Europäischer Verkehrssektor kann gesetzte Ziele nur mit ehrgeizigen Maßnahmen erreichen
10 (ots/PRNewswire)
Die Emissionen vieler verkehrsbedingter Schadstoffe gingen 2009 zurück. Allerdings dürfte diese Verringerung gemäss dem jüngsten Jahresbericht der Europäischen Umweltagentur (EUA) über verkehrsbedingte Emissionen lediglich eine vorübergehende Auswirkung des Wirtschaftsabschwungs sein. Im Rahmen des Mechanismus für die Berichterstattung über Verkehr und Umwelt (Transport and Environment Reporting Mechanism - TERM) der EUA werden die Auswirkungen des Verkehrs auf die Umwelt untersucht. Zum ersten Mal berücksichtigt der Bericht umfassende quantitative Zielen, die von der Europäischen Kommission in ihrem Fahrplan für den Verkehrssektor vorgeschlagen wurden.
"Die Emissionen nahezu aller verkehrsbedingten Schadstoffe sind in Folge der verringerten Nachfrage gesunken", erklärt Professor Jacqueline McGlade, Exekutivdirektorin der EUA. "Dieser Rückgang ist jedoch auf die Rezession zurückzuführen. Daher müssen wir eine grundlegende Umgestaltung des europäischen Verkehrssystems anstreben, um die Emissionen auch in Zeiten eines starken Wirtschaftswachstums nicht zu erhöhen."
Der Verkehrs- und Umweltbericht der EUA zeigt auf, dass bereits einige Effizienzsteigerungen erzielt wurden. So waren beispielsweise neu zugelassene Kraftfahrzeuge im Jahr 2010 um etwa ein Fünftel effizienter als im Jahr 2000. [http://www.eea.europa.eu/highlights/carbon-efficiency-of-new-cars] Diese relativ bescheidenen Fortschritte werden jedoch häufig durch einen Anstieg der Nachfrage wettgemacht, auch wenn die Rezession die Aktivität in einigen Bereichen gebremst hat. Zwischen 1990 und 2009 stieg der Verkehrsbedarf etwa um ein Drittel, wobei die verkehrsbedingten Treibhausgasemissionen um ca. 27 % zunahmen.
Die von der Kommission in ihrem Fahrplan [ file:///\\fswa1\win\20 11\TEXTE-LILY\EU-Translation_Center\EIN-31_10_2011-EEA -en\EEA_2011_00360000_DE_TRA_w1.docx ] vorgeschlagenen neuen Ziele sollen einen Rahmen für die Gestaltung von Massnahmen auf europäischer, nationaler und lokaler Ebene schaffen, um die vom Verkehr verursachten Umweltprobleme in den Griff zu bekommen. Der Bericht zeigt, dass die politischen Entscheidungsträger verschiedene Möglichkeiten haben, um kohärente Lösungen für diese Probleme zu finden, indem sie beispielsweise die Fragen von Luftqualität und Klimawandel gemeinsam in Angriff nehmen.
Erstmals hat die EUA Ausgangswerte festgelegt, anhand deren die Fortschritte bei der Verwirklichung der Umweltziele im Verkehrssektor beurteilt werden können. Dazu gehören Ziele für Treibhausgasemissionen, Energieverbrauch und Lärm. Es wurden 12 Hauptindikatoren für breit gefächerte Politikbereiche entwickelt.
Die wichtigsten Ergebnisse
- 2009 entfielen 24 % aller Treibhausgasemissionen in der EU
auf den Verkehrssektor. Im Fahrplan werden die EU-Mitgliedstaaten
aufgefordert, ihre verkehrsbedingten Treibhausgasemissionen bis 2050 um
60 % gegenüber den Werten von 1990 verringern. Da die Emissionen
zwischen 1990 und 2009 jedoch um 27 % gestiegen sind, muss die EU
zwischen 2009 und 2050 insgesamt eine Senkung von 68 % erreichen.
- Zwischen 1990 und 2007 stieg der jährliche verkehrsbedingte
Energieverbrauch in den EWR-Mitgliedstaaten stetig. Zwar sank der
Gesamtenergiebedarf im Verkehrssektor von 2007 bis 2009 um 4 %, aber es
ist anzunehmen, dass der Verbrauch infolge einer wirtschaftlichen
Erholung wieder steigen wird.
- In vielen Bereichen wurden die Grenzwerte für eine akzeptable
Luftqualität überschritten. Bei Stickstoffdioxid (NO2), das Asthma und
sonstige Atemwegserkrankungen hervorrufen kann, wurden die jährlichen
Grenzwerte im Jahr 2009 an 41 % der Verkehrsüberwachungsstationen
überschritten.
- Auch der verkehrsbedingte Feinstaub (PM10) ist für ernsthafte
Gesundheitsprobleme verantwortlich. 2009 wurde der Tagesgrenzwert für
PM10 an 30 % der Verkehrsüberwachungsstationen in den
EU-Mitgliedstaaten überschritten.
- Fast 100 Millionen Menschen wurden entlang der
Hauptverkehrsstrassen langfristig einem von Strassenfahrzeugen
verursachten durchschnittlichen Lärmpegel von schädlichem Ausmass
ausgesetzt.
- Im Juni 2011 lag der reale Kraftstoffdurchschnittspreis
(berechnet ausgehend vom bleifreien Benzinäquivalent einschliesslich
Abgaben und Steuern) bei 1,14 EUR/Liter, womit er real 15 % höher war
als 1980. Das bedeutet, dass der reale Kraftstoffpreis seit damals im
Durchschnitt um weniger als 0,5 Prozentpunkte pro Jahr gestiegen ist.
Der Kraftstoffpreis sendet also keine deutlichen Signale aus, die den
Verbraucher dazu bewegen könnten, sich für effizientere Verkehrsmittel
zu entscheiden.
- Der Anteil an Kraftfahrzeugen, die mit alternativen Kraftstoffen
betrieben werden, steigt stetig. Im Jahr 2009 machten solche Fahrzeuge
mehr als 5 % der gesamten Fahrzeugflotte aus. Die meisten dieser
Fahrzeuge nutzen Flüssiggas, während die Elektrofahrzeuge nur 0,02 %
der Gesamtfahrzeugflotte ausmachen.
- Strassen, Eisenbahnstrecken und Autobahnen zerteilen die
Landschaft Europas in immer kleinere Parzellen, was die biologische
Vielfalt bedroht. Fast 30 % der Landflächen in der EU sind mässig,
hochgradig oder sehr hochgradig fragmentiert, was das Wander- und
Brutverhalten zahlreicher verschiedener Arten einschränkt.Hinweise für Redakteure
Der TERM-Bericht im Kontext
"Laying the foundations for greener transport" ["Grundlagen für einen umweltfreundlicheren Verkehr"] ist der Titel der jüngsten Serie jährlich erscheinender Berichte, die im Rahmen des Mechanismus für die Verkehrs- und Umweltberichterstattung TERM von der Europäischen Umweltagentur herausgegeben werden.
Der European Annual Air Quality Report 2011 [http://www.eea.europa.eu/publications/air-quality-in-europe-2011] (Jahresbericht 2011 über die Luftqualität in Europa) enthält einen Überblick über und eine Analyse der Luftqualität in Europa. Die Beurteilung der gegenwärtigen Lage und der Entwicklungen im Bereich der Luftqualität beruht auf Messungen der Luftqualität (1999-2009) sowie der anthropogenen Emissionen und deren Entwicklung (1990-2009).
Der TERM-Bericht enthält ein Kapitel über Kohlendioxidemissionen (CO2) von PKWs. In den kommenden Wochen wird die EUA aktualisierte Daten über die von den Autoherstellern erzielten Fortschritte in Bezug auf CO2-Ziele bei Neufahrzeugen freigeben. Sie werden auf der Internetseite http://www.eea.europa.eu veröffentlicht.
2012 wird der TERM-Bericht die Fortschritte in Bezug auf die in diesem Bericht genannten Ausgangswerte beschreiben.
Definitionen
Im Kyoto-Protokoll wurden die verkehrsbedingten Treibhausgasemissionen als Emissionen aus der Verbrennung und Verdampfung von Kraftstoffen in allen Verkehrsbereichen unabhängig vom Sektor, jedoch ausschliesslich des Luftverkehrs und der Seeschifffahrt (Bunkerkraftstoffe im internationalen Verkehr) definiert. Das für die verkehrsbedingten Treibhausgasemissionen gesetzte Ziel im Fahrplan der Kommission wird definiert als Emissionen gemäss Kyoto-Protokoll zuzüglich des internationalen Luftverkehrs (jedoch ausschliesslich der internationalen Seeschifffahrt). Die Werte werden in CO2-Äquivalenten angegeben.
Güterverkehr: Hierzu zählt der Güterverkehr auf der Strasse (nationaler und internationaler Güterverkehr mit schweren LKWs, einschliesslich Dreiländerverkehr und Kabotage), auf der Schiene und den Binnenschifffahrtswegen.
Zusätzliche Informationen
- The report: TERM 2011
[http://www.eea.europa.eu/publications/foundations-for-greener-transport]
(Der Bericht: TERM 2011)
- Carbon dioxide from cars
[http://www.eea.europa.eu/highlights/carbon-efficiency-of-new-cars]
(Kohlendioxidausstoss von PKWs)
- European Annual Air Quality 2011
[http://www.eea.europa.eu/publications/air-quality-in-europe-2011]
(Jahresbericht 2011 über die Luftqualität in Europa)Kontakt:
Arthur Girling - arthur.girling@eea.europa.eu - tel;
+45-3336-7109 & Iben Stanhardt - iben.stanhardt@eea.europa.eu - tel:
+45-3336-7168