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Udo Jürgens wird 70, fühlt sich aber wie Anfang 50

Stuttgart (ots)

Der Showstar in Reader's Digest über seine Kindheit als
Muttersöhnchen, die Kriegserlebnisse, seine Abkehr vom Alkohol, das
Verhältnis zu Geld und seine Stiftung
Udo Jürgens ist einer der weltweit bekanntesten
und erfolgreichsten Showstars. Am 30. September feiert der Komponist,
Sänger und Pianist seinen 70. Geburtstag. Im Interview mit Reader's
Digest (September-Ausgabe) verrät der gebürtige Kärntner jetzt ein
Geheimnis. "Bei einer Untersuchung wurde vor kurzem mein biologisches
Alter bestimmt. Das Ergebnis war fantastisch! Anfang 50."
Ob "Griechischer Wein" oder "17 Jahr, blondes Jahr", ob "Merci
Chérie" oder "Mit 66 Jahren": Seine Titel gingen um die Welt,
bescherten ihm viele Musikpreise und machten ihn schon früh zu einer
Ikone des deutschen Schlagers - die bei Konzerten zur Zugabe
traditionell im weissen Bademantel auf die Bühne kommt. In dem
Gespräch mit Reader's Digest gewährt der populäre Entertainer jetzt
ungewöhnliche Einblicke in sein Privatleben. "Ich war ein
Muttersöhnchen", erzählt er rückblickend über seine Kindheit. Oft sei
er krank gewesen, man habe ihn gehänselt, weil er so dünn und
unsportlich war, bei jedem Problem habe er nach der Mutter gerufen.
Trotzdem biss er sich durch - nicht zuletzt wegen der Musik. Mit
fünf Jahren begann er Mundharmonika zu spielen, dann entdeckte er das
Akkordeon, danach brachte er sich heimlich das Klavier spielen bei.
Als er schliesslich die Eltern mit einem 20-minütigen Querschnitt aus
Franz Lehars Operette "Land des Lächelns" überraschte, war der Bann
gebrochen. Udo Jürgens bekam fortan Unterricht am Konservatorium in
Klagenfurt.
Es war der Beginn einer langen Karriere, die bis heute andauert
und die von Höhen und Tiefen geprägt war. "Zwischen 33 und 35 war ich
auf der Kippe zum Alkoholiker", gibt Udo Jürgens in dem Interview zu.
Der Stress durch die Tourneen, wenig Schlaf, sehr viele starke
Zigaretten: Das alles führte bei ihm zu einem Zusammenbruch mit
schwer wiegenden Folgen. Jürgens hatte plötzlich Platzangst. "Ich
konnte keinen Fahrstuhl mehr betreten, ich konnte im Theater nicht
mehr in der Mitte sitzen. Ich hatte Angst vor dunklen Räumen."
Erst als er aufhörte zu trinken und zu rauchen, wurde der Alltag
wieder normaler. Trotzdem litt sein Privatleben über all die Jahre
unter seiner Karriere. Bester Beleg: Die Ehe mit Frau Panja ging in
die Brüche. Im Nachhinein gibt sich Jürgens daran eine grosse
Mitschuld: "Ich war sehr egoistisch, besessen von meinem Beruf. Meine
Kinder liebte ich zwar, war aber kaum da." Hinzu kam die Tatsache,
dass der Sänger ein Schwarm der Frauen in aller Welt wurde. Er räumt
ein: "Ich war nicht treu. Ich habe mein ganzes Leben lang ein
gewisses Bindungsproblem gehabt." Trotzdem hat Udo Jürgens 1999 seine
langjährige Freundin Corinna Reinhold geheiratet, mit der er in der
Schweiz lebt.
In einem anderen Punkt ist er bis heute seiner Linie treu
geblieben. "Ich habe mein Leben nie darauf ausgerichtet, viel Geld zu
verdienen", erzählt der Showstar. Nur unter Zwang lese er die
Verträge, die andere für ihn aushandeln. "Ich neige dazu, die
Realität nicht wahrzunehmen", sagt er. Seine Udo Jürgens Stiftung
hilft dennoch wirklich und tatkräftig: Seit Jahren fliessen Anteile
aus seinen Plattenverkäufen und Konzerteinnahmen in wohltätige Zwecke
- mal für ein Aids-Hilfswerk in Südafrika, mal für ein Babyheim in
der Ukraine.
Ein anderes Kapitel seines Lebens hat Udo Jürgens hingegen bis
heute kaum überwunden: Seine Erlebnisse als Kind während des Zweiten
Weltkrieges. In seinem neuen Buch "Der Mann mit dem Fagott"
(erschienen im Limes Verlag, August 2004) beschreibt er jene Zeit,
wie er als Zehnjähriger die letzten beiden Kriegsjahre miterlebte.
Vor allem Ereignisse wie die Erschiessung von Kollaborateuren durch
belgische Truppen, die er es aus einem Versteck heraus beobachtet
hatte, machten ihm lange zu schaffen. Jahrelang wurde er von
furchtbaren Träumen gequält, schrie im Schlaf und wachte nachts auf.
Udo Jürgens: "Die Albträume sind besser geworden mit dem Älterwerden,
auszuhalten. Aber sie sind stets ein grosses Problem in meinem Leben
geblieben."
Für weitere Informationen zu diesem Reader's Digest-Thema stehen
wir Ihnen gerne zur Verfügung. Die September-Ausgabe von Reader's
Digest Deutschland und Reader's Digest Österreich ist ab sofort an
zentralen Kiosken erhältlich. In der Schweiz erscheint das Interview
in der Oktober-Ausgabe von Das Beste.
Wortlaut des Interviews zum Download: 
   http://www.readersdigest.de. Auf Service für Journalisten klicken 
  (Rubrik Magazin Reader's Digest)
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