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Tollhaus, Kommentar zur Lufthansa von Peter Olsen

Frankfurt (ots)

Im Grunde hätte Wolfgang Mayrhuber bereits vor einem Jahr seinen Verzicht auf eine Zuwahl in den Aufsichtsrat der Deutschen Lufthansa erklären sollen. Denn schon seinerzeit gab es heftige Kritik an den Plänen, die den Österreicher, der die Airline zwischen 2003 und 2010 führte, heute als "Wunschkandidat" zum Nachfolger von "Mr. Lufthansa" Jürgen Weber an die Spitze des Kontrollgremiums befördern sollen.

Vor einem Jahr warf Weber sein ganzes Gewicht als Lufthansa-Retter in die Waagschale, um Mayrhuber trotz aller Kritik an dessen "Fehlentscheidungen" durchzusetzen. Aber die kritischen Stimmen verstummten nur vorübergehend und waren zuletzt so stark vernehmlich, dass Mayrhuber gestern früh, offenbar von den Attacken frustriert, seinen Verzicht auf Zuwahl in den Aufsichtsrat erklärte. Dass wiederum hat viele auf dem falschen Fuß erwischt und zu intensiven Gesprächen mit den besonders kritischen Investoren geführt. Missverständnisse mussten beseitigt werden. Am gestrigen Abend konnte nach der Aufsichtsratssitzung dann als Erfolg der Bemühungen verkündet werden: der neue Kandidat für den Aufsichtsrat ist der alte - Mayrhuber. Tollhaus Lufthansa!

Ende gut, alles gut? So einfach werden sich die kritischen Geister nicht verscheuchen lassen. Nach wie vor stoßen sich viele Investoren an der deutschen Übung, dass der frühere Vorstandsvorsitzende an die Spitze des Aufsichtsrates wechselt, wenn auch erst nach einer zweijährigen Cooling-off-Periode. Daran und an einer Vielzahl von anderweitigen Aufsichtsratsmandaten Mayrhubers hat sich vor allem die einflussreiche Institutional Shareholder Services (ISS) gestoßen, nach deren Empfehlungen viele ausländische Investoren abstimmen. Mayrhuber droht deshalb weiterhin ein vergleichsweise schlechtes Abstimmungsergebnis auf der heutigen Hauptversammlung in Köln. Ob der 66-Jährige gut beraten ist, nach dem Hickhack doch anzutreten, wird sich zeigen.

Und der "Kulturkampf" zwischen deutscher Corporate Governance und amerikanischer Investorensicht nimmt erst Fahrt auf. So wird die Kapitalseite in Aufsichtsräten deutscher Unternehmen akribisch auch nach dem Anteil unabhängiger Vertreter durchleuchtet. Wer enge Geschäftskontakte zu dem Unternehmen pflegt, gilt als nicht unabhängig genug.

Die Verantwortlichen in den Investor-Relations-Abteilungen müssen ihre Arbeit schnell hinterfragen. Denn dass im Falle Lufthansa die Situation unmittelbar vor dem Aktionärstreffen hochkochen würde, sollte sich schon zeitig angekündigt haben.

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