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Schweizerischer Nationalfonds / Fonds national suisse

SNF: Bild des Monats September 2007: Informatiker des IDIAP in Martigny bieten dem Riesen Google die Stirn

SNF: Bild des Monats September 2007: Informatiker des IDIAP in Martigny bieten dem Riesen Google die Stirn
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Bern (ots)

Bild und Text unter: http://www.presseportal.ch/de/galerie.htx?
type=obs
Eine Software, die Gesichter in digitalen Bildern erkennt
Wer auf dem Internet mit einer Suchmaschine wie Google das Porträt 
einer Person ausfindig machen will, erhält als Ergebnis nicht selten 
eine Liste mit Dutzenden von Bildern, die gar nicht zum Suchauftrag 
passen. Forschende des Nationalen Forschungsschwerpunkts 
«Interaktives Multimodales Informationsmanagement» (IM2) am IDIAP in 
Martigny haben dieses Problem nun gelöst: Sie haben eine Software 
entwickelt, die erkennen kann, ob in einem digitalen Bild Gesichter 
enthalten sind. Anwendungen sind in den Bereichen Biometrie, 
Videokonferenzen oder Überwachungssysteme vorstellbar.
Wenn man nur mit dem Namen das Porträt einer Person im Internet 
sucht, liefert die Suchmaschine alle Bilder, bei denen im umgebenden 
Text die gewählten Schlüsselbegriffe vorkommen. Das gelieferte Bild 
enthält also nicht zwingend ein Gesicht. «Wir haben einen Filter mit 
dem Namen «Google Portrait» entwickelt, mit dem nur jene Dateien 
vorgeschlagen werden, die das Gesicht eines Menschen enthalten», 
sagt Sébastien Marcel, Forschungsbeauftragter am IDIAP in Martigny. 
Das allgemein zugängliche* Programm erkennt allerdings die Identität 
der dargestellten Person noch nicht.
Wie funktioniert die Software? «Sie startet zuerst eine herkömmliche 
Suche auf 'Google Bilder', der Bilder-Suchmaschine des 
Internetgiganten. Alle gefundenen Bilder werden dann von unserem 
Programm durchkämmt: Ein virtueller Bilderrahmen von 19 auf 19 
Bildpunkten gleitet über das ganze Bild auf der Suche nach einem 
Gesicht dieser Grösse. Wenn die Suche erfolglos bleibt, wird der 
Rahmen vergrössert und erneut gesucht.» Schliesslich wird eine 
detaillierte Analyse der Datei durchgeführt.
Für jede Position des Rahmens muss das Programm entscheiden, ob der 
enthaltene Bereich einem Gesicht entspricht. Was ein Gesicht aus 
digitaler Perspektive ist, weiss das Programm aber nicht einfach so. 
«Um das Programm dazu zu bringen, diese Entscheidung zielsicher zu 
treffen, stützen wir uns auf statistische Methoden des maschinellen 
Lernens», erklärt Sébastien Marcel. Zuerst muss eine Datenbank 
angelegt werden, die einerseits einige Zehntausend Bilder mit 
Gesichtern enthält, andererseits aber auch mehrere Millionen Bilder 
ohne Gesichter (Natur, verschwommener Hintergrund usw.). «Nun lassen 
wir vom Programm jeweils zwei dieser Bilder anhand elementarer 
visueller Kriterien vergleichen, die zu Beginn der Analyse im 
verwendeten Algorithmus festgelegt wurden. Dabei handelt es sich zum 
Beispiel um charakteristische Unterschiede in der Intensität 
zwischen einem Bildpunkt und den benachbarten Punkten.» Die Software 
wiederholt diese Vergleiche immer wieder, bis sie irgendwann mit 
Unterstützung der Informatiker «gelernt» hat, Bilder mit Gesichtern 
zu erkennen.
In bestimmten Fällen kann sie sich noch täuschen. Eine höhere 
Genauigkeit des Algorithmus geht jedoch auf Kosten der 
Geschwindigkeit. Ausserdem werden von «Google Portrait» gegenwärtig 
ausschliesslich Dateien untersucht, die in der Trefferliste von 
Google weit oben aufgeführt sind. «Diese Einschränkung haben wir 
aber nur für die Demonstrationsversion getroffen», sagt Sébastien 
Marcel. «Derzeit arbeitet die Software mit einer Erfolgsrate von 90 
bis 95 Prozent bei ungefähr einem Fehler pro 100 Millionen Tests.»
Die IDIAP-Software ist nicht konkurrenzlos geblieben. Das 
Unternehmen Google testet zurzeit diskret seine eigene Software im 
Internet. «Wir haben unsere Version aber bereits im Februar 2007 
herausgegeben, während die Google-Version erst im Mai im Netz 
bemerkt wurd.» Dies zeigt, dass von öffentlichen Geldern geförderte 
Forschende qualitativ hervorragende Arbeit leisten und selbst einem 
Goliath der Informatikindustrie die Stirn bieten können. Sébastien 
Marcel weist auf die Qualitäten des Programms hin, das er in 
Zusammenarbeit mit seinem früheren Doktoranden Yann Rodriguez 
entwickelt hat: «Der Algorithmus ist dank der Programmarchitektur 
schnell und robust gegenüber einer häufig auftretenden 
Schwierigkeit: der schlechten Beleuchtung der abgebildeten Person. 
Ausserdem müssen die Gesichter nicht unbedingt von vorne abgebildet 
sein, damit sie von unserer Software als solche erkannt werden.»
Die Vision des Entwicklers geht noch weiter: «Jeder Benutzer kann 
Fehler von 'Google Portrait' korrigieren und dem dargestellten 
Gesicht den richtigen Namen zuweisen. Damit können wir eine riesige 
Datenbank mit Bildern und den zugeordneten richtigen Namen anlegen. 
Wenn die Software dann die Ergebnisse ihrer Suche mit den 
elektronischen Daten dieses Katalogs vergleicht, dürfte es gelingen, 
den gefundenen Gesichtern die richtige Identität zuzuordnen.»
Der Forscher kann sich eine ganze Reihe möglicher Anwendungen 
vorstellen. Natürlich beispielsweise im Bereich der Biometrie: 
«Bevor die Identität einer Person in einem elektronischen Bild 
geprüft werden kann, muss festgestellt werden, ob es sich überhaupt 
um ein Gesicht handelt.» Aber auch bei Videokonferenzen. «Bei diesen 
Fernbesprechungen könnten die eingesetzten Kameras automatisch auf 
festgestellte Gesichter zoomen und diesen folgen, während heute der 
Teilnehmer ruhig im Gesichtsfeld der Kamera bleiben muss.» Die 
Software liesse sich auch zum Zählen von Personen in einer grossen 
Menschenmenge einsetzen. Im Marketing könnten mit Hilfe einer im 
Schaufenster platzierten Kamera die Passanten gezählt werden, die 
davor stehen bleiben. Schliesslich wäre auch die Einordnung 
digitaler Fotografien eine mögliche Anwendung.
«Unser Ziel ist es nun, Unternehmen für unsere Ideen zu gewinnen», 
schliesst Sébastien Marcel. Dazu will er «Google Portrait» für eine 
Evaluation frei zur Verfügung stellen. «Wenn eine Firma interessiert 
ist, kann sie eine Lizenz für die Verwendung des Produkts erwerben.» 
Oder es sogar weiterentwickeln: «Die Anwendung ist optimierbar.»
*«Google Portrait» ist im Internet verfügbar unter: 
www.idiap.ch/googleportrait

Kontakt:

Sébastien Marcel
Forschungsbeauftragter
Forschungsinstitut IDIAP
Rue du Simplon, 4
CH-1920 Martigny, Switzerland
Tel.: +41 (0)27 721 77 27
Fax: +41 (0)27 721 77 12
E-Mail: marcel@idiap.ch

Nationaler Forschungsschwerpunkt IM2 - Interaktives Multimodales
Informationsmanagement: www.im2.ch

Text und Bild dieser Medieninformation stehen auf der Website des
Schweizerischen Nationalfonds zur Verfügung: http://www.snf.ch > D
> Medien > Bild des Monats

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