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Schweizerischer Nationalfonds / Fonds national suisse

Sperrfrist 29.10 1100 - SNF: Abschluss des Nationalen Forschungsprogramms «Muskuloskelettale Gesundheit - Chronische Schmerzen» (NFP 53)

Bern (ots)

Sperrfrist bis 29.10.2009, 11:00 Uhr
Wie der Bewegungsapparat lebenslänglich geschützt und erhalten 
werden kann
Beschwerden des Bewegungsapparats treten in der westlichen Welt 
sehr häufig auf. In der Schweiz führen sie zu Kosten von mehreren 
Milliarden Franken pro Jahr. Das nun abgeschlossene Nationale 
Forschungsprogramm «Muskuloskelettale Gesundheit - Chronische 
Schmerzen» (NFP 53) hat aufgezeigt, dass der Bewegungsapparat 
lebenslang geschützt und erhalten werden muss, um Leiden zu vermeiden
und die Kosten zu vermindern.
Rückenschmerzen plagen neun von zehn Menschen mindestens einmal in
ihrem Leben. Während der letzten fünf Jahre widmete sich das 
Nationale Forschungsprogramm «Muskuloskelettale Gesundheit - 
Chronische Schmerzen» (NFP 53) der Frage, wie Rückenschmerzen und 
andere Beschwerden des Bewegungsapparates besser behandelt oder sogar
vermieden werden können. Denn muskuloskelettale Erkrankungen belasten
nicht nur die Betroffenen und ihre Angehörigen, sondern verursachen 
auch direkte und indirekte Kosten von sechs bis 14 Milliarden Franken
pro Jahr.
Im Rahmen von insgesamt 26 Projekten haben Forschende zahlreiche 
neue Möglichkeiten entdeckt und entwickelt, um die Gesundheit des 
Bewegungsapparates in allen Altersgruppen zu fördern. Das Potential 
dieser und bereits bestehender Möglichkeiten wird aber noch 
ungenügend genutzt: Den Verantwortlichen des NFP 53 zufolge muss das 
vorhandene Wissen konsequenter in der medizinischen Praxis und vor 
allem auch in der Prävention umgesetzt werden, um Leiden zu vermeiden
und die Gesundheitskosten zu verringern. Der Schutz und die Erhaltung
des Bewegungsapparates bleiben somit vordringliche lebenslange 
Aufgaben, allerdings mit unterschiedlichen Akzenten in den 
verschiedenen Lebensphasen.
Wenn Sport den Hüften schadet
Der Bewegungsapparat entwickelt sich in der Kindheit und Jugend. 
Abwechslungsreiche und häufige Bewegungsabläufe unterstützen während 
dieser Zeit den optimalen Aufbau von Knochen- und Muskelmasse. Wie 
ein NFP53-Projekt jedoch gezeigt hat, sind für junge Menschen mit 
erhöhtem Risiko für Hüft-Arthrosen nicht alle Sportarten gleich gut 
geeignet. Michael Leunig von der Schulthess Klinik in Zürich und 
Peter Jüni vom Institut für Sozial- und Präventivmedizin der 
Universität Bern haben bei 1098 jungen Männern und 283 jungen Frauen 
untersucht, wie stark sich der Oberschenkelknochen in der 
Hüftgelenkpfanne drehen kann. Dabei zeigte sich, dass ein Viertel der
Versuchsteilnehmer die Unterschenkel beim Sitzen weniger stark nach 
aussen drehen kann und deshalb eine so genannte verminderte 
Innenrotation der Hüfte aufweist. Zusätzliche Untersuchungen legen 
nahe, dass die verringerte Beweglichkeit mit strukturellen 
Veränderungen und erhöhten mechanischen Belastungen des 
Oberschenkelknochens oder der Hüftgelenkpfanne einhergeht. Dies ist 
insofern relevant, als dass wiederholte Belastungen des Hüftgelenks 
eine Arthrose auslösen können. Deshalb sollten Personen mit einer 
verminderten Innenrotation der Hüfte zusätzliche Risiken vermeiden 
und auf Sportarten mit schnellen und kraftvollen Hüftbewegungen wie 
zum Beispiel Eishockey oder Karate verzichten.
Mit aktivem Training zurück zur Arbeit
Im Erwerbsalter drängt sich neben der Vermeidung von Risiken vor 
allem die Aufrechterhaltung der Arbeitsfähigkeit auf. Erkrankungen 
des Bewegungsapparates, insbesondere chronische Rückenschmerzen, 
gehören zu den wichtigsten Ursachen für eine dauerhafte Invalidität: 
Mehr als ein Fünftel aller zugesprochenen Invaliditätsrenten sind auf
Krankheiten des Bewegungsapparates zurückzuführen. Stefan Bachmann 
von der Klinik für Rheumatologie und Rehabilitation des 
Bewegungsapparates in Valens hat bei 174 Patienten mit chronischen 
Rückenschmerzen unterschiedliche Behandlungsmethoden miteinander 
verglichen. Das aktive Training - die so genannte 
funktionsorientierte Behandlung - strebt die Verbesserung der 
körperlichen Leistungsfähigkeit an: Die Patienten werden 
aufgefordert, weiter zu trainieren, auch wenn die Schmerzen zunehmen.
Auch bei der herkömmlichen Behandlung ist körperliche Aktivität 
erwünscht, allerdings nur, wenn sie nicht weh tut. Bachmann hat 
festgestellt, dass Betroffene dank aktivem Training im Vergleich zur 
üblichen Behandlung innerhalb eines Jahres durchschnittlich 40 Tage 
weniger bei der Arbeit ausfallen. Bei einem im Rahmen des NFP 53 
durchgeführten Kostenvergleich drei Jahre nach der Behandlung kommt 
er zum Schluss, dass sich aktives Training nicht nur positiv auf den 
Erhalt der Arbeitsfähigkeit auswirkt, sondern den Arbeitgeber und die
Invalidenversicherung auch wesentlich günstiger zu stehen kommt.
Bremskraft trainieren und Stürze vermeiden im Alter
Schliesslich gilt es im Alter, die Selbständigkeit möglichst lange zu
bewahren. Denn im Alter nimmt die Leistungsfähigkeit der Muskeln ab, 
das Sturzrisiko aber zu. Stürze sind eine der häufigsten Ursachen, 
weshalb betagte Menschen pflegebedürftig und in ein Heim eingewiesen 
werden. Um Stürze zu vermeiden, müssen betagte Personen ihre Kraft, 
ihre Beweglichkeit und ihre Koordination fördern. Dafür braucht es 
spezifische Trainingsprogramme. Die Gruppe um Hans Hoppeler am 
Institut für Anatomie der Universität Bern hat bei über 80-jährigen 
gesunden Frauen und Männern eine speziell für diese Altersgruppe neu 
entwickelte Trainingsmethode getestet. Am so genannten exzentrischen 
Ergometer, der einem Hometrainer ähnlich sieht, werden die Pedale von
einem Motor angetrieben und von den Trainierenden abgebremst. Das 
Bremstraining nimmt die Beinmuskeln intensiv in Anspruch- und 
steigert deren Kraft mindestens ebenso wie herkömmliche 
Trainingsmethoden -, schont jedoch das Herz. Zudem stellt das 
Trainingsgerät wegen der ständig wechselnden Antriebskraft hohe 
Anforderungen an die Koordinationsfähigkeiten der Teilnehmenden. Laut
Hoppeler sollten die Trainingsprotokolle auch für über 80-Jährige auf
Leistungsgewinn abzielen, das erfordere jedoch ein regelmässiges 
Training an mehr als 2 Tagen pro Woche.
Nationales Forschungsprogramm «Muskuloskelettale Gesundheit - 
Chronische Schmerzen» (NFP 53)
Im Rahmen des NFP 53 haben seit April 2004 insgesamt 26 verschiedene 
Forschungsprojekte die Gesundheit des Bewegungsapparats in der 
Schweizer Bevölkerung ausgeleuchtet. Dabei haben Forschende die 
Ursachen der Beschwerden untersucht, die bestehenden Therapien 
kritisch hinterfragt und neue Ansätze entwickelt, mit denen die 
Gesundheit des Bewegungsapparates aufrechterhalten oder 
wiederhergestellt werden kann. Dem NFP 53 standen dafür 12 Millionen 
Franken zur Verfügung.
Das NFP 53 fordert, dass gesundheitliche Beschwerden des 
Bewegungsapparates auch nach Abschluss des Forschungsprogramms ernst 
genommen werden. Weiterhin sind Anstrengungen nötig, um künftig die 
Prävention stärken, die Rehabilitation optimieren und 
Fehlbehandlungen vermeiden zu können.
Diese Medienmitteilung steht ab dem 29.10.2009, 11.00 Uhr, auf der
Website des Schweizerischen Nationalfonds zur Verfügung: www.snf.ch >
Medien > Medienkonferenzen

Kontakt:

Prof. Dr. med. Andreas Stuck
Geriatrie Universität Bern
Spital Netz Bern Ziegler
Morillonstr. 75
CH-3001 Bern
Tel. +41 31 970 73 36
Handy +41 76 363 23 38
Fax +41 31 970 76 47
E-Mail: andreas.stuck@spitalne

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