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Resterampe, Kommentar zur Telekom von Heidi Rohde

Frankfurt (ots)

Die Deutsche Telekom füllt ihre Resterampe. Mit dem geplanten Verkauf der Online-Aktivitäten zieht der Bonner Konzern die längst überfällige Konsequenz aus seinen ebenso teuren wie erfolglosen Bemühungen um Innovation im Portal- und Contentbereich, die zuvor schon einige Komplettabschreibungen - unter anderem für Musicload - gezeitigt hatten. Dass andere für T-Online oder den Werbevermarkter Interactive Media mehr Ideen haben, bezeichnen Spötter als Armutszeugnis für die Telekom. Indes kommen die Ideen der anderen dem Unternehmen in Gestalt in einer komfortablen Verkäuferposition zugute. Die Reste werden nicht zu Tiefstpreisen, sondern vielmehr zu Mondpreisen angeboten. - Und sie werden mitunter zu solchen verkauft.

Um die vor Jahresfrist abgestoßene Scout 24 balgte sich eine ganze Reihe von Kaufinteressenten, darunter auch der Springer-Verlag, der jetzt erneut als Interessent für T-Online im Rennen ist. Im Bieterkampf um Scout setzte sich schließlich Hellman & Friedman durch. Die Private-Equity-Gesellschaft zahlte 1,5 Mrd. Euro für 70% an Scout, so dass sich die Gesamtbewertung auf das 23-fache operative Ergebnis des Portalbetreibers belief.

Nun schickt sich die Telekom an, dieses Kunststück zu wiederholen. Ob Springer, für deren Online-Portfolio die Aktivitäten der Telekom eine gute Ergänzung wären, erneut in einen Bieterkampf ziehen müsste, ist noch offen. Das Verlagshaus hat just angekündigt, sich durch eine Wandlung der Unternehmensform mehr finanziellen Spielraum für Akquisitionen verschaffen zu wollen. Die Berliner sind zahlungskräftig aber nicht unbedingt immer zahlungsbereit, wie die Verhandlungen bei Scout gezeigt haben.

Immerhin darf die Telekom auch für ihre Online-Aktivitäten auf Interessen von Private-Equity-Gesellschaften hoffen, denn diese haben einerseits mitunter erheblichen Anlagedruck, andererseits sind Kaufgelegenheiten zunehmend rar. Gerade in Deutschland haben viele Konzerne ihr Portfolio bereits aufgeräumt.

Die Telekom hat die Erlöse aus den Randaktivitäten für die Stärkung des Kerngeschäfts verplant, das künftig auf netzbasierte Dienste fokussieren soll. Dafür rüstet der Konzern massiv auf. Ein komplett IP-basiertes paneuropäisches Netz soll die Grundlage für die von Konzernchef Timotheus Höttges propagierte "Steckerleiste" sein, eine Plattform für die Ideen und Innovationen der anderen, denen die Telekom gegen Bezahlung Reichweite verschafft. Noch ist auf der Leiste allerdings viel Platz.

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