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SNF: Marianne Sommer erhält den Nationalen Latsis-Preis 2010

SNF: Marianne Sommer erhält den Nationalen Latsis-Preis 2010
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Bern (ots)

- Hinweis: Bildmaterial steht zum kostenlosen Download bereit  
     unter: http://www.presseportal.ch/de/pm/100002863 -
Geschichten im Körper
Die Zürcher Wissenschaftshistorikerin Marianne Sommer untersucht 
mit kulturwissenschaftlichen Methoden, wie die Naturwissenschaften 
bei der Erforschung der Geschichte des Menschen vorgehen. Sie dringen
immer tiefer in den Körper ein und stossen dabei zunehmend auf ein 
öffentliches Interesse, weil sie uns sagen, wer wir sind und woher 
wir kommen.
Ein Geschichtsboom hat Öffentlichkeit und Wissenschaften erfasst. 
Während die Kulturwissenschaften sich etwa mit Generationen 
übergreifenden Selbst- und Weltbildern befassen, rekonstruieren die 
Lebenswissenschaften - die Evolutionsbiologie, Paläoanthropologie und
genetische Geschichte - die Geschichte aus der Analyse des 
menschlichen Körpers. Seit dem 19. Jahrhundert dringen sie immer 
tiefer in diesen ein: Sie untersuchen die Knochen, das Blut, die 
Proteine und die DNA. Ihre Befunde finden in Medien und 
Öffentlichkeit zunehmend Aufmerksamkeit, weil sie uns sagen, wer wir 
sind und woher wir kommen.
Die Wissenschaftshistorikerin Marianne Sommer untersucht diese 
Entwicklungen mit kulturwissenschaftlichen Methoden. Dazu ist sie 
prädestiniert: Sie hat an der Universität Zürich sowohl Biologie als 
auch Anglistik studiert. Seit diesem Jahr ist Marianne Sommer 
SNF-Förderungsprofessorin an der Forschungsstelle für Sozial- und 
Wirtschaftsgeschichte der Universität Zürich. Sie hat unter anderem 
am Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte in Berlin und an 
der Stanford University geforscht und gelehrt.
Affen und Knochen im Spiegel der Naturwissenschaften
Für ihre international viel beachteten, interdisziplinären 
Forschungen, welche der Wissenschaftsgeschichte in der Schweiz 
grossen Auftrieb geben, erhält Marianne Sommer nun den vom SNF im 
Auftrag der Latsis-Stiftung vergebenen Nationalen Latsis-Preis 2010. 
Der mit 100'000 Franken dotierte Preis wird an höchstens 
vierzigjährige Forschende vergeben und gilt als eine der 
renommiertesten wissenschaftlichen Auszeichnungen der Schweiz.
In ihrer Dissertation zeigt Marianne Sommer, wie das Bild des 
Affen im populären Wissenschaftsmagazin «National Geographic» einen 
vom Zeitgeist abhängigen Wandel von der wilden Bestie zum Freund und 
nahen Verwandten erfahren hat. In der Habilitation beschäftigte sie 
sich unter anderem damit, wie die Deutungshoheit der Religion 
Konkurrenz von der Anthropologie und Archäologie erhielt. Sie 
rekonstruiert die Geschichte der «human origins sciences» am Beispiel
der «Red Lady», einem zu Beginn des 19. Jahrhunderts in 
Grossbritannien gefundenen Skelett. Die Knochen wurden im Laufe der 
Jahrhunderte - je nach wissenschaftlichem und kulturellem Kontext - 
immer wieder anders interpretiert.
Stärkere Verankerung der Wissenschaftsgeschichte
In ihrem neusten Forschungsprojekt will Marianne Sommer herausfinden,
welche kulturellen und politischen Implikationen die biologisch 
fundierten Zugänge zur Vergangenheit haben, etwa die genetische 
Rekonstruktion der Verwandtschaft und der Migrationsgeschichte 
menschlicher Populationen. Die neuen genetischen Analysemethoden 
werden sogar erfolgreich vermarktet: Gegen Bezahlung kann man seine 
DNA auf Herkunft und Geschichte hin identifizieren lassen.
Das junge Fach der Wissenschaftsgeschichte sollte laut Marianne 
Sommer an den schweizerischen Hochschulen stärker verankert werden. 
«Die Wissenschaftsgeschichte und Wissenschaftsforschung haben im 
Rahmen einer globalen Geschichte des Wissens eine eminente Bedeutung 
erlangt», sagt sie. «Wer die global vernetzten und wissensbasierten 
Gesellschaften der Gegenwart verstehen will, muss erforschen, wie sie
ihr Wissen hervorbringen und wie dieses zirkuliert.»
Die Preisverleihung findet am 13. Januar 2011 im Berner Rathaus 
statt.
Text und Bild dieser Medienmitteilung stehen auf der Website des 
Schweizerischen Nationalfonds zur Verfügung: www.snf.ch > Medien > 
Medienmitteilungen

Kontakt:

Prof. Dr. Marianne Sommer
SNF-Förderungsprofessur für Wissenschaftsgeschichte und
Wissenschaftsforschung
Forschungsstelle für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte
Universität Zürich
Rämistrasse 64
CH-8001 Zürich
Tel. +41 (0)44 634 36 49
E-Mail: msommer@fsw.uzh.ch

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