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Warten auf den Gelben Ritter, Kommentar zu Spekulationen um die Veräußerung des 17-prozentigen Bundesanteils an der Commerzbank, von Bernd Wittkowski.

Frankfurt (ots)

Da wurde mal kurz erfolgreich Kurspflege betrieben, erst mit Wort und dann mit Tat. Für ein Plus von 4,7% der Commerzbank-Aktie waren die von interessierter Seite geschürten Spekulationen über eine Veräußerung des 17-prozentigen Bundesanteils am zweitgrößten deutschen Geldhaus und dann die reale Nachricht über dessen Verkauf eines Pakets gewerblicher Immobilienkredite im Volumen von 5 Mrd. Euro am Montag gut. Spitzenreiter im Dax, das haben die Gelben auch nicht alle Tage! Vor allem ihren geplagten Aktionären sei jede Kursavance von Herzen gegönnt. Doch bei allem Verständnis dafür, dass die Liquidität, mit der die Notenbanken die Märkte fluten, nach Anlage sucht: Werden die Investoren nicht allmählich allzu bescheiden, was ihre Ansprüche an Substanz und Nachhaltigkeit echter und vermeintlicher Neuigkeiten angeht?

Fangen wir mit dem Verkauf der Immobilienfinanzierungen an Wells Fargo und Lone Star an: Der Abschlag vom (sicher schon nennenswert heruntergeschriebenen) Buchwert der Bestände mag ja mit etwa 3,5% tatsächlich vergleichsweise gering ausfallen. Aber das Abwerfen der Risiken - und damit auch des Ertragspotenzials des nur zum kleineren Teil notleidenden Portfolios - wird mit einer Ergebnisbelastung von 179 Mill. Euro ziemlich teuer erkauft. Da bietet der Umfang der auch Schiffs- und Staatsfinanzierungen umfassenden Abwicklungssparte Non-Core Assets von zuletzt rund 140 Mrd. Euro noch viel Raum und Fantasie für weitere zu realisierende Verluste.

Eine richtige Lachnummer ist derweil die Geschichte von angeblichen Gesprächen zwischen Bundesregierung und UBS über die unfreiwillig vom Steuerzahler gehaltenen Commerzbank- Aktien - jüngst kursierten noch ganz andere Kandidaten als potenzielle Käufer, etwa die Volks- und Raiffeisenbanken. Demnächst wird garantiert auch noch der berühmte chinesische Interessent ("Gelber Ritter") auftauchen, der ja dereinst schon als Aufkäufer (nicht nur) der WestLB herumgeisterte.

Das mag alles einen begrenzten Unterhaltungswert haben. Weniger lustig dürften es die Wähler finden, wenn sich die Regierung nach dem Motto "Weg mit Schaden" unter Inkaufnahme eines Milliardenverlusts von ihrer Bankbeteiligung trennen wollte. Aber davon abgesehen gibt es auch weder in der Schweiz noch in China noch in Deutschland oder sonst wo irgendeine Bank, die es sich unter den im Jahr 7 der Finanz- und Schuldenkrise obwaltenden faktischen und nicht zuletzt regulatorischen Umständen leisten könnte, wollte und dürfte, eine Commerzbank zu übernehmen.

(Börsen-Zeitung, 16.7.2013)

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