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Oliver Wyman-Studie zur Restrukturierung im deutschen Maschinen- und Anlagenbau
Wege aus der Krise

München (ots)

- Das Produktionsvolumen im deutschen Maschinen- und Anlagenbau 
     liegt immer noch circa 30 Prozent unter Vorkrisenniveau
   - Schnelles Umsetzen von Sofortmaßnahmen hat 2009 zu Kostensenkung
     und Liquiditätssicherung geführt
   - Die weitere Marktentwicklung ist offen - eine schnelle Rückkehr 
     auf das Vorkrisenniveau aber unwahrscheinlich
   - Einige Unternehmen werden profitabel wachsen können, andere 
     müssen weiter Kosten und Strukturen anpassen
   - Die mittelfristige Finanzierung wird für viele Unternehmen jetzt
     zum Kernthema
Nach den drastischen Produktionseinbrüchen 2009 hat der deutsche 
Maschinen- und Anlagenbau zuletzt Erholungstendenzen gezeigt. Die 
Krise ist damit aber keineswegs ausgestanden, denn der Markt wird 
voraussichtlich in den nächsten Jahren noch deutlich unter dem hohen 
Niveau von 2008 bleiben. Den wirkungsvollen Sofortmaßnahmen zur 
Kostensenkung und Liquiditätssteigerung, die viele Unternehmen 
konsequent umgesetzt haben, müssen nun je nach Unternehmenssituation 
weitere Strukturanpassungen oder Investitionen in neue 
Wachstumsfelder folgen. Gleichzeitig ist die Finanzierung 
sicherzustellen. Ein aktives Krisenmanagement sowie die 
kontinuierliche und professionelle Kommunikation mit Kapitalgebern 
sind unverzichtbar, um die Krise nachhaltig zu überwinden. Dies sind 
Ergebnisse der aktuellen Restrukturierungsstudie von Oliver Wyman 
"Rückkehr zu Wachstum und Profitabilität im deutschen Maschinen- und 
Anlagenbau".
Von 2003 bis 2008 hat das Produktionsvolumen im deutschen 
Maschinen- und Anlagenbau kontinuierlich zugenommen. Die Boomjahre 
2007 und 2008 waren getrieben durch ein starkes Wachstum in den 
Schwellenländern und ein hohes Investitionsaufkommen aufgrund 
günstiger Kredite. In Erwartung anhaltenden Wachstums bauten viele 
Fertigungsunternehmen zudem weitere Kapazitäten auf. Doch 2009 
erlebte die Branche einen Abschwung bislang nicht gekannten Ausmaßes.
Gemessen am Vorjahr ist die Produktion um rund 26 Prozent 
eingebrochen, das Volumen fiel damit in etwa auf das Niveau von 2003 
zurück. Haupttreiber für den drastischen Einbruch war die 
Investitionszurückhaltung auf Kundenseite. Dies belastete 
insbesondere den Export.
Im deutschen Maschinen- und Anlagenbau machen zehn Hauptsektoren 
rund 70 Prozent des gesamten Produktionsvolumens aus. Sie bedienen 
nicht nur Branchen mit unterschiedlichen Konjunkturzyklen wie die 
Konsumgüterindustrie und Industrieproduktion. Auch die 
Beschaffungszeiten und Lebensdauer der Maschinen differieren 
deutlich. Entsprechend waren die Produktionsrückgänge in den 
einzelnen Segmenten unterschiedlich intensiv. Die stärksten Einbrüche
verzeichneten Textilmaschinen (-35 Prozent) und Werkzeug- sowie 
Kunststoffmaschinen (jeweils -33 Prozent). Glimpflicher davon kamen 
Segmente wie Maschinen für die Nahrungs- und Genussmittelbranchen mit
einem Minus von 15 Prozent. Ausgeblieben sind 2009 vor allem 
Investitionen in Maschinen und Anlagen zur Kapazitätserweiterung oder
Produktivitätssteigerung.
Schnelle Erholung ist nicht in Sicht
"Der Investitionsblase im Jahr 2008 folgte ein sehr harter 
Einbruch", erklärt Lutz Jäde, Partner und Restrukturierungsexperte 
bei Oliver Wyman. "Die künftige Entwicklung hängt von vielen Faktoren
ab, etwa der Entwicklung des Euros, dem Tempo der Erholung in 
wichtigen Abnehmerbranchen und der Entwicklung der BRIC-Staaten. 
Sollte sich der Markt jedoch in ähnlichen Zyklen wie in den 
90er-Jahren erholen, kann die Branche nicht mit einer schnellen 
Rückkehr auf das Vorkrisenniveau rechnen." In diesem Fall wäre für 
2010 bestenfalls ein schwaches Wachstum des Produktionsvolumens zu 
erwarten. Bis 2013 ist mit derselben Annahme eine jährliche 
Steigerung von drei bis fünf Prozent möglich. Mittelfristig müssen 
sich die Unternehmen in diesem Szenario auf ein um 15 bis 20 Prozent 
niedrigeres Produktionsvolumen als im Ausnahmejahr 2008 einstellen. 
Daran ändert auch die leichte Markterholung zu Beginn dieses Jahres 
nichts. Zwar stieg der Auftragseingang im Februar 2010 gegenüber dem 
vergleichbaren Vorjahresmonat um 29 Prozent. Doch insgesamt liegt der
Markt noch immer gut 30 Prozent unter dem hohen Niveau von 2008. "Der
freie Fall ist erstmal gestoppt", so Jäde. "Aber der Weg aus dem Tal 
heraus wird länger sein als vielfach erwartet."
Insgesamt ist der Maschinen- und Anlagenbau bislang gut durch die 
Krise gekommen, die die schwerste seit dem Zweiten Weltkrieg war. 
Aufgrund der Boomjahre 2007 und 2008 mit einer guten Umsatz- und 
Ertragslage ist der Verschuldungsgrad vieler Unternehmen gering. Die 
Branche hat eine starke Technologieposition sowie stabile 
Kundenbeziehungen. Zudem haben viele Unternehmen die interne 
Transparenz und Managementprozesse verbessert und Kostenstrukturen 
flexibilisiert. Entsprechend schnell und entschlossen haben die 
meisten Maschinen- und Anlagenbauer auf den dramatischen 
Markteinbruch reagiert und mit Sofortmaßnahmen kurzfristig Kosten 
gesenkt sowie die Liquidität gesichert.
Ein vielfach genutztes Instrument war die Kurzarbeit. Teilweise 
befanden sich 2009 mehr als ein Viertel der Beschäftigten im 
Maschinen- und Anlagenbau in Kurzarbeit. Damit konnten viele 
Unternehmen betriebsbedingte Entlassungen erfolgreich vermeiden. 
Entsprechend ging die Zahl der Beschäftigten lediglich um drei 
Prozent zurück. Zudem erfolgte im Zuge des geringeren Umsatzvolumens 
ein starker Abbau von Working Capital. Ein wesentlicher Faktor war 
dabei die Reduktion von Beständen, die insbesondere ab Jahresmitte 
vorgenommen wurde. "Mit den Sofortmaßnahmen wurde oft die gewünschte 
Wirkung erzielt", so Jäde. "Personalkosten wurden schnell gesenkt, 
und der Abbau des Working Capital hat die Nettoverschuldung begrenzt.
Auf diese Weise konnten viele Unternehmen das Krisenjahr 2009 noch 
mit relativ guten Zahlen abschließen."
Die Krise nachhaltig überwinden
Neben dem nachhaltig reduzierten Marktvolumen wird der deutsche 
Maschinen- und Anlagenbau in den nächsten Jahren mit zahlreichen 
weiteren Herausforderungen konfrontiert sein. So wächst der 
Margendruck, da die geringe Produktionsauslastung starke 
Preisnachlässe auslöst und auch Kunden den Preisdruck erhöhen. 
Darüber hinaus wird die Finanzierung deutlich schwieriger werden. 
"Die Banken sind kritischer geworden", erklärt Jäde. "Angesichts 
schlechterer Jahresabschlüsse und geringerer Bonität werden sie 
zunehmend Kreditlinien kürzen oder bei der Kreditvergabe zögern." Da 
aber zahlreiche Unternehmen spätestens ab 2011 wieder in neues 
Wachstum investieren müssen, wird es in vielen Fällen zu 
Liquiditätsengpässen kommen. Entsprechend steigt das Insolvenzrisiko.
Der Markt bietet in den nächsten Jahren aber auch Chancen. Dazu 
zählen Wachstum in den BRIC-Staaten oder in neuen Abnehmerbranchen 
sowie das Angebot von innovativen Produkten. Unternehmen, die 
finanzstark genug sind, um in diesen Segmenten investieren zu können,
haben gute Möglichkeiten, als Gewinner aus der Krise hervorzugehen.
Die Wege aus der Krise sind unterschiedlich. Für Unternehmen, 
deren Kostenstruktur noch nicht an das mittelfristige Marktniveau 
angepasst wurde und deren Wachstumsmöglichkeiten ausgeschöpft sind, 
steht eine strukturelle Verbesserung der Ertragskraft im Vordergrund.
Die Handlungsfelder sind vielfältig. Es gilt, das Produktportfolio 
und die eigene Wertschöpfungstiefe kritisch zu prüfen, die 
Produktionsstruktur zu optimieren, Fixkosten zu senken und die 
Produktkosten zu reduzieren, zum Beispiel durch Einkaufsoptimierung 
oder Vereinfachungen im Produktdesign. Hier haben viele Maschinen- 
und Anlagenbauer noch Handlungsbedarf. Unternehmen, deren 
Profitabilität auch bei reduziertem Umsatz gesichert ist und denen 
die notwendigen Mittel für Investitionen in neues Wachstum zur 
Verfügung stehen, können jetzt durch eine Vorwärtsstrategie 
Marktanteile gewinnen. Hierzu gehören die Optimierung des Vertriebs, 
Innovationen und die Neuausrichtung des Produktportfolios sowie 
Mergers & Acquisitions. Hohen Stellenwert hat zudem die 
Positionierung in Wachstumsregionen, insbesondere in China. Oft fehlt
jedoch eine geeignete Marktstrategie, zu der nicht nur ein lokales 
Kundennetzwerk oder eine wettbewerbsfähige Kostenstruktur zählen, 
sondern auch passende Produkte.
Offene Kommunikation mit Banken notwendig
Im Rahmen eines aktiven Krisenmanagements kommt der Sicherung der 
Finanzierung eine Schlüsselrolle zu. Durch den starken Umsatzrückgang
haben viele Unternehmen trotz einer guten Liquiditätsposition die 
Kreditvereinbarungen ("Covenants") verletzt. Dies ermöglicht einigen 
Banken eine außerordentliche Kündigung der Kredite. Zudem besteht die
Finanzierung in vielen Fällen aus bilateralen und kurzfristigen 
Kreditzusagen. Diese Situation ist äußerst labil und im schlimmsten 
Fall existenzbedrohend. Die Unternehmen sind daher gefordert, jetzt 
mit den Banken und anderen Kapitalgebern proaktiv und kontinuierlich 
zu kommunizieren. Dies setzt ein schlüssiges Restrukturierungskonzept
voraus, das bereits vollzogene wie geplante operative und 
strategische Maßnahmen darlegt, Wachstumsstrategien dokumentiert, 
aber auch Marktumfeld und Segmentspezifika erklärt. Wichtig sind 
zudem Best- und Worst-Case-Szenarien für die Ergebnisentwicklung. 
"Wer glaubhaft, strukturiert und professionell aufzeigt, wie sich die
Krise überwinden lässt, schafft Vertrauen in die Zukunft des 
Unternehmens", betont Jäde. "Die Krise ist noch nicht vorüber, aber 
der deutsche Maschinen- und Anlagenbau hat bei konsequentem Handeln 
alle Voraussetzungen, um sie erfolgreich zu meistern."
Rückkehr zu Wachstum und Profitabilität
Für jedes Unternehmen sind auf Basis der Kostenposition und der 
Wachstumschancen individuelle Schwerpunkte zu definieren:
1. Position bestimmen
Kritische Betrachtung des mittelfristigen Martvolumens (inklusive 
Worst-Case- sowie Best-Case-Szenarien) und der eigenen 
Wachstumschancen vornehmen.
2. Konzept zur Krisenbewältigung erstellen
Schlüssigen Plan zur Anpassung der Kostenstruktur beziehungsweise 
Erschließung neuer Wachstumfelder mit dem Ziel der nachhaltigen 
Profitabilität entwickeln.
3. Finanzierung sichern
Liquiditätsplan über die nächsten drei Jahre erstellen und Konzept
zur Absicherung der Finanzierung auch im Worst-Case-Szenario 
erarbeiten.
4. Transparenz und Kontrolle ermöglichen
Geeignete Instrumente zum Controlling von Umsatz, Kosten und 
Liquidität sowie zur Steuerung des Restrukturierungsprozesses 
einführen.
5. Vertrauen schaffen
Laufende und proaktive Kommunikation mit allen Stakeholdern 
aufbauen, insbesondere mit Fremdkapitalgebern und Kreditversicherern.
Den vollständigen Text sowie ergänzende Grafiken finden Sie hier 
zum Download: http://www.oliverwyman.com/de/6293.htm

Pressekontakt:

Andrea Steverding
Manager Corporate Communications
Oliver Wyman
Marstallstraße 11
80539 München
Tel.: 089.939 49 763
Fax: 089.939 49 515
andrea.steverding@oliverwyman.com
www.oliverwyman.com/de

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