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Ja ist denn bald Rezession? Kommentar zum ZEW-Index von Reinhard Kuls

Frankfurt (ots)

Sechs Rückgänge in Folge, ein Stand so niedrig wie seit eineinhalb Jahren nicht mehr - man sollte meinen, dieses Ergebnis in einem der wichtigsten Frühindikatoren für die deutsche Volkswirtschaft kündigt die nächste Rezession an. Offenbar aber nicht. Denn von Ängsten ist in den Reaktionen auf die Juni-Umfrage des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) weder an den Finanzmärkten noch unter Volkswirten etwas zu spüren. Im Gegenteil, nachgerade unisono wird das starke Grundmomentum der führenden Ökonomie der Eurozone betont.

Gerade am Ergebnis der aktuellen ZEW-Umfrage lässt sich wieder einmal studieren, dass dieser Indikator, wie letztlich auch sein Münchener Pendant, das Ifo-Geschäftsklima, ein qualitativer Indikator ist: Er zeigt die Richtung an, in die sich die deutsche Volkswirtschaft bewegt - aber nur bedingt, wie weit sie dabei kommt.

Die derzeit auf breiterer Front nachlassenden Stimmungsindikatoren für Deutschland müssen alle vor dem Hintergrund des sehr starken ersten Quartals gesehen werden. Das ungewöhnlich warme Klima im Winter hat das Bruttoinlandsprodukt, insbesondere wenn man es in seinem saisonbereinigten Ergebnis dem Vorquartal gegenüberstellt, in einem überaus großen Umfang expandieren lassen. Bei normal ausgelasteten Kapazitäten bekäme die deutsche Volkswirtschaft noch nicht einmal halb so viel hin.

Dass ein solch stürmisches Tempo nicht auf Dauer gehalten werden kann, versteht sich. Schon aus rein statistischen Gründen wird die Wachstumsrate im laufenden Quartal erheblich niedriger ausfallen - das Wetter bewegt sich in gewohnter Bahn, zudem sind neue latente Gefahren aufgetaucht wie etwa die Ukraine-Krise und der daraus resultierende Gasstreit oder die brandgefährlich gewordene Lage im Nahen Osten.

Genau dies aber sagt der aktuelle ZEW-Indikator aus: Das Wachstumstempo in Deutschland wird nachlassen, denn weniger Umfrageteilnehmer als im Vormonat gehen davon aus, dass es noch steigt. Und: Das Wachstum wird dennoch nicht in Gefahr kommen, denn der Indikator notiert noch immer über seinem langfristigen Mittelwert.

Fundamental sind die Umstände - gerade die binnenwirtschaftlichen - für ein Anhalten des Aufschwungs in Deutschland gut. Die Beschäftigung bleibt in der Nähe ihres Rekordhochs oder steigert es sogar noch, die Lohnerhöhungen stärken zusammen mit der niedrigen Inflation die Kaufkraft der Bürger - und die Investitionen dürften letztlich gerade aus diesem Grund auch wieder anspringen.

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