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Wirtschaftliche Auswirkungen des Ukraine-Krieges geringer als bei COVID - ESPON
Konflikt droht jedoch Unterschiede zwischen Regionen zu verstärken

Brüssel (ots)

Die COVID-19-Pandemie war der schwerste Schock, den die europäische Wirtschaft seit dem 2. Weltkrieg zu verkraften hatte - das erklärte Professor Carlos Llana, Wirtschaftsanalyst an der Universidad Autónoma de Madrid, unlängst anlässlich einer von ESPON organisierten Konferenz.

ESPON (European Territorial Observatory Network) ist ein auf Regionalanalyse spezialisiertes europäisches Kooperationsprogramm. Thema der von ESPON gemeinsam mit der französischen EU-Ratspräsidentschaft veranstalteten Konferenz war der Beitrag europäischer Städte zur wirtschaftlichen Erneuerung.

Llano teilte den Teilnehmerinnen und Teilnehmern mit, dass die im Rahmen des Aufbauplans NextGenerationEU zugewiesenen Mittel geeignet sein sollten, dem Schock der Pandemie entgegenzuwirken - wenn auch vielleicht nicht überall. NextGenerationEU ist ein beispielloses Maßnahmenpaket zur Stärkung des Aufschwungs und zur Förderung einer grüneren, digitalisierteren und widerstandsfähigeren Wirtschaft.

Llana sagte, dass Regionen in Mittelosteuropa in dieser Hinsicht bessere Erfolgsaussichten hätten, während die Aussichten für Norditalien nicht so gut seien. In seinen Augen könnten einige der Kriterien für die Mittelzuweisung die Ungleichheiten zwischen den europäischen Regionen sogar verstärken und damit den Zielen der Kohäsionspolitik zuwiderlaufen.

Der Professor fügte hinzu, dass mehrere Regionen "negative Auswirkungen" der Pandemie erlitten hätten, wobei Irland, das Vereinigte Königreich, Island und Norwegen am härtesten getroffen worden seien. Nicht zufällig handele es sich bei den drei letztgenannten Staaten um keine Mitgliedsländer der EU. Am stärksten profitiert hätten von den Mitteln aus dem Aufbauplan hingegen die Staaten in Mittelosteuropa.

Die Aussichten werden sich jedoch ändern, insbesondere aufgrund des Konflikts in der Ukraine. Dies wird bereits deutlich, wenn man nur allein die dramatisch gestiegenen Preise für Rohstoffe wie Kohle (+97%), Öl (+30%), Strom und Gas (+45%), Metalle (+18%) und Agrarprodukte (+32%) betrachtet. Grund hierfür ist, dass die Volkswirtschaften der Konfliktparteien Russland und Ukraine in einigen strategisch bedeutenden Bereichen mit der europäischen Wirtschaft verbunden sind.

Sollte sich Europa entschließen, die Handelsbeziehungen mit Russland über den Bereich der Öl- und Gaslieferungen hinaus komplett einzufrieren, wären davon die unmittelbar an die Ukraine und Russland angrenzenden Länder am stärksten betroffen, also die baltischen Staaten sowie Länder Mittelosteuropas wie Ungarn, Polen, Rumänien und Bulgarien.

Laut Llano wäre dieses Szenario ein Vorbote neuer politischer Spannungen im Osten. Die italienischen Regionen, in denen sich die Inflation am stärksten auswirkt, würden daraus relativ unbeschadet hervorgehen. Insgesamt würde das BIP der EU um geschätzt 0,6 bis 1,8 Prozent zurückgehen, bei einem angenommenen Verlust an Arbeitsplätzen von mindestens 0,8 bis maximal 3,7 Millionen und einem Anstieg der Inflation gegenüber dem Vorkriegsniveau um 1,3 bis 3,0 Prozent.

Doch selbst auf Grundlage dieses dramatischen Szenarios wären die Auswirkungen des Krieges auf die Wirtschaft immer noch deutlich geringer als der durch COVID-19 ausgelöste Schock. Außerdem wären im Vergleich zur Pandemie diesmal andere Regionen und Sektoren am stärksten von den Auswirkungen betroffen.

Die von Professor Llano vorgestellte Studie hinterließ mehr Fragen als Gewissheiten. Von zentraler Bedeutung ist jedoch sicher die politische Frage, ob die Volkswirtschaften der EU ihre Handelsbeziehungen zu Russland kappen könnten. Laut Llano wäre dies in der aktuellen Phase verkraftbar, solange sich die EU und ihre Mitgliedsstaaten auf eine gemeinsame Lösung einigen könnten, um die bedürftigen Regionen, Familien und Wirtschaftszweige zu unterstützen - so wie dies bereits während der Pandemie der Fall gewesen sei.

Pressekontakt:

Nikos Lampropoulos
Press and Media Project Expert
nikos.lampropoulos@espon.eu
www.espon.eu

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