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Museum des Monats Juli 2010: Oskar Kokoschka in der Zentralbibliothek Zürich

Zürich (ots)

Der schriftliche Nachlass von Oskar Kokoschka
befindet sich in der Zentralbibliothek Zürich. Die über 20'000 
Dokumente zu erschliessen ist eine Herausforderung, bei der sich 
immer wieder neue Einblicke in das bewegte Leben des Künstlers und 
Schriftstellers bieten. Derzeit vermittelt die Ausstellung "Spur im 
Treibsand", mit welch ungeheurer Bereitschaft zur Leidenschaft 
Kokoschka durchs Leben ging  und dabei  Anstösse für sein 
künstlerisches Gestalten fand. Die faszinierende Ausstellung macht 
die Zentralbibliothek  zum Museum des Monats.
"Zu mir gelangt so wenig Wärme aus der Welt, im Grund bin ich doch
recht vereinsamt heute in unserer Zeit von Menschenfressern, Pop-Art 
und mechanistischer Einstellung zum Leben", schrieb Kokoschka 1965 
als 79jähriger. Schon sechs Jahre zuvor hatte er in der Lithografie 
"The Action Painter" sein Befremden gegenüber der zeitgenössischen 
Kunst zum Ausdruck gebracht, indem er einen Maler mit Affenkopf vor 
eine Staffelei vorführte, der zwar nach einem Modell arbeitete, aber 
doch nur Kleckse auf der Leinwand setzte. Schon zu Beginn seines 
Schaffens hat Kokoschka künstlerische Eigenständigkeit deutlich 
markiert: Mit seiner Absage an den vorherrschenden Jugendstil und der
Hinwendung zum Expressionismus. Die Ausstellung "Spur im Treibsand" 
durchmisst die ganze Vita des Künstlers, von den Anfängen in Wien bis
zu den späten Jahren am Genfersee. Mit Dokumenten, Zeichnungen und 
Bildern wirft sie Lichter auf Abdrücke, die Kokoschka in der Wüste 
des Lebens hinterlassen hat: Im Zentrum stehen des Künstlers Reisen, 
die intensiven Liebschaften, die Hingabe an die Antike und die 
Weitergabe des Könnens an Schüler in der von Kokoschka mitbegründeten
Schule des Sehens in Salzburg.'
Reisebeschreibungen, Fotos und beschriebene Postkarten aus 
Südeuropa, Nordafrika und Kleinasien zeigen anschaulich, wie 
Kokoschka mit hungrigem Blick unterwegs  Bildmotive fand, die er 
später zu Hause verarbeitete. Briefe, Widmungen in Büchern und vor 
allem Zeichnungen machen mit der produktiven Wirkung bekannt, die von
seinen Begegnungen mit Frauen ausging. Vom Liebesbrief in Form eines 
illustrierten Buches an die Mitstudentin Lilith Lang über die von der
verzehrenden Liebschaft mit Alma Mahler motivierten Bilder bis zu 
Porträts der schlafenden Finnin "Fräulein Schneegeruch" und der 
schönen Gesangstudentin "Himbeermädchen" Anna Kallinn. Viele 
Dokumente, Zeichnungen und Bilder erzählen von der Beziehung mit  
Olda Pavlovska, die er "Hold" nannte und die ihm tatsächlich Halt in 
den gefährlichen Stürmen des Lebens bot. In den Dreissigerjahren 
stand ihm Olda bei der Flucht von Wien über Prag nach England bei. 
1941 heiraten die beiden in einem Luftschutzkeller in London. Dass 
Kokoschkas Hingabe an die Musen auch für Nebengeräusche sorgte, zeigt
die 1964 entstandene Skizze "Furioses Capriccio", in welcher sich die
Eheleute mit Tellern ausgerüstet gegenüberstehen und die wohl als 
humorvolles Zeichen der Versöhnung gedacht war.
Die Ausstellung entstand in enger Zusammenarbeit mit der Stiftung 
"Fondation à la mémoire de Oskar Kokoschka" in Vevey, welche mehrere 
Bilder aus ihrer hochkarätigen Sammlung zur Verfügung stellte. 
Zusammen mit den Dokumenten aus dem Nachlass in der Zentralbibliothek
Zürich vermittelt die Ausstellung ein vielschichtiges, lebendiges 
Bild des Künstlers und lässt ahnen, welche Schätze in den 
hinterlassenen Dokumenten noch zu finden sind. "Oskar hat alles, was 
ein Mensch zu Grossem braucht (...) Ich liebe alles an ihm und 
verstehe ihn in seinen tiefsten Tiefen - Gott hilf mir - dass ich ihm
zur Freude geboren ward", schrieb Alma Mahler. Dieser Wunsch der von 
Oskar Kokoschka leidenschaftlich geliebten Witwe des Komponisten 
sollte sich nicht erfüllen. Aber gerade das Scheitern der Beziehung 
liess Kokoschka verblüffende Wege  gehen: Die Erfahrung der amour fou
und die sich daran anschliessenden Erlebnisse als Freiwilliger im 1. 
Weltkrieg  führten ihn an die Grenzen der Existenz und der möglichen 
künstlerischen Verarbeitung.
Die Ausstellung wird im Predigerchor, Predigerplatz 33, gezeigt 
und dauert bis 2. Oktober. Offen Montag bis Freitag 13-17 Uhr, 
Samstag 13-16 Uhr.
Führungen: Thematische Führungen jeden Freitag 13 Uhr.
Programm: www.zb.uzh.ch
Vortrag mit Führung: "Eine duftige Geschichte vor dem Roman - 
unbekannte Widmungszeichnungen von Kokoschka", mit Annette Windisch, 
Montag 6. September, 12.15 Uhr.
Katalog: "Spur im Treibsand - Oskar Kokoschka neu gesehen. Briefe 
und Bilder", 44 Fr.

Kontakt:

Ruth Häusler
Zentralbibliohek Zürich
Handschriftenabteilung
Zährigerplatz 6
8001 Zürich
Tel.: +41/44/268'31'73
E-Mail: ruth.haeusler@zb.uzh.ch

Yves Schumacher
Verein Zürcher Museen
Renggerstrasse 3
8038 Zürich
Tel.: +41/44/991'14'14

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