Medienmitteilung COP30: Ein Schritt vorwärts bei Klimagerechtigkeit, Klimaschutz steht aber still
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Medienmitteilung
COP30: Ein Schritt vorwärts bei Klimagerechtigkeit, Klimaschutz steht aber still
Belém / Luzern, 22. November 2025
Die brasilianische Präsidentschaft gestaltete die Verhandlungen der COP30 in einem angespannten geopolitischen Umfeld mit Umsicht und schaffte es, einen Entscheid für soziale Gerechtigkeit zu erringen. Indigene Aktivist:innen erreichten an der Amazonas-COP, dass ihre Landrechte gestärkt wurden. Die Staaten konnten sich aber nicht auf griffige Massnahmen zur Beschleunigung des globalen Klimaschutzes einigen.
Die COP-Präsidentschaft bezeichnete diese Ausgabe selbst als „COP der Wahrheit und der Implementierung“. Sie schaffte es, die heiklen Themen (Finanzen, Transparenz, Handel und NDCs) im Kollektiv anzupacken und eine Lähmung der Verhandlungen zu verhindern. Damit beweist die COP30, dass der Multilateralismus auch im aktuellen geopolitischen Umfeld funktioniert. Fastenaktion verfolgte die Weltklimakonferenz mit ihren Partnerorganisationen vor Ort in Belém. David Knecht schlussfolgert: „Die COP30 setzt ein Zeichen für Klimagerechtigkeit. Es ist der Zivilgesellschaft gelungen, einen Mechanismus für die Just Transition, also einen sozial gerechten Übergang zu einer klimaverträglichen Wirtschaft, zu verankern. Das ist gerade für die ländlich lebenden und oft benachteiligten Menschen enorm wichtig. Leider haben es die Verhandler:innen aber nicht geschafft, die nötigen griffigen Massnahmen für eine gerechte Klimafinanzierung und einen Ausstieg aus den fossilen Energien zu beschliessen.“ Da kein gemeinsamer Entscheid zu den fossilen Energien möglich war, hat die COP-Präsidentschaft angekündigt, mit allen Ländern unter eigener Regie zwei Initiativen zum Ausstieg aus den fossilen Energieträgern sowie zur Beendigung der Entwaldung zu starten. Dieser Prozess muss die Menschen mitdenken, inklusive gestaltet und im kommenden Jahr in die multilateralen Diskussionen überführt werden.
Erfolg: Starke Zivilgesellschaft und Anerkennung indigener Territorien
Die Zivilgesellschaft äusserte sich an der COP30 ausserhalb der Verhandlungszone laut und bestimmt. Mit dem parallelen „People’s Summit“, einer grossen Demonstration sowie verschiedenen Aktionen verschafften sie sich Sichtbarkeit und Gehör. Dies ersetzt aber nicht die Notwendigkeit, dass sie auch Zugang zu den offiziellen Entscheidprozessen benötigen. Tipuici Manoki gehört zum indigenen Volk Manoki und arbeitet mit unserer brasilianischen Partnerorganisation OPAN, sie sagt dazu: „Die indigenen Völker sind besorgt wegen dem Klimawandel. Hier an der COP diskutieren Staatsvertreter:innen über Gesetze, ohne dass wir, die davon betroffen sind, mitreden können. Wir indigene Völker sollten in den Verhandlungen der COP30 mehr einbezogen werden. Wir möchten eigene Entscheidungen treffen, die unsere Zukunft und unsere Lebensweise nicht beeinträchtigen."
Indigene leisten einen fundamentalen Beitrag zur Eindämmung der Klimaerwärmung. Sie pflegen die Gebiete, die sie bewohnen auf nachhaltige Weise und schützen sie vor Abholzung. Indigene Aktivist:innen nutzten das Momentum der Klimakonferenz und erreichten auf nationaler Ebene wichtige Fortschritte: Die rechtliche Situation von 38 indigenen Territorien, inklusive des Gebietes der Manoki, wurde verbessert. Yaiku Suya Tapayuna, Repräsentant des Volkes Tapayuna, der ebenfalls mit unserer Partnerin OPAN arbeitet, betont: „Wir wollen den Wald, der noch übrig ist, schützen. Dafür fordern wir, nicht nur an der COP, dass unsere Rechte auf Land, Nahrung, Wasser und Saatgut gewährleistet werden“.
Herausforderungen: Schäden durch Klimawandel
Während in Brasilien über das Klima diskutiert wurde, wüteten auf den Philippinen zwei Taifune und zerstörten die Lebensgrundlage von hunderten von Menschen. Die an der COP beschlossenen Massnahmen zur Verbesserung des Fonds zu Schäden durch die Klimaerwärmung sind nicht ausreichend. Jayvy Gamboa von unserer Partnerorganisation Manila Observatory, einem wissenschaftlichen Zentrum in den Philippinen, unterstreicht: „Da die Klimakrise solche Katastrophen verstärkt, brauchen wir zuverlässige und einfach zugängliche Finanzinstrumente. Es ist wichtig, dass die Unterstützung möglichst schnell bei den Betroffenen ankommt. Die COP hat es verpasst, hier klare Richtlinien zu definieren.”
Die Schweiz muss fairen Beitrag an Klimafinanzierung leisten
Die COP30 endet ohne ambitionierteres Finanzierungsziel. Industrieländer müssen den Ländern im Globalen Süden öffentliche Finanzmittel zur Verfügung stellen, ohne dass sie in Schuldenfallen geraten. Auch die Schweiz, als Industrienation mitverantwortlich für die Klimakrise, sollte sich engagierter zeigen und einen gerechten Anteil an die Klimafinanzierung leisten. Bettina Dürr betont: „Wir sehen an diesen Verhandlungen, wie stark der Fortschritt beim Klimaschutz von den vorhandenen finanziellen Mitteln abhängt. Die Schweiz kam ohne Umsetzung des Finanzierungsziels von Baku nach Belém. Der Bundesrat muss so schnell wie möglich den fairen Beitrag der Schweiz zum $300 Milliarden Ziel beschliessen. Zudem braucht es ambitioniertere Klimaschutzmassnahmen im Inland.”
Damit sich die Erde nicht weiter erwärmt und sich Katastrophen und Hunger nicht noch mehr häufen, reicht ein kleiner Schritt auf dem kilometerlangen Weg hin zu einer klimagerechten Welt noch nicht. Es braucht eine schnelle Umsetzung von fairen, sozialen Klimamassnahmen, welche die Betroffenen berücksichtigen und aktiv einbeziehen. Fastenaktion setzt sich auch in Zukunft auf internationaler Ebene für mehr Klimagerechtigkeit ein und bringt die Anliegen und Lösungen der Menschen ein, die am meisten unter der Klimakrise leiden.
Weitere Informationen:
David Knecht, Programmverantwortlicher Klimagerechtigkeit, knecht@fastenaktion.ch; +41 76 436 59 86 (nur verfügbar auf Signal, Whatsapp, Zeitverschiebung -4h).
Bettina Dürr, Programmverantwortliche Klimagerechtigkeit, duerr@fastenaktion.ch; +41 79 745 43 53 (nur verfügbar auf Signal, Whatsapp, Threema, Zeitverschiebung -4h).
Kontakt in der Schweiz:
Mischa von Arb, Mediensprecher, vonarb@fastenaktion.ch; +41 227 59 66.
Fotos: https://www.swisstransfer.com/d/1dc33866-f45f-4e3f-a8b5-17b369f8205f (Link verfügbar bis 22.12.25)
Fastenaktion und ihr Engagement für Klimagerechtigkeit
Die Vision von Fastenaktion ist eine gerechtere Welt, in der Hunger und Armut überwunden sind. Die Klimakrise ist dabei eine grosse Herausforderung. Die Ärmsten, die am wenigsten zur Klimakrise beigetragen haben, leiden am stärksten unter den Auswirkungen. Klimagerechtigkeit bedeutet, dass die negativen Auswirkungen auf die Ärmsten möglichst gering sind und gleichzeitig die Klimaerwärmung bekämpft wird. Wenn es den Ärmsten der Welt gut geht, geht es uns allen besser – auch in der Schweiz. Seit Jahren engagiert sich Fastenaktion auf internationaler Ebene an der Weltklimakonferenz. Wir setzen uns in der Klimapolitik für ambitionierte und sozial gerechte Klimaschutzmassnahmen und somit für bessere Bedingungen ein, um das Recht auf Nahrung zu erfüllen.
Fastenaktion www.fastenaktion.ch
Alpenquai 4 CH-6002 Luzern