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Fastenopfer

1000 Bäuerinnen und Bauern fordern das Seco heraus

1000 Bäuerinnen und Bauern fordern das Seco heraus
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26.02.2020 Luzern/ Bern. Derzeit verhandelt die Schweiz ein Freihandelsabkommen mit Malaysia. Tritt es in Kraft, verlieren malaysische Bäuerinnen und Bauern die Kontrolle über ihr Saatgut an die Agrarkonzerne. Das bedroht ihre Lebensgrundlage. Fastenopfer, Brot für alle und Partner sein unterstützen deshalb ihre Protestaktion, die mittlerweile vier Kontinente umfasst.

"Wir leben von der Landwirtschaft", sagt Borhan Omar, Gemeinderatsmitglied des Dorfes Sungai Rusa in Malaysia. Seit Generationen züchten die Bauernfamilien seiner Gemeinde ihr eigenes Saatgut. Sie vermehren, tauschen und verkaufen es. Genau das will aber ein neues Gesetz verbieten. "Wenn wir nicht mehr eigenes Saatgut produzieren dürfen, bestimmen die Saatgutfirmen den Preis. Das Gesetz verhindert zudem, dass wir den kommenden Generationen unser traditionelles Wissen weitergeben können", sorgt er sich.

Im geplanten Freihandelsabkommen fordert die Schweiz, dass Malaysia ein strenges Sortenschutzgesetz auf Saatgut einführt (gemäss UPOV 91-Abkommen). Sortenschutz - eine Art Patentschutz auf Saatgut - garantiert Züchterinnen und Züchtern Monopolrechte. Davon profitieren vor allem Agrarkonzerne, während Bäuerinnen und Bauern Saatgut nicht mehr frei tauschen und verkaufen dürfen. In Zukunft werden sie es jedes Jahr teuer von Saatgutfirmen kaufen müssen. Das Angebot der internationalen Konzerne ist auf einige wenige Sorten beschränkt und meist nicht an lokale Gegebenheiten angepasst. Damit sie wachsen und reiche Früchte tragen, brauchen sie zudem Dünger und Pestizide - von den gleichen Konzernen. Für die Agrarindustrie ist das ein saftiges Geschäft, die Auswirkungen auf Umwelt und Biodiversität hingegen sind verheerend.

Für Brot für alle, Fastenopfer und Partner sein ist das inakzeptabel. "Das von der Schweiz geforderte Sortenschutzgesetz führt dazu, dass die Menschen das Recht an ihrem eigenen Saatgut verlieren. Das widerspricht der UN-Deklaration für die Rechte von Kleinbauern und -bäuerinnen, welche 2018 von der Schweiz mitunterzeichnet wurde", sagt Tina Goethe, die bei Brot für alle das Thema Recht auf Nahrung betreut.

Post aus Malaysia

Heute kontrollieren drei Konzerne weltweit über die Hälfte des kommerziell gehandelten Saatgutes, darunter Syngenta mit Sitz in der Schweiz. Damit entscheiden wenige Unternehmen, was angepflanzt wird und auf den Tisch kommt. Die Folgen davon zeigen sich bereits auch in Ländern, in denen Fastenopfer und Brot für alle tätig sind.

Damit es in Malaysia nicht soweit kommt, haben Borhan Omar und rund 90 malaysische Bäuerinnen und Bauern Briefe ans Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) geschickt, welches die Verhandlungen führt. Sie wollen, dass die Forderung nach einem Sortenschutzgesetz gemäss UPOV 91 aus dem Freihandelsabkommen herausgenommen wird.

In der Schweiz wird die Aktion von zahlreichen Pfarreien und Kirchgemeinden mitgetragen. Aus eigener Betroffenheit und Solidarität mit Malaysia haben zudem über 1'000 Menschen aus Afrika, Lateinamerika, der Schweiz sowie weiteren asiatischen Ländern einen Brief ans Seco geschrieben. "Viele Partnerorganisationen aus Ländern, in denen das Sortenschutzgesetz bereits in Kraft ist, beklagen massive Einschränkungen für die Bäuerinnen und Bauern. Und dort, wo es noch nicht umgesetzt wurde, schwebe es wie ein Damoklesschwert über ihnen", sagt Claudia Fuhrer, bei Fastenopfer zuständig für Recht auf Nahrung. "Die Schweiz darf daher auch in zukünftigen Handelsabkommen mit Entwicklungsländern keine strengen Sortenschutzgesetze verlangen".

Mit Agrarökologie gegen den Klimawandel

Die industrielle Landwirtschaft mit ihren Monokulturen gehört zu den wichtigsten Verursachern des Klimawandels. Die Hilfswerke setzen sich deshalb für eine Stärkung von agrarökologischen Anbaumethoden ein, die sowohl Prävention gegen den Klimawandel sind, als auch Antwort darauf.

Die Agrarökologie basiert auf der Erfahrung der kleinbäuerlichen Landwirtschaft: Pflanzensorten werden so kombiniert, dass sie sich gegenseitig vor Schädlingen schützen und mit Nährstoffen versorgen. Bauernfamilien, die mit ihrem eigenen Saatgut arbeiten, pflanzen viele verschiedene Sorten und fördern damit die Biodiversität. Sie passen ihre Pflanzensorten laufend den neuen Gegebenheiten an. Das ist zentral für ein intaktes Ökosystem und eine ausgewogene Ernährung.

Unter dem Motto "Gemeinsam für eine Landwirtschaft, die unsere Zukunft sichert" fordern Fastenopfer, Brot für alle und Partner sein in der Ökumenischen Kampagne: Bäuerliches Saatgut und die Kontrolle darüber muss in den Händen der Bäuerinnen und Bauern bleiben.

Mediendossier mit weiterführenden Unterlagen:

- Bilder der Briefaktion:  www.sehen-und-handeln.ch/briefe 
- Weitere Bilder zu Saatgut:  www.sehen-und-handeln.ch/medien 
- Infos:  www.sehen-und-handeln.ch/saatgut 
- "Perspektiven", das Magazin von  Brot für alle und  Fastenopfer zum Thema  

Auskünfte:

Tina Goethe, Verantwortliche Recht auf Nahrung Brot für alle,

goethe@bfa-ppp.ch, 031 380 65 93 / 076 516 59 57.

Claudia Fuhrer, Verantwortliche Recht auf Nahrung Fastenopfer,

fuhrer@fastenopfer.ch, 041 227 59 42.

Matthias Dörnenburg, Leiter Kommunikation Fastenopfer;

doernenburg@fastenopfer.ch, 041 227 59 21.

Gabriela Neuhaus, Medienverantwortliche Brot für alle,

neuhaus@bfa-ppp.ch, 031 380 65 71.

Die Ökumenische Kampagne in Kürze

Brot für alle (reformiert) und Fastenopfer (katholisch) führen seit 1969 jährlich eine Ökumenische Kampagne in den sechs Wochen vor Ostern durch. Seit 1994 beteiligt sich auch Partner sein, das Hilfswerk der christkatholischen Landeskirche. Die Ökumenische Kampagne hat zum Ziel, die breite Öffentlichkeit für die Ungerechtigkeiten zu sensibilisieren, die weltweit zu über 800 Millionen Menschen in Hunger und Armut führen. Diese Realität zu erkennen, genügt jedoch nicht. Deshalb zeigen die drei Werke Handlungsmöglichkeiten auf: Das eigene Konsumverhalten verändern, Menschen in Südprojekten mit einer Spende unterstützen oder sich an einer Aktion beteiligen - so wird die Ökumenische Kampagne zum Inbegriff der gelebten Solidarität.

Brot für alle, Bürenstrasse 12, 3007 Bern. www.brotfueralle.ch
Fastenopfer, Alpenquai 4, 6002 Luzern. www.fastenopfer.ch
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