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Saul Steinberg macht das Kunsthaus Zürich zum Museum des Monats September

Zürich (ots)

Das Kunsthaus Zürich präsentiert in seiner
Ausstellung "Saul Steinberg: Illuminations" über hundert Zeichnungen,
Collagen und Objekte des rumänisch-amerikanischen Künstlers Saul
Steinberg (1914-1999). Die erstmals in der Schweiz präsentierte
Retrospektive zum Werk des sonderbaren Genies veranlasste den Verein
Züricher Museen (VZM), das Kunsthaus Zürich zum "Museum des Monats
September" zu erküren. Ausschlaggebend für diese Wahl war einerseits
die Leistung des Kunsthauses, die Öffentlichkeit in eine einzigartige
Kunstgattung einzuführen, die dem Publikum einen sozialen Spiegel des
letzten Jahrhunderts vorhält. Ein Zerrspiegel allerdings, der jedes
Imponier- und Machtgehabe in Form von charakteristischen Possen
entlarvt. Anderseits lobt der VZM mit dem Prädikat "Museum des
Monats" die kuratorische Arbeit von Tobia Bezzola, der in Kooperation
mit dem Organisator und den Leihgebern - dem Frances Lehman Loeb Art
Center, Vassar College, Poughkeepsie, New York und der Saul Steinberg
Foundation - die Ironie und den tiefgründigen Humor des Künstlers auf
der ganzen Linie zum Ausdruck brachte.
Weltberühmt wurde Saul Steinberg durch die Titelblätter und
Zeichnungen im Magazin "The New Yorker". Seine perspektivisch
verzerrte Landkarte, die von einer New Yorker Strasse ausgehend einen
Teil der Weltkugel zeigt, ist zur Ikone geworden. Weniger bekannt
sind indessen seine Ende der 1960er-Jahre geschaffenen Zeichnungen
mit kulturpessimistischen Aussagen. So zeigt der Künstler das New
York Stadtleben mit Hausfassaden als Irrgärten und ein gestiefelter
Micky Maus als Terrorist.
Einen Bezug zur Schweiz hatte der Künstler, dessen
Emigrantendasein ihn auf einer Odyssee über Italien, Portugal und
der Dominikanischen Republik nach Amerika führte - insofern, als er
mit den Schweizer Künstlern Le Corbusier und Alberto Giacometti eng
verbunden war. Mit ihnen und Henri Cartier-Bresson zusammen stellte
er seine Zeichnungen in den gleichen Galerien aus. Le Corbusier
schrieb ihm: "Sie zeichnen wie ein König." Und Friedrich Dürrenmatt
meinte: "Saul Steinberg bewundere ich nicht, ich habe keine Zeit
dazu. Ich wohne zeichnerischen Experimenten bei, die unsere Zeit
festhalten. Ich halte ihn für wichtiger als Picasso."
Steinbergs Geschichten kommen aus der elementaren Einfachheit des
blossen Strichs heraus. "Die Linie" (The Line) von 1954 beginnt als
Tintenstrich der zu einer horizontalen Linie wird, die Wasser und
Himmel voneinander trennt. Dann wandelt sich die Linie fort - sie
wird zur Wäscheleine, zur Strasse, zum Bahngleis, zum Weg auf einer
Landkarte und so weiter. Nach zehn Meter und Dutzenden von
Verwandlungen zieht sie sich wieder in die Spitze der Zeichenfeder
zurück. Steinberg zeigt Menschen und Dinge in Form von mit
schematischen, stark vereinfachten Begrifflichkeiten. Dies führte ihn
Ende der 50er-Jahre zur Herstellung von Papiermasken. Es sind
Porträts zeittypischer Gestalten und Karikaturen von ewiger
Gültigkeit. Damit bringt er unüberwindbare Barrieren zwischen den
Menschen und starren sozialen Identitäten zum Ausdruck. Die Wirkung
ist erschreckend komisch: In den Augen des Fremden ist die eigene
Identität nicht mehr als ein Cartoon. Die Kunsthaus-Ausstellung "Saul
Steinberg: Illuminations" dauert bis zum 2. November.

Kontakt:

Flurina Ribi, Kunsthaus Zürich
Tel.: +41/44/253'84'12
oder
Yves Schumacher, Verein Zürcher Museen
Tel.: +41/44/991'14'14

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