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Wirtschaftskrise - Verwaltungsräte müssen handeln

Uster (ots)

Das Tabuwort der Neuzeit lautet Wirtschaftskrise.
"Das heisst wirtschaftlich schwieriges Umfeld", wurde ich kürzlich
von einem leicht echauffierten Headhunter belehrt. Aha, danke für den
Tipp. Warum das Ding nicht beim Namen nennen? Warum umständliche
Definitionen kreieren? Wer eine Krise schönredet, steckt den Kopf in
den Sand. Topmanager, die nicht fähig sind, sich einem Problem zu
stellen, sind als Schlechtwetterkapitäne gänzlich ungeeignet.
Verkrampfte Entscheide sind schlechte Entscheide
Vertuscher und Verdränger sind es, die sich die derzeit schwierige
Wirtschaftssituation auf fiese Art zunutze machen. Die Nerven liegen
blank, Führungskräfte werden unter Druck gesetzt oder ganz einfach
erpresst. Die "Täter" sind in oberen Kader zu finden oder im
Verwaltungsrat. Ein Manager erzählte mir kürzlich, während einer
VR-Sitzung wo es um die neue Strategie gegangen sei,  hätte ihm einer
der Verwaltungsräte kurzerhand mit der sofortigen Absetzung gedroht.
"Man fragte mich, ob ich meinen Job noch behalten wolle. Ich
antwortete irritiert mit Ja. Dann solle ich gefälligst tun, was von
mir verlangt werde. Einen Posten wie meinen würden viele mit Handkuss
nehmen." Das Resultat: Wer Angst hat, verkrampft sich. Wer sich
verkrampft, fällt meist unkluge Entscheide. Dieser CEO hat also
Gnadenfrist erhalten, weil er die Strategie des VR übernimmt, obwohl
ihm persönlich unwohl ist dabei.
Hinterhältigkeit überlebt, Ehrlichkeit stirbt
Was zeigt diese Entwicklung? Dass einige der Topmanager - aber
auch Verwaltungsräte - mit der angespannten Wirtschaftslage
überfordert sind. Sich selbst würden sie dies natürlich niemals
eingestehen. Eine Führungsriege, die solchem Handeln keinen Einhalt
gebietet, sorgt dafür, dass Ehrlichkeit ausstirbt und
Hinterhältigkeit überlebt. Und Letzteres wird zum Nährboden für
zunehmende Respektlosigkeit gegenüber jedem Menschen. Und so bangen
Führungskräfte, dessen Mut zur Kritik in guten Zeiten öffentlich noch
gelobt wurde, jetzt besonders um ihren Job. Die altbekannten
"Windfahnen", also Menschen ohne Rückgrat, überstehen solche Zeiten
meist unbeschadet. Werden die richtigen Führungskräfte entlassen ?
Die Wirtschaftskrise wird zum reinigenden Gewitter innerhalb der
Chefetagen. Die Frage bleibt, ob die Richtigen den Sessel räumen? In
Zeiten der Krise sind Tugenden wir Respekt und Anstand besonders
gefordert. Ein Aufschwung wird nur im Teamwork erreicht. Wer seinen
Mitarbeitenden droht, sie gar erpresst, ist als Führungsperson
gänzlich ungeeignet. So erstaunt es nicht, dass Headhunter zur Zeit
mit Bewerbungsschreiben von überaus gut qualifizierten
Führungskräften überhäuft werden. Es sind Menschen, die wieder in
einem Umfeld arbeiten möchten, wo ihnen Respekt entgegengebracht
wird.
Verwaltungsräte müssen umdenken
Gefragt sind jedoch vor allem Verwaltungsrätinnen und -räte. Sie
sind es, die den Wandel der Zeit noch zu sehr unterschätzen und
skrupellose Führungskräfte zu lange gewähren lassen. In Zeiten wie
diesen gilt die Politik des Bewährten als längst überholt.
Unternehmen und deren Manager stehen heute genauso in der
Öffentlichkeit, wie Popstars oder Schauspieler. Vorbei die Zeiten, wo
der prestigeträchtige Posten eines Verwaltungsrates noch "Ruhm und
Ehre" einbrachte. Taten sind gefordert, rasches Handeln. Und dies
bedingt auch eine fortschrittliche Kommunikationspolitik. Statt zu
warten, bis Medienschaffende den Finger auf die Wunde legen, aktiv
informieren. In der Kommunikation haben langfristige Strategien wenig
Chancen auf Erfolg. Flexibilität ist gefragt, sowohl in der
operativen Führung eines Betriebs als auch in der aktiven
Information. Verwaltungsratsgremien sollten umdenken. Die Frage
bleibt, ob nicht auch sie von einer weiteren Instanz kontrolliert
werden sollten.
Karin Müller ist Autorin von "Hotline Presse - Professionelle
Medienarbeit in Krisenzeiten", Orell-Füssli 2002

Kontakt:

Karin Müller
Kommunikation
Im Lot 1
8610 Uster
Tel. +41/1/941'13'88
[ 003 ]

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