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Staatskanzlei Luzern

Der Hirsch kennt keine Grenzen

Luzern (ots)

Vor rund 50 Jahren wanderten Rothirsche aus dem
östlichen Alpenraum in die Zentralschweiz und in das Berner Oberland
ein. Zur Planung der an Rotwildbestand und Lebensraum angepassten
Jagd, veranlassten die Kantone Bern, Ob- und Nidwalden sowie Uri und
Luzern eine interkantonale Studie. Im Rahmen dieser Untersuchung
werden Hirsche gefangen, markiert und mit Halsbandsendern versehen.
Damit wird es möglich sein, zuverlässige Informationen über die
Wanderungen, die Einstands- und Äsungsgebiete sowie die Raumnutzung
dieser faszinierenden Tierart zu erhalten.
Rotwildbestände nehmen zu
Im Laufe der ersten Jahrzehnte des 19. Jahrhunderts verschwand der
Rothirsch aus der schweizerischen Wildbahn. Glücklicherweise besass
das österreichische Grenzgebiet Montafon gute Rotwildbestände, welche
sich ab den 70-/80-er Jahren in Richtung Unterengadin ausbreiteten.
Jagdbanngebiete sowie die Schonung der Kälber und Muttertiere
förderten vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg eine starke
Ausbreitung dieser Tierart im Alpen- und Voralpenraum. Heute ist der
Rothirsch in den meisten Gebieten der Voralpen, wo er Nahrung und
Ruhe findet, wieder heimisch geworden. Hier gehört er, wie jede
andere einheimische Tierart, zur Lebensgemeinschaft unseres Waldes.
Der König der Wälder - ein Problem für den Wald?
Aus Gebieten mit hohen Rotwildbeständen sind ernst zu nehmende
Schäden am Wald bekannt. Durch Verbiss, Fegen und Schälen kann die
natürliche Verjüngung des Waldes in Frage gestellt werden, und auch
an landwirtschaftlichen Kulturen sind erhebliche Schäden möglich. Der
gesetzliche Auftrag, den die Jagd zu erfüllen hat, beinhaltet u.a.
auch die von wildlebenden Tieren verursachten Schäden an Wald und
landwirtschaftlichen Kulturen auf ein tragbares Mass zu begrenzen.
Gleichzeitig geht es aber auch darum, die Artenvielfalt der
einheimischen Tierarten zu erhalten. Der Rothirsch gehört dazu. Damit
sein Platz in der Lebensgemeinschaft unserer Wälder gesichert bleibt,
ist eine optimale Bejagung unerlässlich. Es ist die anspruchsvolle
Aufgabe der Jagdplanung, ein Gleichgewicht zwischen
Wildschadenverhütung, Arterhaltung und angemessener, jagdlicher
Nutzung zu finden.
Überkantonale Bewirtschaftung der Rotwildpopulation
Es gehört zu den artspezifischen Eigenschaften des Rotwildes,
ausgeprägte Wanderungen von bis zu 200 km zu unternehmen. Diese
finden vor allem zwischen den Sommer- und Wintereinständen statt.
Dabei halten sich Hirsche nicht an Kantonsgrenzen. Die Jagdplanung
hat sich demzufolge nach den biologischen Eigenheiten des Rotwildes
und nicht nach den Kantonsgrenzen zu richten. Dies veranlasste die
Kantone Bern, Luzern, Obwalden, Nidwalden und Uri zusammen mit dem
BUWAL (Bereich Wildtiere), dem Büro PiU GmbH in Wabern die
Erarbeitung von Grundlagen für eine überkantonale Bewirtschaftung der
Rotwildpopulation zu übertragen. Eine Vorstudie ergab Hinweise, dass
sich der Lebensraum der Population vom Grenzgebiet Uri/Nidwalden über
den Kanton Obwalden bis ins luzernische Entlebuch und in das Berner
Oberland ausdehnt. Diese Hinweise sind nun durch vertiefte
Untersuchungen zu bestätigen.
Hirsche werden mit Sendern ausgerüstet - eine Arbeit für Profis!
Um zuverlässige Angaben über die Nutzung des Lebensraumes zu
erhalten, bedient sich die Wildbiologie der Technik der Telemetrie.
In aufwändiger, nächtelanger Arbeit versuchen Wildhüter der
beteiligten Kantone, Hirsche mit speziellen Gewehren zu narkotisieren
und mit Sendern auszurüsten. Durch periodische Peilungen kann dann
festgestellt werden, zu welcher Zeit sich welches Tier an welchem Ort
aufhält. Selbstverständlich stehen die markierten Tiere unter
Jagdschutz.
Erste Resultate
Bislang wurden in den Kantonen Bern und Uri je zwei sowie im
Kanton Obwalden vier weibliche Rothirsche "besendert", welche Signale
über ihren Aufenthalt und ihre Raumnutzung liefern. Zudem wurden in
den Kantonen Bern und Uri vier weitere Rothirsche mit Ohrmarken oder
senderlosen Halsbändern markiert. Gemäss den Erwartungen kümmern sich
die "besenderten Hirsche" bei ihren Wanderungen nicht um
Kantonsgrenzen. So hielt sich z.B. ein Tier im Winter im Kanton
Obwalden auf und verlegte im Sommer seinen Lebensraum teilweise in
den Kanton Luzern. Ein anderes verbrachte den Winter ebenfalls im
Kanton Obwalden, wanderte dann aber im Frühling in den Kanton Bern
ab.
Die moderne Hirschjagd - eine Herausforderung für die Jagdbehörden
und die Jäger
Die Rückkehr des Rotwildes und die Bestandeszunahme im
Voralpengebiet stellen eine Bereicherung der heimischen Fauna dar.
Damit nicht Überstände zu massiven Wildschäden und zu
Wintersterblichkeit der Tiere selbst führen, ist eine auf klare
Entscheidungsgrundlagen abgestützte Jagd unverzichtbar. Mit den
laufenden Untersuchungen werden diese Entscheidungsgrundlagen im
Interesse des Rotwildes, seiner Lebensräume und der Jagd erarbeitet.

Kontakt:

PiU GmbH
Partner/-innen in Umweltfragen
Antonio Righetti
Tel. +41/31/960'43'26

Fischerei- und Jagdverwaltung Luzern
Josef Muggli
Tel. +41/41/228'61'95

Jagdinspektorat Bern
Peter Juesy
Tel. +41/31/633'46'02

Jagdverwaltung Obwalden
Peter Lienert
Tel. +41/41/666'63'22

Amt für Jagd Nidwalden
Kurt Antener
Tel. +41/41/618'44'92

Amt für Forst und Jagd Uri
Georg Gerig
Tel. +41/41/875'23'12

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