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Der letzte Strohhalm, Kommentar zur Insolvenzanmeldung von Loewe, von Stefan Kroneck.

Frankfurt (ots)

Loewe greift nach dem letzten Strohhalm, um die drohende Liquidation abzuwenden. Der als Sanierer angetretene Vorstandschef Matthias Harsch muss daher nach dem Übergang des "vorläufigen" (Schutzschirmverfahren) in ein "reguläres" Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung rasch einen Investor finden, um den Fortbestand des bayerischen TV-Geräteherstellers in deutlich abgespeckter Form zu sichern.

Doch die Zeit läuft Harsch davon, um das Blatt in letzter Minute zu wenden. Das Insolvenzverfahren in Eigenregie für Loewe gewährt dem CEO zwar Handlungsspielräume beim Versuch, aus eigener Kraft aus der Misere herauszukommen, weil ein Insolvenzverwalter nicht eingestaltet ist. Das Geld reicht aber nur noch für drei Monate. Harsch übt sich daher in Zweckoptimismus, wenn er angibt, dass sechs Investoren Angebote abgegeben hätten. Er hofft, bis Ende dieses Monats einen Käufer zu finden.

Scheitert der Verkaufsprozess, ist Loewe endgültig am Ende. Das Unternehmen würde dann das gleiche Schicksal ereilen wie zuvor Grundig, Telefunken und Nordmende. Von den einst stolzen deutschen Fernsehgeräteherstellern bliebe dann nur noch der fränkische Mittelständler Metz übrig, der aber ebenfalls um das Überleben kämpft. In der Branche herrscht seit Jahren ein harter Verdrängungswettbewerb. Die südkoreanischen Hersteller Samsung und LG Electronics sind auf dem Vormarsch. Dadurch geraten auch japanische Anbieter unter Druck. Loewe-Großaktionär Sharp kämpft angesichts stark fallender Preise - ebenso wie die Kronacher - mit hohen Verlusten. Überkapazitäten prägen den Markt. Das setzt vielen zu.

Der Niedergang der deutschen Produzenten ist aber nicht nur das Ergebnis externer Faktoren, sondern auch Resultat von strategischen Fehlentscheidungen und Missmanagement. Loewe bildet da keine Ausnahme. So verschlief die Firma vor Jahren den Trend zu Flachbildschirmen (LCD-Technik), was seinerzeit zum vorzeitigen Aus von Loewe geführte hätte, wenn nicht Sharp 2004 als Kapitalgeber eingesprungen wäre, um das Ruder (zeitweilig) herumzureißen. Heute - neun Jahre danach - sind Geldgeber rar geworden.

Vor diesem Hintergrund ist es fraglich, ob Loewe ein Neuanfang tatsächlich gelingt. Einen potenziellen Käufer interessieren Markenrechte und technisches Know-how in Form von Lizenzen sowie Patenten. Der Erhalt von Loewe als eigenständiges Unternehmen wäre dafür nicht mehr notwendig.

(Börsen-Zeitung, 2.10.2013)

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