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Sucht Schweiz / Addiction Suisse / Dipendenze Svizzera

Sucht Info Schweiz : Gewaltig gefährdet - wenn Alkohol im Spiel ist

Lausanne (ots)

Am 18. November 2010 ist Nationaler Aktionstag
Alkoholprobleme. Alkohol und Gewalt sind häufig miteinander 
verbunden. Unter dem Motto "Gewaltig gefährdet" sensibilisieren 
Alkoholfachstellen Betroffene und die Bevölkerung in der ganzen 
Schweiz für das erhöhte Gewaltrisiko bei Alkoholmissbrauch.
Daniel (Name geändert), 36-jährig, ist Banker in leitender 
Position. Er bezeichnet sich selbst sowohl als engagierten Berufsmann
als auch als trinkfesten Lebemann. Daniel ist geschieden und hat zwei
Kinder. Am Arbeitsplatz lernte er Larissa (Name geändert) kennen und 
lieben. Sie ist 32 Jahre alt, ledig und kinderlos. An Firmenanlässen,
bei Abendessen, im Ausgang trinken beide regelmässig und kräftig 
Alkohol. Dabei kam es im letzten halben Jahr vier Mal zu 
Gewalthandlungen. Gefühle der Unsicherheit und Eifersucht gipfeln in 
Anschuldigungen, Provokationen und gegenseitigen Tätlichkeiten. 
Nüchtern wäre nichts passiert, erklärt Daniel.
Nach einer durchzechten Nacht mit Freunden kam es in den Ferien 
auf Kreta zur Eskalation. Im Nachhinein kann sich Daniel an nichts 
mehr erinnern. Er weiss nur noch, dass er Larissa am nächsten Morgen 
blutend und weinend, völlig verstört und schockiert auf dem Boden der
Veranda liegen sah. Er habe ihr während Minuten Faustschläge und 
Fusstritte gegeben, berichten die anwesenden Kollegen. Seither ist 
die Beziehung instabil. Man rät Larissa, sich zu trennen. Daniel 
schämt sich, vor sich, Larissa und seinen Freunden. Heute ist er in 
einer Alkoholtherapie und absolviert eine Gewaltberatung.
Mehr Risiken unter Alkoholeinfluss
"Gewaltig gefährdet" lautet das Motto des diesjährigen Nationalen 
Aktionstages Alkoholprobleme vom 18. November. Fachleute informieren 
die Bevölkerung über das erhöhte Risiko für Gewalt im Zusammenhang 
mit Alkoholmissbrauch. Ein neuer Flyer thematisiert die Problematik 
für ein breites Publikum. Zwar führt ein problematischer 
Alkoholkonsum nicht automatisch zu Gewaltakten. Alkohol und Gewalt 
treten aber häufig zusammen auf, so wie bei Daniel und Larissa. Für 
häusliche Gewalt gilt: 30 bis 40% der Delikte werden unter 
Alkoholeinfluss verübt. Auch bei Sportanlässen, am Wochenende oder im
Nachtleben ist bei Gewaltvorfällen oft Alkohol im Spiel. Die Ursachen
von Gewalt sind stets komplex; Alkoholkonsum kann, nebst anderen 
Faktoren, eine Rolle spielen.
"Alkohol kann Konflikte und Stress zuspitzen und die 
Selbstwahrnehmung einschränken, die es braucht, um schwierige 
Situationen gewaltfrei auszuhalten", erklärt Martin Bachmann vom 
mannebüro züri, dem ältesten Männerbüro und der ersten 
Täterberatungsstelle der Schweiz. Häufiger als Frauen sind Männer als
Täter betroffen, ungeachtet von Alter, Beruf und sozialem Status, so 
die Erfahrung in Zürich. Nicht nur das Risiko Gewalt auszuüben steigt
durch problematischen Alkoholkonsum, sondern auch jenes, Opfer zu 
werden -  wie dies bei Larissa der Fall war.
Gewalt nicht nur auf der Strasse
Studien zeigen: Jugendliche, die früh Gewalt ausüben, neigen häufiger
zu späterem Alkoholkonsum. "Dabei darf nicht vergessen werden, dass 
die meisten Gewaltakte von Erwachsenen ausgeübt werden, oft in den 
eigenen vier Wänden, ausserhalb der medialen Aufmerksamkeit", betont 
Silvia Steiner, Präventionsfachfrau bei Sucht Info Schweiz.
Was Prävention leisten kann
Die Prävention muss auf verschiedenen Ebenen ansetzen, um 
Alkoholmissbrauch und Gewalt vorzubeugen. Und je früher sie 
stattfindet, desto besser. Preiserhöhungen und Verkaufsregulierungen,
z.B. bei Sportanlässen, sind laut Weltgesundheitsorganisation 
wirksame Mittel, um Gewaltvorfälle zu vermindern. Diesbezüglich hebt 
sich die Schweiz von fast allen europäischen Ländern ab: Bei Sport- 
und Kulturanlässen existieren keine national geltenden Verbote oder 
Einschränkungen.
Gefragt ist zudem ein stärkerer Einbezug von Gewaltfragen in der 
Alkoholberatung - und umgekehrt. "Wenn es gelingt, den Alkoholkonsum 
bei gewalttätigen Eltern und Gewalt bei trinkenden Eltern frühzeitig 
zu erkennen und zu therapieren, ist dies wohl indirekt die wichtigste
Gewalt- und Alkoholprävention für Kinder und Jugendliche", sagt 
Silvia Steiner. Auch können Programme in Schule und Ausbildung Gewalt
und Alkoholmissbrauch vorbeugen, vor allem, wenn sie langfristig 
angelegt und in umfassende alkoholpolitische Massnahmen eingebettet 
sind.
Nationaler Aktionstag Alkoholprobleme
Der Nationale Aktionstag Alkoholprobleme vom 18. November 2010 
sensibilisiert die Öffentlichkeit für den problematischen 
Alkoholkonsum. Suchtfachstellen aus der ganzen Schweiz tragen mit 
Informationsveranstaltungen und weiteren Aktivitäten dazu bei, das 
Thema zu enttabuisieren und Betroffenen sowie deren Angehörigen Mut 
zu machen, die bestehenden Hilfsangebote zu nutzen. «In fast jedem 
Kanton finden in diesem Jahr aus Anlass des Aktionstags spezielle 
Aktivitäten statt», freut sich Co-Projektleiter Markus Theunert vom 
Fachverband Sucht.
Der Aktionstag, der in diesem Jahr unter dem Motto "Gewaltig 
gefährdet" steht, wird gemeinsam organisiert vom Fachverband Sucht, 
von GREA (Groupement romand d'études des addictions), INGRADO 
(servizi per le dipendenze), dem Blauen Kreuz, den Anonymen 
Alkoholikern (AA), der Schweizerischen Gesellschaft für Suchtmedizin 
(SSAM) und Sucht Info Schweiz. Ein neuer Flyer thematisiert die 
Wechselwirkung zwischen Gewalt und Alkoholkonsum.
Diese Medienmitteilung finden Sie auch auf der Internetseite von 
Sucht Info Schweiz http://www.sucht-info.ch/de/ sowie auf 
www.aktionstag-alkoholprobleme.ch

Kontakt:

Monique Helfer
Mediensprecherin Sucht Info Schweiz
Tel. 021 321 29 74
E-Mail: mhelfer@sucht-info.ch

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