Bittere Pille: Novartis will 1700 Stellen in der Schweiz abbauen - Jetzt geht es der Schweizer Industrie ans Lebendige
Olten (ots)
Novartis will einen grossen Teil seiner Schweizer Arbeitsplätze abbauen. Mit einem solchen Schritt würde der Konzern den Angestellten, sich selber und der Schweizer Wirtschaft immensen Schaden zufügen.
Die Gerüchte, welche die Novartis-Mitarbeitenden seit geraumer Zeit verunsicherten, werden heute bestätigt. Der Konzern plant in der Schweiz den Abbau von 1700 Stellen bis 2022. Novartis will offenbar bei den eigenen Angestellten auf das Prinzip Generika setzen: Gleiche Wirkung für einen kleineren Preis. Von diesem Rezept verspricht sich Novartis wohl noch höhere Gewinne. Für die Schweizer Angestellten, die Pharma-Branche, ja die gesamte Schweizer Exportwirtschaft hat es jedoch äusserst schmerzhafte und massiv schädliche Nebenwirkungen.
Pharmaindustrie ist tragende Säule unserer Wirtschaft
Angesichts der Bedeutung der Pharmaindustrie für die Schweizer Wirtschaft dürfte man annehmen, dass sich Novartis, einer der beiden grossen Branchenplayer hierzulande, der Verantwortung für den Standort Schweiz bewusst ist. Daran kommen nun Zweifel auf. Ohne Not sollen qualifizierte Stellen ins billigere Ausland verschwinden. «Wir lassen uns von Novartis nicht den Industriestandort in Basel zerstören», sagt Christof Burkard, Leiter Sozialpartnerschaft bei den Angestellten Schweiz. Denn die Aussichten sind nämlich gemäss den Prognosen von BAK Economics für die Pharmabranche auch für 2019 sehr positiv. Die Konjunkturforscher prognostizieren 5% Wachstum der realen Bruttowertschöpfung. «Vor diesem Hintergrund abzubauen ist verantwortungslos. Wir werden die Novartis-Angestellten bestimmt nicht alleine ihrem Schicksal überlassen und zusammen mit dem Novartis Angestelltenverband und der Arbeitnehmer-Vertretung alles daran setzen, die Beschäftigung bei Novartis in der Schweiz zu halten und zu sichern», sagt Christof Burkard.
Zweifelhafte Wirkung
Die Angestellten Schweiz bezweifeln stark, dass die Massnahme bei
Novartis die erhoffte Wirkung haben wird. Dies aus einer Reihe von
Gründen:
- Viele Anleger fordern heute gesellschaftliche Verantwortung der
Unternehmen. Dies gilt für die Beschäftigten hierzulande ebenso
wie für die Arbeitsbedingungen in anderen Teilen der Welt.
Unethisches Verhalten führt längerfristig zu
Wettbewerbsnachteilen auf dem Kapitalmarkt.
- Die Verlagerung von Stellen garantiert nicht automatisch eine
Verbesserung der Kostenbasis. Treiber für höhere Kosten sind
u.a. Qualitätskontrollen, Einarbeitung von neuem Personal,
Anpassung an gesetzliche Anforderungen, Fluktuation, Kosten für
Begleitmassnahmen bei Entlassungen.
- Die Angestellten, welche letztlich den Erfolg des Unternehmens
ausmachen, werden demotiviert, das Betriebsklima verschlechtert
sich.
- Der Konzern gefährdet mit seinem unsensiblen Vorgehen seine
Reputation.
Angestellte Schweiz fordern Novartis auf, Verantwortung für den
Industriestandort Schweiz zu übernehmen
Die Angestellten Schweiz fordern Novartis auf, auf die massive
Stellenverlagerung zu verzichten, seine Verantwortung für den
Industriestandort Schweiz zu übernehmen und den Angestellten eine
langfristige Perspektive zu bieten. Sollte es dennoch zu Kündigungen
kommen, müssen die wirtschaftlichen Nachteile für die Betroffenen
voll ausgeglichen werden.
Eine so massive Restrukturierung, wie sie Novartis plant, hat auch
eine politische Dimension. Der internationale Wettbewerb, die
Digitalisierung und der Zugang zu Fachkräften dürfen nicht länger mit
Offshoring beantwortet werden. Vielmehr müssen die Herausforderungen
beschäftigungspolitisch angegangen werden. Es muss in Aus- und
Weiterbildung investiert werden und die Unternehmen müssen sich
verpflichten, ihre Beschäftigten für die Veränderungen zu
qualifizieren.
Im Kontext der anvisierten Unternehmenssteuerreform fragen sich
die Angestellten Schweiz zudem, ob dem Novartis-Management bewusst
ist, dass es mit dem geplanten massiven Stellenabbau diese Reform
akut gefährdet. Denn warum soll das Schweizer Volk
Steuervergünstigungen zustimmen, wenn die Arbeitsplätze trotzdem
verschwinden?Die Angestellten Schweiz sind seit 100 Jahren die Stimme der Angestellten aus dem Mittelstand und vertreten deren Interessen in der Politik wie in Unternehmen.
Der Verband setzt sich sozialpartnerschaftlich, konstruktiv und zuverlässig für gute Arbeitsbedingungen, faire Löhne und sichere Arbeitsplätze ein - zum Wohl von Gesellschaft und Wirtschaft. Ihren Mitgliedern bieten die Angestellten Schweiz zudem ein umfassendes, auf persönliche Bedürfnisse angepasstes Angebot an Weiterbildungen, Beratungen, Dienstleistungen und Informationen - für das persönliche Weiterkommen jedes Einzelnen.
Weitere Informationen unter www.angestellte.ch
Kontakt:
Christof Burkard,
Stv. Geschäftsführer Angestellte Schweiz,
044 360 11 59, 079 768 58 98
Hansjörg Schmid,
Kommunikation Angestellte Schweiz, 044 360 11 21