Meilenstein für den Meeresschutz: Hochseeschutzabkommen kann endlich in Kraft treten
Großer Durchbruch: Mehr als zwei Jahre nach seiner Verabschiedung hat das Hochseeschutzabkommen nun offiziell 60 Ratifikationen erreicht, so dass es in Kraft treten kann.
PRESSEMITTEILUNG – 20.09.2025
Meilenstein für den Meeresschutz: Hochseeschutzabkommen kann endlich in Kraft treten
- 19. September - ein historischer Tag für die Meere: Mit einer Welle von Ratifizierungen in den vergangenen Tagen hat das BBNJ-Abkommen – auch Hochseeschutzabkommen genannt – offiziell den Schwellenwert von mindestens 60 Ratifizierungen erreicht. Damit startet der 120-tägige Countdown bis zu seinem Inkrafttreten.
- Das Abkommen etabliert einen neuen globalen Standard für den Schutz der Hochsee – darunter die Errichtung von Meeresschutzgebieten, Umweltschutzvorgaben und die faire gemeinsame Nutzung mariner genetischer Ressourcen.
- Die erfolgte Ratifizierung ist aber erst der Anfang – die Regierungen müssen jetzt für die wirksame Umsetzung sorgen, um anhaltenden Schutz für die Biodiversität der Ozeane herzustellen.
Das BBNJ-Abkommen ist ein Paradigmenwechsel im Umgang mit der marinen Vielfalt des Lebens. Es bietet die Grundlage für dessen Schutz in den weiten Meeresgebieten außerhalb nationaler Hoheitsbefugnisse. Zu seinen Instrumenten zählen Meeresschutzgebiete, Umweltverträglichkeitsprüfungen sowie die Nutzung, einschließlich Vorteilsausgleich, mariner genetischer Ressourcen der Hohen See.
Es war vor zweieinhalb Jahren, als Botschafterin Rena Lee als Vorsitzende des BBNJ-Verhandlungsprozesses in ihren Schlussworten festhielt, dass „das Schiff das Ufer erreicht hat“, als das BBNJ-Abkommen endlich abgeschlossen wurde. Mit dem jetzt erreichten Schwellenwert von mindestens 60 Ratifikationen ist das Schiff nun bereit, Segel in Richtung Schutz der Hochsee zu setzen. Jetzt wird sich zeigen, ob es zu einer starken Flotte wachsen wird, die dauerhaft den Kurs zu robustem Meeresschutz halten kann. Diese Aufgabe muss die internationale Gemeinschaft nun meistern.
„Die 60 Ratifikationen stellen eine einmalige Errungenschaft für die globale Meerespolitik dar und sind ein Grund zum Feiern. Länder auf der ganzen Welt haben Führungsstärke bewiesen und sich trotz politischer Turbulenzen auf das konzentriert, was einen konkreten Unterschied machen wird“, sagt OceanCare-Geschäftsführerin Fabienne McLellan und fügt hinzu: „Die internationale Gemeinschaft hat sich zusammengetan, um das Versprechen zum Schutz unseres blauen Planeten einzulösen. Der wahre Maßstab für den Erfolg des Abkommens wird jedoch seine Umsetzung sein, bei der wirksamer Meeresschutz die Richtschnur für jeden Schritt sein muss.“
„Das ist ein Meilenstein, und doch erst der Anfang. Der Ozean kennt keine Grenzen, und das sollte auch für unsere Bemühungen gelten, das Abkommen wirksam umzusetzen, damit es konkrete Vorteile für die Meeresökosysteme und die in und von ihnen lebenden Gemeinschaften bringt“, ergänzt Johannes Müller, Ocean Policy Specialist bei OceanCare. „Während die BBNJ-Vorbereitungskommission mit ihrer Arbeit voranschreitet und die nächste Sitzung für März 2026 geplant ist, müssen die Regierungen weiterhin zusammenarbeiten. Sie müssen die für die Umsetzung dieses historischen Abkommens erforderlichen Institutionen und Verfahren schaffen, die einen dauerhaften Schutz der marinen Biodiversität gewährleisten“, so Müller.
Mit den 60 Ratifizierungen hat die internationale Gemeinschaft ein bedeutendes Zwischenziel erreicht. Für einen wirklich ganzheitlichen und wirksamen Ansatz müssen die Regierungen nun auf die weltumspannende Teilnahme am Abkommen hinarbeiten. So haben unter anderem zwölf EU-Mitgliedstaaten das Abkommen noch nicht ratifiziert, darunter Deutschland und Österreich und auch die Schweiz steht bisher noch aus. Und natürlich werden die großen Staaten eine entscheidende Rolle spielen, dem Abkommen einerseits das erforderliche politische Gewicht und die notwendigen Ressourcen zu verleihen, und andererseits globale Führungsstärke und Glaubwürdigkeit in Bezug auf fortschrittliche Meerespolitik zu demonstrieren.
Medienkontakt:
Fabienne McLellan, Geschäftsführerin, OceanCare, fmclellan@oceancare.org, +41 79 456 77 07
Dr. Johannes Müller, Ocean Policy Specialist, OceanCare, jmueller@oceancare.org, +41 78 345 80 13
Weiterführende Informationen
Das BBNJ-Abkommen (offiziell „Agreement under the United Nations Convention on the Law of the Sea on the Conservation and Sustainable Use of Marine Biological Diversity of Areas beyond National Jurisdiction“ oder UNCLOS-BBNJ-Übereinkommen) wurde am 4. März 2023 nach einem fast zwei Jahrzehnte dauernden Prozess abgeschlossen. Die Hohe See bedeckt fast zwei Drittel (64 %) der Weltmeere – etwa die Hälfte der Erdoberfläche. Doch weniger als 1 % dieses Gebiets ist umfassend geschützt.
Das Übereinkommen bietet den ersten kohärenten, umfassenden, internationalen und rechtsverbindlichen Rahmen zum gezielten Schutz der biologischen Vielfalt der Hochsee und schließt damit wichtige Lücken in der Meerespolitik. Nach der formellen Annahme des Vertragstextes durch die Verhandlungsstaaten bei den Vereinten Nationen am 19. Juni 2023 waren 60 Ratifizierungen erforderlich, damit er in Kraft treten konnte. Nachdem die 60. Ratifizierung beim Generalsekretär der Vereinten Nationen hinterlegt wurde, beginnt eine 120-tägige Frist, bevor der Vertrag internationales Recht wird. Folglich wird das Abkommen am 17. Januar 2026 in Kraft treten.
Vorbereitungskommission (PrepCom)
In Anbetracht der bevorstehenden Arbeit einigten sich die Staaten darauf, eine Vorbereitungskommission (PrepCom) einzurichten, um die institutionellen Grundlagen für das Inkrafttreten des Abkommens und die erste Sitzung seines Leitungsgremiums – der Vertragsstaatenkonferenz (CoP), des wichtigsten Entscheidungsgremiums, das für die Überwachung der Umsetzung zuständig ist – zu schaffen.
Der PrepCom-Prozess ist mehr als nur administrative Routinearbeit. Er dient als wichtige Brücke zwischen der Verabschiedung des Abkommens und seiner vollständigen Umsetzung. Nach zwei Sitzungen im Jahr 2025 (April und August) wird die PrepCom im März 2026 erneut zusammentreten und ihre Arbeit an der Ausarbeitung von Empfehlungen fortsetzen, was bei der ersten Vertragsstaatenkonferenz (CoP1) beraten werden soll, wie die institutionellen Grundlagen des Abkommens geschaffen werden sollen und wie es in der Praxis funktionieren wird. Kurz gesagt geht es darum, das Abkommen vom Text in die Tat umzusetzen.
Online-Ressourcen
- das Abkommen auf der Website der Vereinten Nationen
- Übersicht über die Ratifizierungen auf der Website der High Seas Alliance
- OceanCare: Hochseeschutzabkommen (UNCLOS BBNJ)
- Factsheet der High Seas Alliance
- High Seas Treaty: The Critical PrepCom Process - OceanCare
Über OceanCare
OceanCare setzt sich seit 1989 weltweit für die Meerestiere und Ozeane ein. Mit Forschungs- und Schutzprojekten, Umweltbildungskampagnen sowie intensivem Einsatz in internationalen Gremien unternimmt die Organisation konkrete Schritte zur Verbesserung der Lebensbedingungen in den Weltmeeren. OceanCare ist vom Wirtschafts- und Sozialrat der Vereinten Nationen als Sonderberaterin für den Meeresschutz anerkannt und ist offizielle Partnerorganisation in zahlreichen UN-Abkommen und internationalen Konventionen. OceanCare engagiert sich zudem in internationalen zivilgesellschaftlichen Bündnissen wie der High Seas Alliance, Seas at Risk, oder der #BreakFreeFromPlastic-Koalition. www.oceancare.org
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