notwendig ist.
•	Sie ist für den Staat wichtig, weil ein hohes Angebot an 
qualifizierten Angestellten ein zentraler Standortvorteil ist.
Für Rückfragen: Hansjörg Schmid, Mediensprecher VSAM, Tel. 01 368 10 
31, Natel: 076 443 40 40
Der Verband für die Angestellten in der Maschinen-, Elektro- und 
Metallindustrie, Angestellte Schweiz VSAM, wurde 1918 gegründet. 50% 
der in der Branche organisierten Mitarbeitenden sind Mitglied beim 
VSAM. Im Rahmen des Gesamtarbeitsvertrages der Maschinenindustrie 
ist er damit der führende Sozialpartner auf der Arbeitnehmerseite.

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