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Handicap International als Zeugin: Wie 7 Jahre Krieg im Jemen das Land verwüstet haben

Genève (ots)

Am 26. März 2022 jährt sich der Beginn des Konflikts im Jemen, einer der schlimmsten humanitären Krisen der Welt, zum siebten Mal. Dieser Konflikt ist ein erschreckendes Beispiel für die langfristigen humanitären Folgen des Einsatzes von Explosivwaffen in bewohnten Gebieten.

"Wir sind schockiert über die Vielfalt der Verseuchung des Landes: industriell hergestellte Minen, selbstgebaute Minen, Sprengkörper, nicht explodierte Kriegsreste usw. Die Analyse von rund 2400 improvisierten Sprengsätzen seit 2017 hat ergeben, dass 70 % davon als Minen fungieren: Sie werden durch die Anwesenheit, Nähe oder Berührung einer Person oder eines Fahrzeugs ausgelöst", erklärt Daniel Suda-Lang, Geschäftsleiter von Handicap International Schweiz.

Interview-Möglichkeiten:

  • Donnerstag: Daniel Suda-Lang, Geschäftsleiter von Handicap International Schweiz (auf Deutsch)
  • Freitag: Baptiste Chappuis, Leiter Advocacy Abrüstung, Krisen und Konflikte (auf Englisch)

Die humanitäre Lage in Zahlen

  • 20,7 Millionen Menschen benötigen humanitäre Hilfe, das sind 66 % der jemenitischen Bevölkerung.[1]
  • 13,5 Millionen Menschen leiden unter Ernährungsunsicherheit.[2]
  • 15 Millionen Menschen haben Schwierigkeiten, Zugang zu sauberem Trinkwasser zu erhalten.
  • 4 Millionen Menschen wurden aus ihrer Heimat vertrieben.[3]

Die Opfer des Konflikts: die Zivilbevölkerung

  • Seit Beginn des Konflikts im Jahr 2015 gab es laut den Vereinten Nationen insgesamt 20'000 zivile Opfer. Im Jahr 2020 wurden 2087 Zivilist:innen getötet.
  • Schätzungsweise 377'000 Menschen sind während des schon sieben Jahre dauernden Krieges im Jemen gestorben; 60 % davon aufgrund der indirekten Folgen des Konflikts, wie dem Mangel an Nahrungsmitteln, Gesundheitsversorgung und Infrastruktur. Wenn der Krieg bis 2030 fortgesetzt würde, könnten 1,3 Millionen Menschen sterben, hauptsächlich an indirekten Folgen.[4]

Die Folgen des intensiven Einsatzes von Explosivwaffen in bewohnten Gebieten im Jemen

  • Seit März 2015 fanden mindestens 24'000 Luftangriffe statt. 90 % der Opfer von Explosivwaffen in bewohnten Gebieten sind Zivilist:innen.
  • Mehr als 9000 Zivilist:innen wurden seit Beginn des Konflikts im März 2015 Opfer von Luftangriffen und Bombardierungen.
  • Im Jahr 2021 kam es zu einem Wiederaufflammen der Gewalt rund um die Stadt Ma'rib im Norden des Landes sowie entlang der jemenitischen Westküste:
  • Im Januar 2022 forderte eine Reihe von Angriffen Hunderte von Opfern, darunter 91 Menschen, die bei einem massiven Luftangriff auf eine Haftanstalt in Saada getötet wurden.
  • Zur gleichen Zeit liessen Angriffe auf eine Telekommunikationseinrichtung, in der sich das wichtigste Internet- und Mobilfunk-Gateway des Landes befand, das ganze Land in Dunkelheit versinken.

Die Hilfsmassnahmen von Handicap International seit 2015

  • 42'500 Menschen haben an Reha-Massnahmen teilgenommen.
  • 29'800 Menschen haben psychosoziale Unterstützung erhalten.
  • 43'200 Menschen sind mit Mobilitätshilfen ausgestattet worden, darunter Krücken und Rollstühle. 660 Menschen haben eine Prothese oder Orthese erhalten.
  • 2900 Hygiene-Kits sind verteilt worden.
  • 820 medizinische Fachkräfte sind in Rehabilitation geschult worden.
  • Rund 700 Haushalte haben finanzielle Unterstützung erhalten.

Nein zu Bombenangriffen auf die Zivilbevölkerung: auf dem Weg zu einem historischen Abkommen

Als direkte Zeugin dieser menschlichen Tragödien setzt sich Handicap International gemeinsam mit zahlreichen weiteren humanitären Organisationen seit mehr als zehn Jahren für einen diplomatischen Prozess ein, der den Einsatz von schweren Explosivwaffen in Wohngebieten verbieten soll. Vom 6. bis 8. April findet in Genf die nächste Verhandlungsrunde statt.

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Über Handicap International

Handicap International (HI) ist eine internationale, unabhängige, gemeinnützige Organisation, die seit fast 40 Jahren in Situationen von Armut und sozialer Ausgrenzung, von Konflikten und Katastrophen interveniert. Sie unterstützt Menschen mit Behinderungen und andere besonders schutzbedürftige Menschen, damit ihre grundlegenden Bedürfnisse gedeckt werden, sich ihre Lebensbedingungen verbessern und ihre Würde und ihre Grundrechte besser respektiert werden.

Seit ihrer Gründung 1982 setzt sich HI in rund 60 Ländern mit Entwicklungsprogrammen ein und interveniert in unzähligen Notsituationen. Im Januar 2018 wurde das internationale Netzwerk Handicap International zu "Humanity & Inclusion". Das globale Netzwerk umfasst nationale Verbände mit dem Namen "Handicap International" in Frankreich, Deutschland, Belgien, Luxemburg und der Schweiz sowie unter dem Namen "Humanity & Inclusion" in Grossbritannien, Kanada und den USA.

In Genf symbolisiert der Broken Chair den Kampf gegen Explosivwaffen und die Gewalt, die der Bevölkerung in bewaffneten Konflikten zugefügt wird. Das von Daniel Berset im Auftrag der Organisation geschaffene und vor den Vereinten Nationen installierte Denkmal ist eine Mahnung an die internationale Gemeinschaft. Es erinnert die Staaten an ihre Verpflichtungen zur Einhaltung des humanitären Völkerrechts und zum Schutz der Zivilbevölkerung vor dem Einsatz von Explosivwaffen in bewohnten Gebieten.

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[1] https://crisisresponse.iom.int/response/yemen-crisis-response-plan-2022

[2] ebd.

[3] https://gho.unocha.org/yemen

[4] https://www.hrw.org/world-report/2022/country-chapters/yemen und https://www.ye.undp.org/content/yemen/en/home/library/assessing-the-impact-of-war-in-yemen--pathways-for-recovery.html und https://reliefweb.int/report/yemen/yemen-famine-around-corner-says-world-food-programme

Pressekontakt:

Pauline Wilhelm
Handicap International Schweiz
Medien- und Kommunikationsbeauftragte
Avenue de la Paix 11 - 1202 Genf
022 710 93 36
p.wilhelm@hi.org
www.handicap-international.ch

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