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Interview mit dem Tourismusminister der Balearischen Inseln zur Einführung der Ökosteuer Ecotasa

Palma/München (ots)

Querverweis auf Bild: http://www.presseportal.de/galerie.htx?type=obs
Die Balearischen Inseln haben mit dem 1. Mai
2002 eine Umweltsteuer eingeführt. Celestí Alomar, Tourismusminister
der Balearischen Inseln, äussert sich in einem Interview zur
Ökosteuer Ecotasa, der Entwicklung des Tourismus und zum Reisesommer
2002.
Frage: Herr Minister, in den Medien auf den Balearen, aber auch in
Deutschland ist in den vergangenen Wochen und Monaten von einem
deutlichen Rückgang des Reiseverkehrs aus Deutschland in Richtung
Balearische Inseln die Rede. Ist Mallorca nicht mehr die
Lieblingsinsel der Bundesbürger, verlieren Menorca, Ibiza und
Formentera an Attraktivität?
Celesti Alomar:  Ich glaube, die Zahlen sprechen für sich. Mit
jährlich rund zehn Millionen Reisenden geniesst Mallorca insbesondere
bei den Bundesbürgern einen traumhaften Zuspruch, der seinesgleichen
sucht. Kein anderes Reiseziel weltweit erfreut sich einer ähnlichen
Beliebtheit. Deutschland ist nach wie vor der wichtigste Markt für
den Tourismus nach Mallorca ist. Ausserdem rangieren auch die anderen
Inseln Menorca, Ibiza und Formentera nach wie vor ganz oben auf der
Beliebtheitsskala der deutschen Touristen.
Frage: Sind die rückläufigen Zahlen erste Vorboten der
Umweltsteuer "Ecotasa"?
Celesti Alomar: Es hat keine rückläufige Tendenz gegeben. Der
Markt ist in den letzten Jahren stabil geblieben, wenn überhaupt
sprechen wir hier von sehr geringen Prozentzahlen, die praktisch
keinerlei Auswirkung auf die Tourismuswirtschaft gezeitigt haben. Die
Einnahmen aus dem Tourismus sind in den letzten Jahren ja sogar in
Folge gestiegen. Die Ökotourismussteuer hat ganz offensichtlich
bisher noch gar keinen Einfluss nehmen können, da sie erst seit dem
1.
Mai 2002 erhoben wird. Und wir sind überzeugt davon, dass sie, sobald
sie einmal erhoben wird, keine negativen Effekte haben wird. Der
Betrag ist im Vergleich zu den Gesamtausgaben für einen Urlaub
verschwindend gering. Das Geld wird für Verbesserungen in der Umwelt
eingesetzt, ein Aspekt, der in vielen unserer Quellmärkte sehr
geschätzt wird, vor allem auf dem deutschen, unserem wichtigsten
Markt.
Frage: Worauf ist der schwache Start der Reisesaison 2002
zurückzuführen?
Celesti Alomar: Wir haben es dabei mit mehreren Faktoren zu tun.
Zum einen leiden wir unter der weltweiten wirtschaftlichen Rezession,
die jetzt zeitversetzt auch die globale Tourismusindustrie erreicht
hat. Es ist für jeden nachvollziehbar, dass die Urlauber in einer
Zeit der wirtschaftlichen Rezession und vor allem der internationalen
Konflikte, vorsichtiger an ihre Reiseplanung herangehen. Diese Gründe
beeinflussen den Zeitpunkt, zu dem man seine Buchung macht, und vor
diesem Hintergrund stellen wir auch Veränderungen im
Buchungsverhalten fest. Wirtschaftliche Faktoren, eine Destination,
die eine gewisse Unsicherheit vermittelt und darüber hinaus ein immer
stärkerer Trend hin zur Last-Minute Buchung führen dazu, dass man die
Buchungsentwicklung mit einem gewissen Mass an Vorsicht und
Optimismus
beobachten sollte.
Frage: Wie sieht es mit dem Wettbewerb um die Reisenden aus
Deutschland aus?
Celesti Alomar: Wir machen uns keine Illusionen: Der Wettbewerb um
den Urlauber ist sehr deutlich zu spüren und wirkt sich insbesondere
in der gegenwärtigen Zeit direkt auf unsere Buchungssituation aus.
Die Balearischen Inseln haben ihre Besucherrekorde in den Jahren 1997
und 1998 erzielt, als es in anderen Gebieten kriegerische
Auseinandersetzungen gab, die ein Grund dafür waren, dass viele
Touristen die Inseln besuchten.
Heute müssen wir uns die Urlaubsströme aus Deutschland mit
Reisezielen "teilen", die vor Jahren noch mit anderen - vornehmlich
politischen - Problemen zu kämpfen hatten. Insbesondere die Türkei
und Staaten des ehemaligen Jugoslawiens wie Kroatien erfreuen sich
grosser Beliebtheit. Aber auch "neuentdeckte" Reiseziele wie
Bulgarien und Rumänien locken verstärkt Urlauber aus Deutschland. Die
Balearen behalten jedoch trotzdem ihre Führungsrolle als touristische
Mittelmeerdestination auf dem deutschen Markt.
Frage: Warum wird jetzt eine Ecotasa erhoben?
Celesti Alomar: Die Frage ist einfach zu beantworten. Die
Regierung der Balearen ist mit dem Wahlversprechen angetreten,
während ihrer Regierungszeit die Weichen für die mittel- und
langfristige Entwicklung des Tourismus auf unseren Inseln zu stellen.
Das Parlament hat das notwenige Gesetz mehrheitlich verabschiedet und
es ist nun unsere Aufgabe, für die Umsetzung dieses Gesetzes Sorge zu
tragen. Mit umfangreichen Investitionen in den Umweltschutz und in
die touristische Infrastruktur werden wir die Voraussetzungen
schaffen, dass unsere Inseln auch künftig unter den Reisezielen
rangieren, die sich weltweit durch höchste Qualität auszeichnen. Die
fortschrittliche Regierung der Balearen möchte einen Weg einschlagen,
der in einem neuen Tourismusmodell mündet, das sich gründet auf die
Nachhaltigkeit, die touristische Qualität und die vielfalt des
Angebots. Darauf setzen wir mit Blick auf die Zukunft.
Frage: Wird die Ecotasa die Buchungssituation nachhaltig negativ
beeinflussen?
Celesti Alomar: Ein ganz klares Nein! Umfragen, die die
Universität Dresden in unserem Auftrag durchgeführt hat, zeigen ganz
deutlich, dass insbesondere Reisende aus Deutschland bereit sind, für
den Umweltschutz eine Abgabe zu leisten. Die Deutschen sind seit
vielen Jahren auf das Thema Umweltschutz sensibilisiert und gewillt,
ihren Beitrag nicht nur zuhause, sondern auch im Urlaub zu leisten.
Die Reisenden wollen jedoch genau wissen, wofür sie zahlen. Und wir
werden sicherstellen, dass wir dieser Informationspflicht nachkommen.
Frage: In welche Projekte fliessen die Mittel aus der Ecotasa?
Celesti Alomar: Lassen Sie mich zunächst unterstreichen, dass die
Ecotasa zu 100 Prozent zweckgebunden erhoben wird. Das eingenommene
Geld fliesst in einen speziell hierfür eingerichteten Fonds, den
sogenannten "Rehabilitierungsfonds für touristische und natürliche
Räume". Über diesen Fonds werden die Projekte der Ökotourismussteuer
finanziert. Diese Projekte werden vom Beratenden Ausschuss für
Tourismus vorgeschlagen und verabschiedet, der sich zusammensetzt aus
Vertretern verschiedener Ministerien wie zum Beispiel Tourismus,
Umwelt, Wirtschaft, Organisationen der Tourismusbranche wie den
Hotelarbeitgeberverbänden, Gewerkschaften, Fördervereinen und
angesehenen Umweltexperten.
Frage: Wie hoch ist die Abgabe für die Gäste?
Celesti Alomar: Sie variiert je nach Unterkunftsart zwischen 25
Cent in einem  Agroturismo Hotel und zwei Euro in einem
5-Sterne-Hotel pro Person und Tag. Details über die genauen Beträge
haben wir im Internet unter der Adresse www.ecotasa.org auch in
deutscher Sprache zusammengestellt.
Frage: Wie hoch werden die zu erwartende Einnahmen durch die
Ecotasa sein?
Celesti Alomar: Erste Berechnungen deuten darauf hin, dass pro
Jahr etwa 60 Millionen Euro eingenommen werden. Diese Zahl wird
allerdings in diesem Jahr nicht erreicht werden, da die Steuer erst
seit dem 1. Mai 2002 erhoben wird.
Frage: Wie wird die Abgabe erhoben?
Celesti Alomar: Die Festlegung der Anzahl der Übernachtungen und
der zu entrichtenden Abgabenhöhe kann vom Beherbergungsunternehmen
auf dem Wege einer direkten oder einer objektiven Schätzung
vorgenommen werden. Hierüber kann das Hotel entscheiden. Direkte
Schätzung heisst, dass die Zahl der beherbergten Touristen konkret
und
direkt gezählt wird.
Die objektive Schätzung hingegen ergibt sich aus der Anwendung
bestimmter Indizes bzw. Module auf die geschätzte Anzahl von
Übernachtungen in den touristischen Beherbergungsunternehmen. In
jedem Fall wird der Gast bei seiner Ankunft im
Beherbergungsunternehmen die Steuer in der entsprechenden Höhe zu
bezahlen habe, je nach für seine Kategorie festgelegten Quote, die
zwischen 0,25 bis zwei Euro pro Übernachtung liegt.
Frage: Belastet die Ecotasa nicht insbesondere die Reisekassen von
Familien mit Kindern?
Celestí Alomar: Wir haben bei der Gestaltung der Ecotasa besondere
Rücksicht auf diese für uns wichtigste Zielgruppe gemacht - die
Familien. Kinder unter zwölf Jahren sind von der Ecotasa ausgenommen.
Frage: Wie können sich die Reisenden über das Gesetz sowie die von
ihnen mitfinanzierten Projekte informieren?
Celesti Alomar:  Unter der Internetadresse www.ecotasa.org haben
wir sämtliche Informationen rund um das Gesetz zusammengetragen. Hier
werden auch die Projekte aufgeführt, die mit den Einnahmen aus der
Ökotourismussteuer finanziert werden. Diese Projekte werden vom
Beratenden Ausschuss für Tourismus, dem sowohl Vertreter der
Balearen-Regierung als auch der Tourismusbranche sowie Umweltexperten
angehören, untersucht. Sobald sie verabschiedet sind, werden sie
öffentlich bekanntgegeben, damit sowohl die Bewohner der Balearen als
auch die Touristen wissen, wo das eingenommene Geld hinfliesst.
Frage: Welche Massnahmen planen Sie, um Urlauber aus Deutschland
zu
informieren?
Celesti Alomar: Wir haben bereits in persönlichen Gesprächen
Verbraucher-Organisationen und Vertreter der Regierungsparteien in
Deutschland sowie die Reiseveranstalter über deren Verbände
informiert. Neben unseren eigenen Informationen durch das Internet
und Informationen bei der Ankunft werden wir die Einführung der
Ecotasa durch eine Anzeigenkampagne in deutschen Medien begleiten.
Ferner werden wir bekanntlich im Frühsommer eine Repräsentanz der
Balearischen Inseln in Berlin eröffnen. Eine der zentralen Aufgaben
dieser Repräsentanz wird es sein, über unsere Inseln zu informieren
und so aktive Beiträge zur Völkerverständigung zu leisten. Die
Balearischen Inseln und insbesondere Mallorca sind schon heute ein
Beispiel dafür, wie Europa zusammenwächst. Wir wollen das Modell
Mallorca für Europa weiter fördern.
Herr Minister - wir danken Ihnen für das Gespräch

Kontakt:

Marina Schneider / Thomas Wilde
w&p Wilde & Partner
PR- und Pressearbeit im Auftrag von Ibatur
Romanstrasse 64
D-80639 München
Tel: +49-89-17 91 90-0
Fax: +49-89-17 91 90-99
mailto:info@wilde.de
Internet: www.visitbalears.com
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