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SNF: Bild des Monats 2006: Alpenvegetation durch Kalkgaben für Jahrzehnte verändert

SNF: Bild des Monats 2006: Alpenvegetation durch Kalkgaben für 
Jahrzehnte verändert
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Bern (ots)

Bild und Text unter:
http://www.presseportal.ch/de/galerie.htx?hype=obs
Menschliche Eingriffe können alpine Ökosysteme langfristig stören
Ökosysteme im Gebirge reagieren besonders unflexibel auf 
menschliche Eingriffe. Nach einer Störung finden sie nur sehr 
langsam – wenn überhaupt – zum ursprünglichen Zustand zurück. Dies 
bestätigt eine Studie des Nationalen 
Forschungsprogramms «Landschaften und Lebensräume der Alpen», 
welche die Vegetations- und Bodenentwicklung von über 70-jährigen 
Versuchsflächen auf der «Schynigen Platte» untersuchte. Die 
Ergebnisse des weltweit einzigartigen Experiments zeigen, dass das 
Ausbringen von Kalk in den 1930er-Jahren ausreichte, die 
artenreiche Alpweidenvegetation sowie die chemischen und 
mikrobiellen Bodeneigenschaften für Jahrzehnte zu stören.
Viele Weiden und Matten der höher gelegenen Alpen zeichnen sich 
im Vergleich zu den tieferen Lagen durch nährstoffarme und saure 
Böden aus. Deshalb sind in alpinen Gebieten wenig produktive , aber 
häufig umso artenreichere Pflanzengesellschaften besonders 
verbreitet. Vor über 70 Jahren startete der Berner Botaniker Werner 
Lüdi auf der Schynigen Platte ob Grindelwald (BE) Experimente, die 
sich heute als Glücksfall für die Umweltforschung erweisen, da sie 
einmalig langfristige Beobachtungen in einem emissionsfernen Gebiet 
ermöglichen. Lüdi beabsichtigte auf seinen Versuchsflächen, die 
zuvor während Jahrhunderten beweidet worden waren, die geringe 
landwirtschaftliche Produktivität durch Düngung und Kalkung zu 
verbessern. Er unterzog die Versuchsflächen, auf denen die für 
solche Standorte typische Borstgras-Heide mit Pflanzenarten wie 
Arnika, Purpur-Enzian, Weissorchis oder Berg-Nelkenwurz gedieht, 
unterschiedlichen Behandlungen. Dazu gehörten mechanischen 
Eingriffe sowie Dünger- und Kalkgaben in zahlreichen Varianten.
Durch die Düngung und die Kalkung stellte sich tatsächlich 
innerhalb weniger Jahre ein produktiverer Vegetationstyp ein. Das 
Borstgras, aber auch attraktive und heute seltene Pflanzenarten 
wurden von Milchkraut oder Alpen-Rispengras verdrängt. Wie nun ein 
internationales Forschungsteam um Thomas Spiegelberger von der 
Universität Freiburg, Otto Hegg von der Universität Bern, und Urs 
Schaffner von der Organisation CABI Bioscience in Delémont in einem 
Artikel der renommierten Zeitschrift «Ecology»* zeigt, wirkt dieser 
Effekt auch nach mehreren behandlungsfreien Jahrzehnten noch nach. 
Die Studie wurde vom Nationalen Forschungsprogramm «Landschaften 
und Lebensräume der Alpen» (NFP 48) des Schweizerischen 
Nationalfonds unterstützt.
Säuregehalt des Bodens bis heute reduziert 
Die überraschend langanhaltende Störung des Ökosystems führen die 
Autoren auf die Kalkgaben zurück – denn auf jenen Flächen, die 
einst nur gedüngt wurden, ist praktisch keine langfristige Wirkung 
mehr festzustellen. Chemische und mikrobiologische Untersuchungen 
des Bodens zeigen denn auch, dass die Behandlung mit Kalk vor über 
70 Jahren nicht nur den Kalziumgehalt des Bodens bis heute erhöhte, 
sondern auch dessen mikrobielle Zusammensetzung veränderte. Dies 
führen die Forschenden darauf zurück, dass der Kalk bis heute den 
natürlichen Säuregehalt des Bodens reduziert. Die dadurch 
veränderte Mikroflora des Bodens macht die vorhandenen Nährstoffe 
besser verfügbar und begünstigt nährstoffbedürftige Pflanzen. 
Früher typische Arten haben dagegen markant abgenommen, Arnika 
bleibt bis heute praktisch verschwunden. Weil die Pflanzenüberreste 
durch die veränderten Bodenbedingungen relativ gut abgebaut und 
wieder aufgenommen werden, bleibt das erhöhte Nährstoffniveau lokal 
sehr lange erhalten. Mit Düngung allein – also ohne Kalk – konnte 
dieser Effekt nicht erreicht werden, da die eingebrachten 
Düngstoffe wieder ausgewaschen wurden.
Erkenntnisse über Folgen der Luftverschmutzung 
Wie dieser weltweit einzigartige ökologische Langzeitversuch im 
Berggebiet zeigt, genügte eine Veränderung des Bodensäuregehaltes, 
um das Ökosystem für Jahrzehnte aus dem Gleichgewicht zu bringen. 
Er bestätigt damit die theoretische Annahme, dass Ökosysteme im 
Gebirge besonders unflexibel auf menschliche Eingriffe reagieren, 
indem sie nach einer Störung – wenn überhaupt – nur sehr langsam 
zum ursprünglichen Zustand zurückfinden. Die weitere Beobachtung 
der von Lüdi angelegten Flächen wird auch in Zukunft 
aufschlussreiche Erkenntnisse liefern. Dies umso mehr, als sich 
diese Versuchsanlage auf der Schynigen Platte in einem 
emissionsfernen Gebiet befindet, so dass vor dem überwältigenden 
Panorama von Eiger, Mönch und Jungfrau nicht nur Erkenntnisse über 
die Wirkung gezielter Düngung und Kalkung, sondern auch der 
generellen Luftverschmutzung auf alpine Ökosysteme auf saurem Boden 
möglich sind, da heute auf diesem Weg erhebliche Düngermengen – bis 
80 Kilogramm Stickstoff pro Hektar und Jahr – in den natürlichen 
Kreislauf gelangen und dort Veränderungen der Artenvielfalt 
bewirken.
* Ecology, Band 87, S. 1939-1944
Weitere Auskünfte: 
Dr. Thomas Spiegelberger
Cemagref de Grenoble
Domaine universitaire
2, rue de la Papeterie - BP 76
FR-38402 Saint-Martin-d'Hères cedex
Tel :  00 33 4 76 76 28 19
Fax : 00 33 4 76 51 38 03
E-Mail :  thomas.spiegelberger@grenoble.cemagref.fr
Prof. em. Dr. Otto Hegg
Landorfstr. 55
CH-3098 Köniz 
Tel: +41 (0) 31 971 08 38
E-Mail:  hegg@ips.unibe.ch
Dr. Urs Schaffner
CABI Switzerland Centre
chemin des grillons 1
CH-2800 Delémont
Tel: +41 (0)32 421 48 77
E-Mail:  u.schaffner@cabi.org
Text und Bild dieser Medieninformation können auf der Nationalfonds-
Homepage abgerufen werden http://www.snf.ch/medienmitteilung

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