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Alles im Griff, Kommentar zu Bilfinger von Peter Olsen

Frankfurt (ots)

Joachim Müller ist in diesen Tagen nicht zu beneiden. Nach dem Abgang von Vorstandschef Roland Koch muss er als Finanzvorstand von Bilfinger die schwachen Kennzahlen des zweiten Quartals 2014 präsentieren - das ist natürlich sein Job -, soll aber zudem über Hintergründe des Scheiterns von Koch Rede und Antwort stehen. Das kann er mit Blick auf die Zuständigkeit des Aufsichtsrats in Fragen der Vorstandsbestellung und -abberufung nicht leisten. Dass natürlich trotzdem vergeblich versucht wird, Müller Details über die Vorgänge in Mannheim zu entlocken, zeigt überdeutlich, wie wenig das vorgelegte Zahlenwerk im Augenblick zählt.

Immerhin scheint für die erkannten Risiken jetzt genügend vorgesorgt zu sein, so dass der Ausblick für die zweite Jahreshälfte fast schon einen Hauch von Optimismus trägt. So sollen sich die eingeleiteten Kostensenkungsmaßnahmen positiv auf das Ergebnis auswirken. Und Müller lässt dem Markt Fantasie bezüglich der für 2014 möglichen Dividende, indem er auf die traditionell aktionärsfreundliche Ausschüttungspolitik des Unternehmens verweist.

Überhaupt bemüht sich der Finanzvorstand um ein Höchstmaß an Normalität. Der eingeschlagene Umbau Richtung Dienstleistungen sei richtig und werde fortgesetzt. Man werde überprüfen, welches Budget für notwendige weitere Zukäufe noch zur Verfügung stehe, und das Thema Merger & Acquisitions sei nicht grundsätzlich auf Eis gelegt worden. Alles im Griff also.

Insgesamt birgt das Zahlenwerk für das zweite Quartal keine Überraschungen negativer Art. Dass der MDax-Wert nach einem beispiellosen Absturz seit der ersten Gewinnwarnung Ende Juni gestern wieder etwas Tritt fasste, dürfte sich vor allem aus dem im zweiten Quartal stabilen Konzerngewinn erklären. Aber gerade da haben sich positive Sonderfaktoren stützend ausgewirkt. Geringere Zinslasten wegen des Verkaufs der Anteile an dem selbst gegründeten Fonds BBGI halfen. Das abgegebene Betreibergeschäft und der zum Verkauf stehende Ingenieurbau polsterten das Ergebnis vor Steuern kräftig auf und bügelten Ertragsschwächen im fortzuführenden Geschäft aus. Und bei Gelingen des Verkaufs des Ingenieurbaus setzt Müller auf einen Buchgewinn.

Dauerhafte Ruhe und Vertrauen in die Nachhaltigkeit der Bilfinger-Strategie - weg vom zyklischen Bau, hin zu den baunahen Dienstleistungen - wird wohl erst die Bestandsaufnahme des interimistisch agierenden Vorstandschefs Herbert Bodner bringen. Das wird noch ein paar Wochen dauern.

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