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Medienmitteilung | Hungersnot im Gazastreifen – 132'000 Kinder unter fünf Jahren vom Hungertod bedroht

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MEDIENMITTEILUNG

Neue Daten bestätigen Hungersnot im Gazastreifen – 132'000 Kinder unter fünf Jahren vom Hungertod bedroht

  • Internationale IPC-Hunger-Skala erstmals auf höchster Stufe 5 im Gazastreifen
  • Mehr als eine halbe Million Menschen betroffen
  • Weitere Verschärfung im September erwartet

Zürich/Genf, 22.08.2025 – Erstmals haben Daten eine Hungersnot im Gazastreifen bestätigt – allein 132'000 Kinder sind demnach vom Hungertod bedroht. Die Hungersnot betrifft insgesamt mehr als eine halbe Million Menschen im Gazastreifen, die Hälfte davon Kinder, wie die Integrated Food Security Phase Classification (IPC) am Freitag mitteilte. IPC warnte vor einer Ausbreitung der Hungersnot in den kommenden Wochen.

Die Einstufung als Hungersnot (IPC 5) ist die schlimmste Stufe auf der fünfstufigen IPC-Skala zur Klassifizierung von Ernährungssicherheit. Es ist das erste Mal, dass eine Hungersnot im Nahen Osten offiziell bestätigt wurde. Laut dem jüngsten Bericht wird sich die akute Mangelernährung rapide verschärfen. Die Zahl der Kinder unter fünf Jahren in Gaza, die bis Juni 2026 vom Tod bedroht sind, hat sich seit Mai verdoppelt.

Während Israels Militäroffensive im Norden Gazas eskaliert, werden Hunderttausende Menschen gewaltsam in den Süden vertrieben – auch nach Deir al-Balah und Khan Younis, wo bis Ende September voraussichtlich ebenfalls eine Hungersnot erwartet wird.

Adrian Förster, Geschäftsführer von Save the Children Schweiz, sagt:

«Fast zwei Jahre lang hat die Welt zugesehen, wie Kinder in Gaza unvorstellbares Leid erfahren mussten. Nun ist bestätigt: Hunderttausende sind dabei zu verhungern. Das darf niemand von uns hinnehmen. Der Gazastreifen wird systematisch ausgehungert, und Kinder zahlen den höchsten Preis. Sie sind ihrer Zukunft beraubt worden.

Diese menschengemachte Hungersnot ist die Folge der Politik der israelischen Regierung, Hunger als Kriegswaffe einzusetzen. Die anhaltende Blockade von Lebensmitteln, Medikamenten und Treibstoff hat diese vermeidbare Katastrophe ausgelöst. Das ist ein klares Versagen der Weltgemeinschaft – keine Regierung kann behaupten, nichts gewusst oder nicht mehrfach gewarnt worden zu sein.

Die spärlichen Hilfslieferungen der vergangenen Tage zeigen: Die israelische Regierung könnte die Nahrungsmittelknappheit jederzeit beenden und die Ausbreitung der Hungersnot auf andere Teile des Gazastreifens verhindern. Sobald mehr Hilfe zugelassen wird, können unsere Teams mehr Leben retten.

Viele Folgen der Hungersnot sind jedoch irreversibel, insbesondere für Kinder. Der Tod und der Verlust, die körperlichen und seelischen Schäden werden ein Leben lang und sogar über Generationen hinweg zu spüren sein. Unsere Gesundheits- und Ernährungsteams sind angesichts des Hungers und der grassierenden Krankheiten überlastet - sie behandeln jeden Monat Hunderte unterernährte Kinder. In den ersten beiden Augustwochen waren weit über die Hälfte der schwangeren Frauen und jungen Mütter, die in unseren Kliniken untersucht wurden, unterernährt – fast siebenmal mehr als vor Beginn der Belagerung im März. Unterernährte Mütter bringen mit höherer Wahrscheinlichkeit kleinere Babys zur Welt, wodurch sich ein Kreislauf der Mangelernährung fortsetzt.

Hungersnot bedeutet, dass es zu spät für Warnungen ist. Die israelische Regierung muss den Einsatz von Hunger als Kriegswaffe beenden, die Blockade des Gazastreifens aufheben, Hilfslieferungen einschliesslich Nahrungsmitteln und Nahrungsergänzungsmitteln in ausreichender Menge nach Gaza zulassen und die Strom-, Treibstoff- und Wasserversorgung wiederherstellen. Und auch die internationale Gemeinschaft muss endlich alle möglichen Schritte unternehmen, um sich bei der israelischen Regierung dafür einzusetzen, dass die notwendige Hilfe die Menschen erreicht.»

Save the Children fordert einen sofortigen endgültigen Waffenstillstand, die Freilassung aller Geiseln und einen ungehinderten Zugang zu lebensrettender Hilfe für Menschen in Not.

Hinweise für die Redaktion:

  • Die IPC (Integrated Food Security Phase Classification) ist eine globale fünfstufige Skala zur Klassifizierung von Ernährungskrisen. Sie wird unter anderem von Regierungen, den Vereinten Nationen und Nichtregierungsorganisationen verwendet, um die Ernährungssituation in einer Region zu messen. Die fünf Phasen, die das Ausmass und die Schwere von Hunger und Mangelernährung aufzeigen, reichen von «Minimal» (Phase 1) bis «Hungersnot» (Phase 5). Bereits in Phase 3 oder 4 sterben viele Kinder an den Folgen von Hunger und Mangelernährung.
  • Die Entscheidung, eine Hungersnot auszurufen, wird von mehreren Instanzen getroffen – in erster Linie von der Regierung des betroffenen Landes und den Vereinten Nationen. Grundlage sind in der Regel die IPC-Skala und eine Analyse durch das «Famine Early Warning Systems Network» (FEWS NET).
  • In den ersten beiden Augustwochen wurden 61 Prozent der schwangeren Frauen und jungen Mütter, die in den Kliniken von Save the Children im Gazastreifen untersucht wurden, als unterernährt eingestuft. Das ist fast siebenmal so viel wie in den ersten beiden Märzwochen (9 Prozent), bevor die Hilfslieferungen fast vollständig eingestellt wurden.
  • Die Ärzt:innen in den Gesundheitskliniken von Save the Children behandeln täglich rund 100 Patient:innen – doppelt so viele wie ihre Kapazitäten hergeben.
  • Save the Children kann seit dem 2. März keine eigenen Hilfsgüter mehr in den Gazastreifen bringen und hat 45 Lkw-Ladungen mit Hilfsgütern wie Medikamenten, Unterkünften und Hygieneartikeln in Lagerhäusern stehen.
  • Save the Children reagiert auf die Hungersnot im Gazastreifen in unseren beiden Gesundheitskliniken in Khan Younis und Deir al-Balah mit Ernährungsuntersuchungen und Behandlungen für Kinder unter fünf Jahren, schwangere und stillende Mütter. Unsere Hilfe umfasst medizinische Massnahmen, Nahrungsergänzungsmittel sowie kalorienreiche Kekse und Pasten für unterernährte Kinder und Mütter. Seit Kriegsbeginn haben unsere beiden Kliniken über 113'000 Menschen geholfen, darunter über 42'000 Kinder.

Bei Interviewanfragen wenden Sie sich bitte an den untenstehenden Kontakt.

Kontakt 
Melina Stavrinos
Fachperson Medien und Kommunikation
+41 44 267 74 68 
melina.stavrinos@savethechildren.ch 
Save the Children Schweiz
Jedes Kind verdient eine Zukunft – ob in der Schweiz oder auf der ganzen Welt. Mit dieser Überzeugung unterstützt der Verein Save the Children Schweiz seit 2006 kompromisslos und unermüdlich die am stärksten benachteiligten Kinder. In der Schweiz verwurzelt, ist Save the Children seit 1919 die weltweit führende Kinderrechtsorganisation. Dank unserer lokalen Verankerung in 120 Ländern kennen wir die Situation vor Ort, passen unsere Projekte entsprechend an und können im Notfall unverzüglich helfen. Wir verändern nachhaltig und positiv das Leben von Kindern, besonders in Krisen, auf der Flucht oder in Slums. In der Schweiz setzen wir uns seit 2015 für geflüchtete Kinder ein und verfügen über grosse Expertise im Bereich Asyl und Migration. 
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