Medienmitteilung: Hunger, ein politischer und wirtschaftlicher Skandal
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Medienmitteilung zum Welthungertag am 16. Oktober 2025
Hunger, ein politischer und wirtschaftlicher Skandal
Luzern, 15. Oktober 2025
Noch immer gehen viel zu viele Menschen im Globalen Süden hungrig ins Bett. Dass fast ein Drittel der Weltbevölkerung unter Ernährungsunsicherheit leidet, ist auch deshalb so skandalös, weil eigentlich genügend Nahrung vorhanden wäre, aufgrund politischer und wirtschaftlicher Entscheidungen jedoch nicht für alle verfügbar ist. Zum Welthungertag am 16. Oktober fordert Fastenaktion, diesen Missstand endlich entschlossen anzugehen – etwa mit griffigeren Regulierungen für transnationale Unternehmen, der Respektierung von bäuerlichen Rechten und der Förderung von Agrarökologie.
Der Welternährungstag vom 16. Oktober erinnert daran, dass Millionen von Menschen auch heute noch immer nicht genug zu essen haben. Dass ein fundamentales menschliches Grundrecht, jenes auf Nahrung, noch immer nicht für alle auf der Welt Realität ist. Obwohl wir global mehr als genug Nahrung produzieren, leiden 673 Millionen Menschen unter chronischem Hunger. Gar 2,6 Milliarden – also 28 Prozent der Weltbevölkerung – sind laut dem jüngsten Bericht der FAO von moderater oder schwerer Ernährungsunsicherheit betroffen. Immerhin gab es in Asien und Lateinamerika 2024 gewisse Fortschritte, im Nahen Osten und in Afrika jedoch hat sich die Lage sogar verschlechtert. Das von der Uno für 2030 festgelegte Ziel einer Welt ganz ohne Hunger scheint unerreichbar.
Ernährungssouveränität dank Agrarökologie
Dabei ist Hunger nicht einfach unabwendbares Schicksal. Er ist das Ergebnis politischer, wirtschaftlicher und sozialer Entscheidungen, die zu einem globalisierten, marktabhängigen und krisenanfälligen Ernährungssystem führen. Landraub, Preisspekulationen sowie die Expansion der Agrarindustrie und des Rohstoffabbaus berauben Millionen von Menschen ihres Grundrechts auf eine angemessene Ernährung. Die Klimaerwärmung und bewaffnete Konflikte verschärfen die Situation zusätzlich.
Die am stärksten gefährdeten Bevölkerungsgruppen – Kleinbäuerinnen und -bauern, indigene Gemeinschaften, Frauen und Kinder – sind von diesen systemischen Ungerechtigkeiten besonders stark betroffen. Ihr Zugang zu Land, Saatgut, natürlichen Ressourcen und grundlegenden Dienstleistungen ist allzu oft eingeschränkt. Ein wirksames Gegenmittel ist die Landwirtschaft auf agrarökologischer Basis. Sie führt zu mehr und gesünderen Lebensmitteln, stärkt die Widerstandsfähigkeit gegenüber Krisen und ermöglicht Ernährungssouveränität.
Die Schweiz und ihre Verantwortung
Vom 20.-24. Oktober 2025 findet in Genf eine weitere Verhandlungsrunde zum verbindlichen UN-Abkommen über transnationale Unternehmen und Menschenrechte statt. Dieser Prozess wird von vielen Ländern des Südens unterstützt, während die Schweiz vorerst nur als Beobachterin teilnimmt. Dabei ist dieser Vertrag entscheidend, um Rechtslücken zu schliessen und den Opfern von Menschenrechtsverletzungen durch transnationale Unternehmen Zugang zur Justiz zu gewährleisten.
Die Schweiz trägt auch deshalb eine besondere Verantwortung, weil sie Sitz zahlreicher multinationaler Unternehmen ist, die in der Agrar- und Lebensmittelindustrie sowie im Rohstoffsektor tätig sind. Eine aktivere Unterstützung der Vertragsverhandlungen wäre also dringend angebracht, würde die Glaubwürdigkeit der Schweizer Aussenpolitik stärken und ihren Verpflichtungen im Bereich der Menschenrechte und der nachhaltigen Entwicklung entsprechen. Dabei sollte die Position der Schweiz mit der Erklärung der Vereinten Nationen über die Rechte der Bauern und anderer Menschen, die in ländlichen Gebieten arbeiten (UNDROP), übereinstimmen, zu deren Verabschiedung sie beigetragen hat.
Das Engagement von Fastenaktion: von lokal zu global
Fastenaktion arbeitet seit über 60 Jahren mit ländlichen Gemeinschaften in zahlreichen Ländern des Globalen Südens zusammen, um eine menschen- und umweltfreundliche Landwirtschaft zu fördern und Hunger zu beenden. Zudem vertreten wir die Anliegen dieser Gemeinschaften in internationalen Gremien und setzen uns für verbindliche Regeln ein, damit transnationale Unternehmen die Menschenrechte achten, insbesondere das Recht auf Nahrung.
Den seit 1979 jährlich begangenen Internationalen Welternährungstag nutzt Fastenaktion zusammen mit Partnerorganisationen, um auf das Thema Hunger und Ernährungsgerechtigkeit aufmerksam zu machen. Dieses Jahr finden in der Schweiz mehrere Aktionen statt:
- 9.10. bis 1.11.25: Escape Room «Escape Hunger»: Tour mit Halt in Bern, Basel, Luzern und Zürich. Alle Daten und Infos: Escape Hunger oder Escape Room Welthungertag Luzern.
- 16.10.25: «Le goût des choses», 18:00 Uhr, Film und Diskussion, Genf. Weitere Infos.
- 17.10.25: Roundtable (auf Englisch): «When mining and agribusiness cause hunger: can the UN protect local communities against globalised companies?», 16:30 Uhr, Graduate Institute, IHEID Genf. Weitere Infos.
Weitere Auskünfte: Anselma Künzle, Campaigning (041 227 59 18, kuenzle@fastenaktion.ch)
Fastenaktion www.fastenaktion.ch
Alpenquai 4 CH-6002 Luzern