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Umplatzierer im Anmarsch, Kommentar zu Börsengängen von Walther Becker

Frankfurt (ots)

Nach einer acht Monate langen Durststrecke bei Börsengängen wächst das Interesse der Investoren wieder. Die "Bazooka" der Europäischen Zentralbank sorgt für Liquidität, die auch Aktienanleger mutiger macht. Die Rückkehr der US-Investoren, die Mitte 2011 in Scharen aus Europa geflohen waren, und die seit Jahresbeginn flott gelaufenen Sekundärplatzierungen lassen Investmentbanker in Euphorie verfallen. Europas Staatsschuldenkrise ist verdrängt. Damit sinkt die Volatilität. Und der Dax hat seit Jahresbeginn gut 20% zugelegt. Die Bereitschaft, neue Emittenten anzuschauen und zu zeichnen, wächst auch deshalb, weil Vermögensverwalter mit ihrer Performance ins Hintertreffen geraten, wenn sie die Cash-Positionen noch übergewichten. Der Markt offen, Kapital verfügbar und Risikoappetit da: Wann also wenn nicht jetzt losziehen?

Doch was passiert: Es gibt in ganz Europa nur zwei größere Kaliber, die sich aus der Deckung gewagt haben, mit Erfolg ihre Börsenpläne umsetzen und bei Investoren reüssieren. Der im Asiengeschäft tätige Schweizer Handelskonzern DKSH hat Aktien am oberen Rand der Preisspanne platziert. Der niederländische Kabelnetzbetreiber Ziggo ist das erhöhte Volumen ebenfalls am oberen Ende los geworden. Die Zürcher Transaktion spült den bisherigen Eigentümern 680 Mill. Euro in die Kasse. Auch bei Ziggo - Volumen von knapp 1 Mrd. Euro - geht es um eine reine Umplatzierung, offenbar benötigen die Unternehmen keine frischen Mittel. So bleibt bei aller Aufbruchstimmung am Markt für Börsengänge festzuhalten: Es gibt gerade zwei größere Deals europaweit, und es füllen sich dort Altgesellschafter die Taschen. Um einen Fuß in der Kapitalmarkttür zu haben und Kasse zu machen, geht es auch bei Evonik, dem möglichen Dax-Aspiranten, wenn sich denn die Alphatiere an Rhein und Ruhr auf eine Struktur beim Großaktionär RAG-Stiftung einigen könnten. Für Osram steht allein der Ausstieg von Siemens auf dem Programm. Die in der Buy-out-Finanzierung steckende H.C. Starck benötigt eine Kapitalspritze - wenn das Spezialchemieunternehmen nicht an der Börse vorbei verkauft wird. Versicherer Talanx indes dürfte mit seinem x-ten Anlauf eine Kapitalaufnahme wollen.

Unternehmen, die an die Börse streben, weil sie wachsen wollen und dazu Mittel benötigen, sind in der Minderheit. Und das dürfte auch so bleiben, denn das mögliche frische Blut für die Börse stammt vor allem von Private Equity, wo es einen deutlichen "Hang-over" in den Portfolios gibt. Den Fonds geht es um Ausstieg, nicht um Aufstockung.

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