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Sucht Schweiz / Addiction Suisse / Dipendenze Svizzera

SFA:Schweizer Jugendliche greifen weniger häufig zu Alkohol, Tabak und Cannabis

Lausanne (ots)

Die neuste Schweizerische Schülerstudie zeigt:
Jugendliche trinken, rauchen und kiffen heute weniger als vor vier 
Jahren. Alkohol bleibt aber das Problem Nummer 1. Bedenklich ist die 
Entwicklung bei jener Minderheit von Jugendlichen, die Schlafmittel 
sowie illegale Drogen wie Kokain oder Halluzinogene gebrauchen. Im 
2007 führte die Schweizerische Fachstelle für Alkohol- und andere 
Drogenprobleme (SFA) die Erhebung im Rahmen der europäischen 
Schülerbefragung zum Substanzgebrauch erneut durch. Die ersten 
Resultate wurden heute in Bern vorgestellt.
Zusammen mit über 40 europäischen Ländern nahm die Schweiz im 2007
zum zweiten Mal an der Erhebung unter 13- bis 16-jährigen Schülern 
und Schülerinnen teil. Die ESPAD-Studie (The European School Survey 
Project on Alcohol and Other Drugs) wird vom Europäischen Rat 
unterstützt und wurde 1995 erstmals in 26 Ländern Europas 
durchgeführt. Im Fokus der alle vier Jahre stattfindenden Befragung 
stehen der Konsum sowie die Einstellungen zu Alkohol, Tabak und 
anderen Drogen im Jugendalter. Im 2007 haben über 7500 Schweizer 
Schüler und Schülerinnen der 8., 9. und 10. Klasse den Fragebogen 
freiwillig und anonym ausgefüllt. Die für die Schweiz erneut von der 
SFA durchgeführte Studie ist repräsentativ.
Alkoholkonsum auf hohem Niveau rückläufig
Der problematische Alkoholkonsum bei Jugendlichen zeigt sich bei 
einzelnen Trinkgelegenheiten, wo meist sehr viel konsumiert wird. Mit
fünf Gläsern Alkohol oder mehr bei einer Gelegenheit mindestens drei 
Mal im Monat definiert die ESPAD-Studie einen besonders 
problematischen Konsum. 14 % der Knaben im Alter von 15 Jahren wiesen
im 2007 dieses Trinkverhalten auf, bei den gleichaltrigen Mädchen 
waren es fast 8 %. Im 2003 lagen die Werte bei knapp 20 % bzw. 11 %. 
In Anbetracht des Risikoverhaltens bleiben die Zahlen Besorgnis 
erregend hoch. "Körperliche Auseinandersetzungen, Unfälle, Probleme 
mit der Polizei, Notfallaufnahmen oder ungeschützter 
Geschlechtsverkehr können die Folgen sein", erklärt der Leiter der 
Schülerstudie, Gerhard Gmel. Mehr als 60 % der 15-jährigen 
rauschtrinkenden Jungen und über 40 % der Mädchen gaben an, im 
Vorjahr zumindest eine dieser Konsequenzen erlebt zu haben. Im 
Vergleich dazu sind bei den Jungen, die das Rauschtrinken meiden, 
knapp 20 % von alkoholbedingten Folgen betroffen; bei den Mädchen 
sind es etwas mehr als 10 %.
Jungen zeigen eine starke Vorliebe für Bier: Der Gerstensaft macht
bei 15-Jährigen mehr als 40 % des Gesamtkonsums aus, fast den 
gleichen Anteil nehmen Alcopops, das heisst Mischgetränke mit 
Spirituosen, sowie weitere hochprozentige Alkoholika ein. Bei den 
Mädchen machen Alcopops, Spirituosen und selbst gefertigte 
Mischgetränke mehr als die Hälfte des Gesamtkonsums aus; nur knapp 
ein Viertel nimmt Bier ein. Verglichen mit dem Jahr 2003 haben 
trinkfertige Alcopops stark an Bedeutung verloren. Gleichzeitig 
scheinen Jugendliche die Drinks heute eher selbst zu mischen.
Interessant sind die Aussagen der Jugendlichen über den Erwerb von
Alkohol zum Eigengebrauch: Sie trinken alkoholische Getränke häufiger
im Restaurant oder in einer Bar als nach dem Kauf im Laden. Eine 
Ausnahme bilden hier 15-jährige rauschtrinkende Jungen. Sie gaben an,
die Getränke häufiger im Detailhandel zu beziehen. Laut Gesetz dürfte
Jugendlichen in diesem Alter noch gar kein Alkohol abgegeben werden.
Mehrere Gründe bestimmen die Konsumentwicklung
Das Rauschtrinken wurde in den letzten Jahren intensiv und öffentlich
diskutiert. Die SFA geht davon aus, dass das Problembewusstsein bei 
Eltern, Lehrkräften und Jugendlichen gestiegen ist. Entwarnung ist 
aber nicht angezeigt: Alkohol ist unter den verschiedenen Substanzen 
nach wie vor das Problem Nummer 1. "Und alkoholische Getränke sind 
fast jederzeit günstig zu kaufen. Gerade das Bier ist heute zu 
billig", stellt Michel Graf, Direktor der SFA, fest. Auf 
gesellschaftlicher Ebene geht es darum, den Jugendschutz, namentlich 
die Abgabebestimmungen noch konsequenter durchzusetzen. Auch die 
Preisgestaltung und Werbebeschränkungen beeinflussen das 
Konsumverhalten der Jugendlichen.
Konsumrückgang beim Tabak
Fast 30 % der 15-Jährigen gaben an, im Monat vor der Befragung 
geraucht zu haben, wobei Jungen häufiger zum Glimmstängel greifen als
Mädchen. Im Jahr 2003 waren es 34 %. Die positive Entwicklung darf 
nicht darüber hinwegtäuschen, dass Heranwachsende Zigaretten früh 
ausprobieren: 38 % der 13-Jährigen haben schon geraucht. Studien 
zeigen, dass bereits wenige Konsumgelegenheiten zu späterem 
Dauerkonsum führen können.
Die Erhöhung der Zigarettenpreise hat wohl zum rückläufigen Trend 
beigetragen. Zudem ist es heute normal, in öffentlichen Räumen nicht 
zu rauchen. Gleichzeitig führten mehrere Kantone in jüngster Zeit ein
gesetzliches Abgabealter für Tabakprodukte ein. Hier fordert die SFA 
eine national einheitliche Regelung, welche die Abgabe ab 18 Jahren 
vorsieht.
Cannabis verliert an Attraktivität
Jeder fünfte Junge im Alter von 15 Jahren hat im Monat vor der 
Befragung Cannabis geraucht. Dieser Wert war im 2003 um 3 % höher. 
Bei den Mädchen sank der Wert von 17 % auf 12 % im 2007.
"Das Bewusstsein für die gesundheitlichen Risiken ist heute 
grösser und durch die politische Diskussion über die Cannabisfrage 
ist allen klar, dass der Konsum sanktioniert wird", fasst Michel Graf
zusammen. Die SFA geht davon aus, dass die zunehmenden Rauchverbote 
in öffentlichen Räumen das Kiffen vermutlich ebenfalls hemmen.
Entwicklung bei anderen psychoaktiven Substanzen betrifft 
Minderheit
Eine kleine Gruppe von Jugendlichen geht hohe Risiken ein. Bis heute 
ist über deren Konsumverhalten wenig bekannt. Zwischen rund ein und 3
% der Jugendlichen haben in ihrem bisherigen Leben illegale Drogen 
wie Kokain, Crack, Heroin oder LSD gebraucht. Diese Werte sind nach 
wie vor auf tiefem Niveau; sie nahmen jedoch im Vergleich zum Jahr 
2003 zu.
Fast 8 % der 15-Jährigen haben schon ein Schlaf- oder 
Beruhigungsmittel ausprobiert; im Jahr 2003 waren es etwas mehr als 6
%. Der Griff zu solchen Präparaten, seien es nun pflanzliche, 
rezeptfreie oder rezeptpflichtige, ist in diesem Alter in jedem Fall 
bedenklich.
Wo die Prävention ansetzt
Die Mehrheit der Jugendlichen hat keine Probleme mit Alkohol oder 
anderen Substanzen und die jüngste Entwicklung ist insgesamt positiv.
"Sie darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass immer noch zu viele
Jugendliche trinken, rauchen oder kiffen", erklärt der SFA-Direktor. 
Ob die aktuelle Trendwende anhält, ist ungewiss.
Für die Prävention steht jene Minderheit von Jugendlichen mit 
einem problematischen Konsum im Zentrum. Wichtig ist die 
Früherkennung gefährdeter Mädchen und Jungen. "Hier braucht es einen 
spezifischen Behandlungsansatz, der neue Konsumformen und das soziale
Umfeld der Betroffenen einbezieht", erläutert Michel Graf. Eine 
Intervention sollte gemäss SFA-Direktor vermehrt auch dann einsetzen,
wenn Jugendliche wegen einer Alkoholvergiftung im Spital landen. 
Gleichzeitig müssen Schule und Familie für die Risiken sensibilisiert
und Familien in ihrer Erziehungsaufgabe unterstützt werden. Mit ihren
Präventionsprojekten, der Sensibilisierung der Bevölkerung sowie der 
Politikerinnen und Politiker wird sich die SFA weiterhin engagieren.
Die ESPAD-Schülerstudie ermöglicht künftige Untersuchungen, um die
Konsumentwicklung bei Jugendlichen im Detail zu analysieren. Um den 
Substanzgebrauch besser zu verstehen und neue Erkenntnisse für die 
Prävention zu gewinnen, müssen die individuelle Lebenssituation wie 
das soziale Umfeld oder die Beziehungen zu Eltern oder Gleichaltrigen
näher angeschaut werden.
Die SFA in Kürze
Für die Schweizerische Fachstelle für Alkohol- und andere 
Drogenprobleme (SFA) steht der Schutz der Gesundheit im Zentrum. Die 
SFA will Probleme verhüten oder vermindern, die aus dem Konsum von 
Alkohol und anderen psychoaktiven Substanzen hervorgehen. Die SFA 
konzipiert und realisiert Präventionsprojekte, engagiert sich in der 
Gesundheitspolitik und der psychosozialen Forschung. Die SFA ist eine
private, parteipolitisch unabhängige Organisation mit gemeinnützigem 
Zweck.
Diese Medienmitteilung finden Sie auch auf der Internetseite der 
SFA:
http://www.sfa-ispa.ch/index.php?IDtheme=64&IDcat24visible=1&langue=D

Kontakt:

Monique Helfer
Medienverantwortliche SFA
mhelfer@sfa-ispa.ch
Tel.: 021 321 29 74

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