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Viele Probleme an Berliner Horten
Leitartikel von Susanne Leinemann

Berlin (ots)

Eltern, die ein Kind im Hort haben, kennen ein Gefühl besonders gut - sich zu ärgern. So schön es ist, dass das Kind bis nachmittags durchgehend betreut wird, der Preis ist hoch. Die Erzieher sind viel zu oft überfordert und müssen auf mehr Kinder aufpassen, als sie können. Die Horträume sehen meist mitgenommen aus. Und das Mittagessen? Darüber mag man gar nicht reden. Die Folge? Man holt nach einem langen Arbeitstag ein hungriges, hibbeliges Kind ab. Die Hausaufgaben müssen zu Hause ein zweites Mal gemacht werden, weil das Ergebnis aus dem Hort voller Fehler ist. Das nimmt man alles hin. Weil es ohne den Hort einfach nicht geht.

Doch jetzt wird die Lage an verschiedenen Berliner Horten immer irrer. Die Bezirke haben die wachsenden Schülerzahlen verschlafen - die Schulen platzen in den Stadtteilen Pankow oder Prenzlauer Berg aus allen Nähten. Hektisch wandelte man dort Horträume in Klassenzimmer um. Irgendwo muss ja unterrichtet werden. Aber mit wachsenden Schülerzahlen wächst wiederum auch die Zahl der Hortkinder. Zumal Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) den Hort auch für Fünft- und Sechstklässler geöffnet hat. Fast 77.000 Kinder wollen nun nachmittags betreut werden - aber wo? Wer Pech hat, bleibt als Schüler einfach in seiner Klasse sitzen. Denn ab 13.30 Uhr wird aus dem Klassenraum wieder ein Hortraum. So spart man Platz und Kosten. Auf dem Papier sieht dann alles gut aus - alle Kinder untergebracht.

Klingt das nach einer Berliner Milchmädchenrechnung? Auf jeden Fall. Und für die Kinder ist es allemal bitter: Sie hängen im Extremfall den ganzen Tag im selben Raum herum. Ein Hohn für alle Hortkonzepte. Sollten nachmittags nicht zusätzliche Bildungsangebote locken? An vielen Standorten ist das unrealistisch. Die Kinder können nur auf gutes Wetter hoffen - dann geht's raus auf den Schulhof. Bolzen. Fangen spielen. Es sind ja ohnehin zu wenige Erzieher da, um mehr zu machen.

Berlin ist stolz auf seine Bildungspolitik, besonders auf seine gute Kinderbetreuung. Der Senat preist seine Erfolge gerne auf Hochglanzpapier. Doch schaut man genauer hin, ist die Lage trostlos. Zu wenig Geld. Schlechte Planung. Kein Platz. Keine Ideen. Und eine Alternative zum Hort gibt es nicht, die Schülerläden wurden fast alle geschlossen. Also besucht das Kind weiter den Hort. Die Eltern holen es ab - und ärgern sich.

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