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Studie: Pharmaindustrie entdeckt Produktlebenszyklus Management
Fehlende Blockbuster lenken Blick auf bestehendes Medikamentensortiment

Zürich (ots)

Das umfangreiche, aktive Management eines
Medikaments über den gesamten Lebenszyklus hinweg wird für die
künftige Entwicklung der Pharmaindustrie wichtig sein. Dies meinen
einer Capgemini Untersuchung zufolge 90 Prozent von 74 befragten
Top-Managern aus weltweit führenden Pharmaunternehmen, davon 18 aus
Deutschland. In den kommenden fünf Jahren wird die Bedeutung dieses
bislang vor allem aus der Automobil- oder Elektronikindustrie
bekannten Ansatzes zunehmen, sagen 60 Prozent.
Die steigende Wichtigkeit von Lebenszyklus Management lässt sich
unter anderem aus der Tatsache herleiten, dass Forschung und
Entwicklung für neue Blockbuster-Medikamente immer schwieriger
werden. Fallen nun Wirkstoffe aus dem Patentschutz sinken die Umsätze
rapide. Bis zum Jahr 2008 werden dadurch weltweit rund 72 Milliarden
US-Dollar an Umsätzen verloren gehen. Laut einer Analyse von
Capgemini sind etwa 150 neue patentgeschützte Wirkstoffe (NME)
erforderlich, um die Pipeline aufzufüllen.
"Der Erfolg der Pharmaindustrie baut bis heute auf kontinuierlich
auf den Markt kommenden, hoch profitablen Medikamenten auf. Wenn nun
in Zukunft dieser Fluss ins Stocken gerät und gleichzeitig bestehende
Produkte weniger Umsatz erzielen, müssen die Unternehmen auf andere
Art ihre Gewinne aus den bestehenden Sortimenten ziehen - eben dem
Lebenszyklus Management", so Günther Illert, Leiter des Life
Sciences-Bereichs bei Capgemini in Zentraleuropa.
Bedrohung durch Generika
Zusätzlich zu der abnehmenden Forschungs- und
Entwicklungsproduktivität erfahren die Pharmahersteller Konkurrenz
durch andere Präparate sowie Generika. So beträgt bei einigen
Medikamenten die Marktexklusivität weniger als ein Jahr.
Nachahmerprodukte kommen sehr schnell in die Regale und gewinnen hohe
Marktanteile. Im Jahr 2003 wurden weltweit Generika im Wert von
geschätzten 27 Milliarden US-Dollar verkauft. Im Vergleich zum
gesamten Pharmaumsatz von mehr als 400 Milliarden US-Dollar scheint
dies wenig. Durch den hohen Preisunterschied bei den Produkten ist
der tatsächliche Marktanteil der Generika aber bedeutend höher als
der Vergleich glauben macht. In einigen Ländern wie Grossbritannien
oder den Niederlanden haben Generika einen Verschreibungsanteil von
mehr als 50 Prozent.
Obwohl die befragten Unternehmensvertreter die Bedeutung von
Lebenszyklus Management hoch einschätzen, sind nur 19 Prozent der
Meinung, dass ihre Firma hier sehr gut aufgestellt ist. Als
durchschnittlich bewerten die derzeitigen Aktivitäten hinsichtlich
Lebenszyklus Management 35 Prozent, während 15 Prozent ein schlechtes
Zeugnis ausstellen.
Häufigste Massnahme: Erweiterung des Indikationsspektrums
Für ein besseres Lebenszyklus Management muss das üblicherweise
anzutreffende funktionale 'Scheuklappendenken' aufgegeben und durch
eine mehr die gesamte Organisation umfassende Betrachtung ersetzt
werden. Ganz abgesehen davon, dass häufig die personelle
Verantwortung für Lebenszyklus Management nicht eindeutig geklärt
ist. Auch geeignete Messgrössen stellen für viele Firmen noch eine
grosse Hürde dar. Und nicht zuletzt werden vermeintliche Lebenszyklus
Management Strategien erst mit dem bevorstehenden Auslauf des
Patentschutzes initiiert.
Bei den Massnahmen für Lebenszyklus Management dominierte bislang
die Ausweitung des Indikationsspektrums. 63 Prozent der Experten
weisen ihr einen hohen Einfluss auf die Unternehmensprofitabilität
zu. Auch in Zukunft wird diese Strategie bedeutend sein. 31 Prozent
der Befragten messen ihm eine weiter steigende Relevanz zu. Am
stärksten an Gewicht gewinnt jedoch nach Meinung der befragten
Pharmamanager das Thema Einlizenzieren, um zum Beispiel von
Biotech-Firmen neue Wirkstoffe zu übernehmen, beziehungsweise
Allianzen mit Drittfirmen. "Es ist für die Pharmaunternehmen eine
gute Strategie ihre leeren Medikamenten-Köcher wieder aufzufüllen.
Diese Strategien unterstützen beim Ausbau von Indikationsgebieten,
sogenannten Therapeutic Franchises, und können helfen,
Marktführerschaft in Schlüsselmärkten zu erreichen", so Illert. Eine
gegenläufige Richtung im Lebenszyklus Management sind die sog.
OTC-Switches, das heisst der Übergang eines verschreibungspflichtigen
Medikaments in den verschreibungsfreien Bereich. Ihre Bedeutung fällt
in den nächsten Jahren. Die Erfahrungen haben gezeigt, dass ein
derartiger Wechsel kostenintensiv ist und nur geringen Ertrag bringt.
Ärzte möchten stärker in das Lebenszyklus Management eingebunden
   werden
Neben Vertretern der Pharmaindustrie wurden in der Untersuchung
auch über 8.000 Ärzte befragt. Die Mehrheit von ihnen würde gerne
stärker in die Produktlebenszyklus Management Strategien einbezogen
werden. Über alle Länder hinweg sehen die Ärzte eine
Indikationsausweitung als geeignetste Form einer Lebenszyklus
Management-Strategie. Co-Marketing oder das OTC-Switching sind
hingegen Strategien mit denen die befragten Mediziner unzufrieden
sind.
"Ein umfassender Ansatz für Produktlebenszyklus Management steckt
in der pharmazeutischen Industrie noch in den Kinderschuhen. Die
Branche kann noch viel von der Konsumgüter- oder Automobilindustrie
lernen", fasst Günther Illert zusammen. "Das Management hat das Thema
durchaus auf der Agenda. Doch haben in der Vergangenheit hohe
Renditen und gut gefüllte Pipelines ein Produktlebenszyklus
Management nicht wirklich akut werden lassen. Das ändert sich nun."
Die Studie als PDF und Foto von Günther Illert unter
http://www.ch.capgemini.com/pressed
Capgemini  
Thomas Becker, Pressesprecher  
Neues Kranzler Eck        
Kurfürstendamm 21  
10719 Berlin
Tel.: 030/88703-730  
Fax:  030/88703-739  
E-Mail:  thomas.becker@capgemini.com

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