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Illettrismus - wenn Lesen und Schreiben Probleme bieten

Luzern (ots)

"Illettrismus" umschreibt die Tatsache, dass es
Erwachsene gibt, welche die Landes- oder Regionalsprache beherrschen,
die obligatorische Schulpflicht erfüllt haben und trotzdem nicht
fähig sind, einfache Texte zu lesen und zu verstehen. Mit einer
gemeinsamen Informationskampagne wollen die Zentralschweizer Kantone
für diese oft verdeckte Problematik sensibilisieren. An einer
Medienkonferenz am Freitag, 18. Februar stellten sie
Handlungsmöglichkeiten und Massnahmen vor.
Die Zentralschweizer Kantone lancieren gemeinsam mit dem Verein
"Lesen und Schreiben für Erwachsene - Innerschweiz" eine Kampagne mit
dem Ziel, für die Problematik zu sensibilisieren und
Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen. Eine Broschüre vermittelt
wichtige Informationen und es werden Weiterbildungsmodule angeboten,
an welchen während eines halben Tages Hinweise und Tipps im Umgang
mit Illettrismus aufgezeigt werden. In einer ersten Phase werden
insbesondere Mitarbeitende von Institutionen angesprochen, die häufig
mit Betroffenen in Kontakt kommen. Sie sollen auf die Problematik
aufmerksam gemacht werden und lernen, wie sie am besten damit umgehen
und welche Massnahmen getroffen werden können. In der Zentralschweiz
bietet der Verein "Lesen und Schreiben für Erwachsene - Innerschweiz"
seit 15 Jahren Lese- und Schreibkurse für Erwachsene an. Jährlich
besuchen jedoch nur etwa 60 Zentralschweizerinnen und
Zentralschweizer diese Angebote.
Die Unfähigkeit Lesen und Schreiben zu können, stellt für
Betroffene ein einschneidendes persönliches Problem dar. Es ist
jedoch stark tabuisiert und wird nach Möglichkeit versteckt. Gemäss
Schätzungen verfügt in der Schweiz mehr als 9 % der einheimischen
erwachsenen Wohnbevölkerung über ungenügende Kenntnisse in Lesen und
Schreiben. Das heisst, dass in der Zentralschweiz mehr als 25'000
Erwachsene deutscher Muttersprache leben, die nicht in der Lage sind,
einfache Texte zu lesen und zu verstehen.
Die Ursachen für Illettrismus sind vielfältig. Sie können im
familiären, im schulischen, im persönlichen oder im
zwischenmenschlichen Bereich liegen. Illettrismus steht zwar in engem
Zusammenhang mit wirtschaftlichen und sozialen Schwierigkeiten, muss
jedoch weder direkte Ursache noch Folge davon sein. Illettrismus
findet man auch in der Mittel- und Oberschicht.
Von Illettrismus Betroffene verfügen nicht über die im heutigen
Informationszeitalter unabdingbaren Grundfertigkeiten im Umgang mit
schriftlichen Informationen. Sie laufen Gefahr, mit der Entwicklung
nicht Schritt halten zu können und schliesslich beruflich und sozial
isoliert zu werden. Abhängigkeit und mangelndes Selbstvertrauen sind
weitere Folgen. Langfristig kann sich eine Gesellschaft der zwei
Geschwindigkeiten entwickeln und es droht eine Schwächung des
gesellschaftlichen Zusammenhalts.
Weiterführende Links:
www.lesen-und-schreiben.ch
www.lesenschreiben.ch
www.lesenlireleggere.ch
www.bak.admin.ch>Kulturförderung

Kontakt:

Josef Widmer
Vorsteher Gruppe Berufs- und Erwachsenenbildung, Bildungs- und
Kulturdepartement des Kantons Luzern
Tel. +41-41-228'52'25

Verena Nigg
Präsidentin Verein Lesen und Schreiben für Erwachsene - Innerschweiz
Tel. +41-41-390'04'42

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