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Museum im Lagerhaus

Pressemitteilung "Damenwahl" (bis 13. Februar 2022), Kunstbetrachtung mit Stadtpräsidentin Maria Pappa, 19.11.2021, Museum im Lagerhaus, St. Gallen

Pressemitteilung  "Damenwahl" (bis 13. Februar 2022), Kunstbetrachtung mit Stadtpräsidentin Maria Pappa, 19.11.2021, Museum im Lagerhaus, St. Gallen
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«Damenwahl» - Zehn Patinnen kuratieren Werke aus der Sammlung (bis 13. Februar 2022)

Kunstbetrachtungen mit Stadtpräsidentin Maria Pappa,

Freitag, 19. November 2021, 18 Uhr,

Museum im Lagerhaus, St. Gallen

Mit der Ausstellung «Damenwahl» erhalten Frauen für Frauen eine Stimme.

Das Museum im Lagerhaus widmet sich mit seiner Sam­mel- und Ausstellungspraxis der schweizerischen Art Brut, Outsider Art und Naiven Kunst. Im Schweizer Jubiläumsjahr zum Frauenstimmrecht 2021 wird die Kunst erstmals von zehn externen «Patinnen» ins Zentrum gerückt, die je eine Künstlerin aus der Sammlung gewählt haben. Frauen aus unterschiedlichen Lebens- und Arbeitsbereichen haben sich von der Kunst inspirieren lassen und beschreiben mit ihren eigenen Worten, was sie an den Werken persönlich fasziniert.

Am Freitag, 19. November, um 18 Uhr, gehen wir gemeinsam mit der Stadtpräsidentin Maria Pappa durch die Ausstellung und sind gespannt, welche Entdeckungen wir mit ihr in der «Damenwahl» erleben.

Titel, Hintergrund und Ausgangslage

Der Moment der sog. Damenwahl beschreibt im Paartanz den Moment, wenn mit der gewöhnlichen Aufforderungs-Reihenfolge gebrochen wird und plötzlich die Dame den Herrn auffordert – und nicht umgekehrt. Die Durchbrechung der geltenden Etikette markiert oft den Höhepunkt einer Tanzveranstaltung.

Dieser Aspekt, die Umkehrung dessen, was man erwartet, ist auch in der Ausstellung «Damenwahl» des Museum im Lagerhaus von Bedeutung. Das Kuratorinnen-Duo Dorothee Haarer und Marion Runer interpretiert das Wort «Damenwahl» jedoch um. Jetzt geht es um die Welt der Bildenden Künste. Tatsächlich geht es auch hier darum, die Einflussnahme von Frauen auf Kontexte, in denen sie traditionell keine Stimme haben, ins Zentrum zu stellen. Als «Player» innerhalb des Kunstmarktes spielen Frauen in den allermeisten Fällen auch im 21. Jahrhundert lediglich eine untergeordnete Rolle. Das gilt für sie als Künstlerinnen wie auch als Meinungsbildnerinnen gleichermassen.

Um Umkehrung geht es ausserdem bei der Aufgabenverteilung innerhalb des Projekts. Denn die Kuratorinnen haben die Entscheidung zu den Ausstellungswerken an Frauen ausserhalb des Mu­seums übertragen.

Das Entstehen der Ausstellung

Insgesamt zehn Frauen mit ganz verschiedenen Lebenssituationen, Berufen und Leidenschaften ha­ben Werke der Museumssammlung, die durch weibliche Kunstschaffende realisiert wurden, ausge­wählt. Für diese, wie auch für die Kunstschaffenden derselben übernehmen sie eine Ausstellungs-«Patenschaft».

So entsteht eine Ausstellung, bei der für einmal nicht das Auge der Museums-Kurator*innen (oder der Blick eines männlichen «Players»), sondern ein privater weiblicher Aussen-Blick die Zusammen­setzung der Werke. Überdies werden Werke hervorgehoben, welche von weiblichen Kunstschaf­fenden realisiert wurden und alleine dadurch innerhalb von klassischen Ausstellungsformaten schon oft das Stigma eines «Weiblich-Seins» tragen.

Die «Kommentare»

Jede «Patin» hat, ergänzend zur Werkauswahl, persönliche «Kommentare» schriftlich zusammenge­fasst. Darin beschreibt sie, warum sie sich gerade für eine bestimmte Künstlerin begeistert hat und für diese die «Patenschaft» übernimmt. Die «Kommentare» werden als massgeblicher Bestandteil in die Ausstellung integriert. Das Publikum kann mit ihrer Hilfe nachvollziehen, weshalb die so verschieden­artigen Werke nebeneinander in einer Ausstellung gezeigt werden.

Einige Beispiele:

«Mich reizen die verschiedenen Aspekte von Frau-Sein, die die Künstlerin Claire Keller zum Ausdruck bringt.» (Maria Pappa, Stadtpräsidentin St. Gallen)

« Mit einer konzentrierten Reduktion strahlen ihre Bilder eine mysteriöse Anziehungskraft aus.» (Una Szeemann, Künstlerin)

«… ist es strahlende Lebenskraft, tiefsinnige Vielschichtigkeit, das Urgründige, die Angst vor Entfrem­dung, die Selbstauflösung?» (Clarigna Küng, Musikerin)

Die zehn «Patinnen»

Die Studentin: Sabrina Berger

Sabrina Berger wurde im Jahr 2000 geboren. Die junge Sennwalderin liebt das Nähen und Zeichnen. Für ihr kommendes Berufsleben wünscht sie sich ein Betätigungsfeld, in dem sie mit Kunst oder Textilien zu tun hat. Aus diesem Grund belegte sie 2020/2021 als Vorbereitung für ihre zukünftige Profession den gestalterischen Vorkurs in St.Gallen. Seit Sommer studiert sie Textildesign an der Hochschule Luzern (HSLU).

Die Textilunternehmerin: Karin Bischoff

Karin Bischoff ist Jahrgang 1976. Die Bekleidungsgestalterin und Textilunternehmerin ist Mitgrün­derin des Couture-Ateliers und Bekleidungsgeschäfts «Die Manufaktur» in St. Gallen und Zürich sowie CEO von Bischoff Interior AG. Mode und Textilien sind schon lange Teil ihres Lebens: Nach ihrer Aus­bildung als Damenschneiderin, Textiltechnikerin und der Mitarbeit im Familienbetrieb Bischoff Textil AG ging sie 2006 in die Selbständigkeit. Sie war Berufsweltmeisterin, Trainerin und Expertin bei den WorldSkills sowie Präsidentin von SwissMode Verband Bekleidung Schweiz.

Die Logopädin: Angela Blasi

Angela Blasi kam 1990 zur Welt. Nach einer Ausbildung zur Lehrerin und Kindergärtnerin, studierte sie Logopädie und war anschliessend in dieser Funktion tätig. 2020 ging für die zeichnungsbe­geisterte Pädagogin ein langgehegter Traum in Erfüllung: Sie nahm ein «Gap-Year» und absolvierte den gestalterischen Vorkurs an der Schule für Gestaltung St. Gallen. Seit Sommer 2021 ist sie erneut als Logopädin tätig.

Die Kulturmanagerin: Aline Feichtinger

Aline Feichtinger (*1978) ist seit rund 20 Jahren national und international als Projektmanagerin und Fundraiserin für Kunstschaffende und Organisationen tätig. Parallel unterrichtet sie die Bewegungs­meditation Lu Jong und die 5-Elementenlehre der tibetischen Medizin. Mit diesem vielseitigen Erfahrungshorizont begleitet sie Einzelpersonen, Paare und Unternehmen durch Veränderungs­prozesse und unterstützt sie, ihr eigenes Potential sichtbar und wirksam zu machen.

Die Musikerin: Clarigna Küng

Clarigna Küng (*1983) begann im sechsten Lebensjahr mit dem Violinunterricht. Sie studierte in Feldkirch (A), Luzern und Wien und schloss mit dem Lehr- und Konzertdiplom (Master Performance) ab. Die Musikerin erhielt verschiedene Auszeichnungen, u.a. ein Begabtenstipendium des Landes Vorarlberg und den Werkbeitrag der Ausserrhodischen Kulturstiftung (2020). Heute wirkt sie in ver­schiedenen Projekten und Ensembles mit, tritt auch öfters solistisch auf und verbindet dabei experi­mentelle Volksmusik, Jodel und Kunstmusik. Ebenso ist sie an Musikschulen in der Region als Geigenlehrerin tätig.

Die Dozentin: Kathrin Lettner

Kathrin Lettner, Jahrgang 1961, ist Kommunikationsdesignerin und Erwachsenenbildnerin. Nach Tätigkeiten als Projektmanagerin, Seminarleiterin und Initiatorin einer schulischen Kinderbetreuung gestaltet sie seit langem das (Kultur-)Leben St. Gallens vielfältig mit: Sie leitet die Abteilung «Weiter­bildungen» an der hiesigen Schule für Gestaltung, engagiert sich als Stiftungsratspräsidentin der LOKREMISE und war 2014 als Buch-Herausgeberin aktiv.

Die Stadtpräsidentin: Maria Pappa

Maria Pappa wurde 1971 als Tochter kalabrischer Einwanderer in St. Gallen geboren und lernte erst in der Schule Deutsch. Sie besuchte die Wirtschaftsmittelschule, arbeitete in einer Versicherung in der Buchhaltungsabteilung und studierte später Sozialpädagogik. 2017 folgte die Wahl der italienisch-schweizerischen Doppelbürgerin in den Stadtrat. Im November 2020 wurde Maria Pappa als erste Frau und erste Seconda zur Stadtpräsidentin von St. Gallen gewählt. Die Schweizer SP-Politikerin steht der Direktion Inneres und Finanzen vor.

Die Biomedizinierin: Daniela Rüegg

Daniela Rüegg hat 1974 das Licht der Welt erblickt und ist im Rheintal aufgewachsen. In Zürich liess sie sich zur biomedizinischen Analytikerin ausbilden und war im Anschluss mehrere Jahre an verschie­denen Orten berufstätig. Nach einem Australien-Abstecher erfolgte die Rückkehr in die Ostschweiz, wo sie heute mit Mann und Tochter lebt. Seit 2014 unterrichtet die mode-, design- und kulturaffine Gesundheitsexpertin als Fachlehrperson an einer Berufsfachschule.

Die Schriftstellerin: Jolanda Spirig

Jolanda Spirig (*1953) war Übersetzerin, Journalistin, PR-Unternehmerin und arbeitet heute als freie Buchautorin im St. Galler Rheintal. Ihre Bücher beruhen auf wahren Begebenheiten und erzählen häufig von Frauen in unterschiedlichen Lebensrealitäten. Genaue Recherche und Fakten zeichnen ihre Werke aus. Für ihre Bücher erhielt sie 2012 den Rheintaler Kulturpreis Goldiga Törgga.

Die Künstlerin: Una Szeemann

Una Szeemann (*1975 in Locarno), Tochter des berühmten Ausstellungskurator Harald Szeemann und der Künstlerin Ingeborg Lüscher, hat 1998 ihr Schauspielstudium in Mailand abgeschlossen. Danach wurde sie als bildende Künstlerin tätig. In ihren Arbeiten erforscht sie die materiellen Spuren und Ü̈bertragungen unsichtbarer Phänomene und ist damit international an zahlreichen Einzel-und Grup­penausstellungen vertreten. Des Weiteren engagiert sie sich u.a. im Vorstand des Cabaret Voltaire (ZH), als Jury-Expertin des Bundesamtes für Kultur für die Swiss Art Awards und als Gastdozentin der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) im Fine Arts Departement. Una Szeemann lebt in Zürich.

Ausgewählte Künstlerinnen

Ida Buchmann (1911-2001) und ihre Werke aus Acrylfarbe, Ölkreide, Edding und Tusche.

Nancy Christen (*1963), der es in ihren Werken um den Menschen und die Menschenartigen geht.

Heidi Ehmke-Senn (1905-1962) und deren Papier-und Stoff-Collagen.

Véronique Filozof (1905–1977) eine schweizerisch-französische Zeichnerin, Illustratorin und Malerin, die der Künstlerfamilie Sandreuter entstammt.

Madge Gill (1882-1961) und deren geheimnisvolle Frauenmotive aus Tusche.

Pauline Ingold (1944-2019) und ihre bunten Bildwelten mit Gouache auf Papier.

Die anonyme Johanna (*1944-?), die grossformatige Köpfe, wohl alles Selbstdarstellungen, erschaffen hat.

Anna Kahmann (1905-1995) ,die als gelernte Schneiderin zum Zeitvertreib Filzstift-Zeichnungen anfertigt.

Nanny Noli (1901-1977), die als ausgebildete Musikerin zur Malerei findet.

Claire Teller (*1928-?), die zu den Gründungsmitgliedern des Musée d'Art Brut L'Aracine, zählt.

«Gerda ist gern da» - Eine musikalische Art Brut-Metamorphose zur «Damenwahl» von Roman Rutishauser

Ein gesondertes Projekt, jedoch mit direktem Blick auf und interagierend mit der «Damenwahl» gestaltet der selbsternannte «Artist in Construction» Roman Rutishauser während der gesamten Aus­stellungsdauer. Die Vorgeschichte dazu, lässt sich wie folgt umschreiben: 2018 verbrachte der Mu­siker und Künstler Roman Rutishauser eine Nacht im Archiv des Museums im Lagerhaus in St. Gallen, um in der völligen Dunkelheit mit den dort gelagerten Werken musikalisch zu improvisieren. Diese tiefgreifenden Begegnungen inspirierten ihn zum Projekt «Gerda ist gern da» - einer Kunstform, die es in ihrer Art noch nicht gegeben hat und in deren Zentrum ein Instrument steht, welches sich stän­dig verändert: Das Klavier «Gerda ».

Roman Rutishauser bringt es – oder vielleicht müsste man sagen: sie – nun ins Museum im Lagerhaus und arbeitet daran öffentlich während der Ausstellungsdauer wöchentlich zweimal zwei Stunden. Er tut dies aber nicht immer allein: Musikalische Komposition und Improvisation, Objektkunst, Perfor­mance und Einbezug von gebetenen und ungebetenen Gästen erschaffen mit «Gerda» eine Persön­lichkeit, welche sich über den Zeitraum der ganzen Ausstellungszeit von Woche zu Woche äusserlich wie innerlich grundsätzlich weiterentwickeln und verwandeln wird. Ziel ist nicht eine Fertigstellung, sondern jeder Moment im Leben dieses ungewöhnlichen Klaviers. Und wie im Leben selbst, nimmt die Umwelt - von einem «Publikum» kann nicht gesprochen werden – nur immer einen Teil dieser Entwicklung wahr, ist jedoch eingeladen, auch aktiv in die Entwicklung einzugreifen, mit zu lauschen, oder partizipativ mitzugestalten. Auch professionelle, regionale Künstler*innen werden von Roman Rutishauser eingeladen, mit ihm zeitweise an «Gerda» zu arbeiten.

Programm

Freitag, 19. November 2021, 18 Uhr

Kunstbetrachtungen mit Stadtpräsidentin Maria Pappa

Samstag, 27. November 2021, 15 Uhr

«Let’s talk about Gerda» mit Roman Rutishauser

Dienstag, 14. Dezember 2021, 18 Uhr

Kunstbetrachtungen mit Kathrin Lettner, Abteilungsleiterin Schule für Gestaltung St.Gallen

Mittwoch, 19. Januar 2022, 18.30–20 Uhr

«Psychische Krankheit &Schöpferkraft – mit Gedanken an Künstlerin Nancy Christen»

Vortrag und Meditation von Aline Feichtinger, Kulturmanagerin, Lehrerin für tibetisches Heilyoga und Mentorin, im Museum im Lagerhaus. Der Anlass wird mit Live-Stream übertragen.

Führung in Gebärdensprache

Dienstag, 11. Januar 2022, 11 Uhr

Weitere öffentliche Führungen: www.museumimlagerhaus.ch

Covid-19-bedingte Programmänderungen vorbehalten. Aktuelle Informationen: www.museumimlagerhaus.ch

Kontakt:

Museum im Lagerhaus

Davidstrasse 44

CH-9000 St. Gallen

info@museumimlagerhaus.ch

Tel 0041 71 223 58 57

Pressebilder:

http://www.museumimlagerhaus.ch/service/presse/

Öffnungszeiten:

Di bis Fr 14–18 Uhr

Sa / So / Feiertage 12–17 Uhr

Geschlossen: 24., 25., 31. Dezember 2021 und 1. Januar 2022

Mit freundlicher Unterstützung:

Kanton St. Gallen Kulturförderung | Swisslos

Stadt St. Gallen

Kulturförderung Appenzell-Ausserrhoden

Stiftung für staatsbürgerliche Erziehung und Schulung

Stiftung Anne-Marie Schindler

www.museumimlagerhaus.ch

Museum im Lagerhaus, Stiftung für schweizerische Naive Kunst und Art Brut