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Schweizerischer Nationalfonds / Fonds national suisse

SNF: Giuliano Bonoli erhält den Nationalen Latsis-Preis 2007

Die Zukunft des Sozialstaats
Der Nationale Latsis-Preis 2007 geht an Giuliano Bonoli. Der 
Politologe, der sich mit seinen vergleichenden Untersuchungen zur 
Rolle des Sozialstaats in Europa profiliert hat, lehrt am Institut 
de Hautes Etudes en Administration Publique (IDHEAP) in Lausanne 
Sozialpolitik. Der mit 100'000 Franken dotierte Preis wird jährlich 
vom Schweizerischen Nationalfonds (SNF) im Auftrag der Latsis-
Stiftung vergeben.
Die Sozialversicherungssysteme der europäischen Staaten befinden 
sich in einer heiklen Übergangsphase. Ihre goldene Ära, die nach 
dem Zweiten Weltkrieg einsetzte und in vielen Ländern zum Ausbau 
der Wohlfahrt für Alte, Kranke und Randständige führte, ist vorbei. 
Heute sehen sich viele Staaten vor allem mit zwei Herausforderungen 
konfrontiert: erstens mit einer Arbeitswelt, die durch 
Langzeitarbeitslosigkeit und unsichere Anstellungsbedingungen 
geprägt ist, zweitens durch die demographische Überalterung, welche 
die künftige Finanzierung des Sozialstaates gefährdet.
Wie soll die Politik auf diese Herausforderungen reagieren? Dieser 
Frage geht Guliano Bonoli mit seinen vergleichenden, historisch 
ausgreifenden Untersuchungen zu den wohlfahrtsstaatlichen Systemen 
verschiedener europäischer Ländern nach. Für seine international 
viel beachteten Forschungen erhält der 1968 geborene 
Sozialwissenschaftler nun den vom Schweizerischen Nationalfonds im 
Auftrag der Latsis-Stiftung vergebenen Latsis-Preis 2007. 
Der mit 100'000 Franken dotiert Preis wird an höchstens 40-jährige 
Forscher und Forscherinnen vergeben und gilt als eine der 
renommiertesten wissenschaftlichen Auszeichnungen der Schweiz. 
Giuliano Bonoli, der an den Universitäten Genf, Leeds und Kent 
(Grossbritannien) studierte, hat am Institut de Hautes Etudes en 
Administration Publique (IDHEAP) in Lausanne den Lehrstuhl für 
Sozialpolitik inne und ist daneben Lehrbeauftragter am 
Europainstitut der Universität Basel.
Die staatliche Politik der sozialen Investition
Aufgrund seiner Forschungen, die er unter anderem in der Schweiz, 
Deutschland, Italien und England durchführte, ist der Politologe 
zum Schluss gekommen, dass der traditionelle Sozialstaat 
umgestaltet werden muss, um auch im 21. Jahrhundert den sozialen 
Zusammenhalt der westlichen Demokratien zu garantieren. Jenseits 
der neoliberalen Schwächung und der strukturkonservativen Bewahrung 
des Sozialstaates schlägt Giuliano Bonoli einen dritten Weg vor: 
die staatliche Politik der sozialen Investition («investissement 
social»). Darunter versteht er die Kombination einer 
wettbewerbsfähigen Ökonomie und eines starken Sozialstaats, wie sie 
die skandinavischen Länder seit längerem beispielhaft realisieren.
Auf die Schweiz bezogen bedeutet das, dass der Staat eine 
wettbewerbsfähige Wirtschaft, die Harmonisierung von Erwerbsarbeit 
und Familienleben, die Senkung der Arbeitslosigkeit sowie die 
Integration der Immigranten anstreben sollte. Konkrete Beispiele 
für eine Politik der sozialen Investition sieht Bonoli etwa in der 
Entwicklung eines adäquaten Angebots an ausserfamilialen 
Betreuungsstrukturen sowie einer professionellen, am Arbeitsmarkt 
ausgerichteten Politik der Wiedereingliederung. Je mehr Menschen in 
den Produktionsprozess eingebunden würden, desto grösser sei die 
Chance, dass der Sozialstaat weiterhin finanziert werden könne.
Im europäischen Vergleich befindet sich die Schweiz Bonoli zufolge 
noch immer in einer komfortablen Situation. So ist ihr Arbeitsmarkt 
weniger krisengeschüttelt als der anderer Länder, und auch ihr – 
auf zwei Säulen beruhendes – Rentensystem zeichnet sich durch eine 
relative Stabilität aus. Reformen sind laut Bonoli dennoch 
unumgänglich. Für eine stärkere Akzentuierung der sozialen 
Investition wäre es wünschenswert, wenn der Bund mehr 
Steuerungskompetenzen für die Regulierung des Arbeitsmarkts und der 
Sozialpolitik erhielte. Das bedingt allerdings, den schweizerischen 
Föderalismus zu überdenken.
Die Preisverleihung findet am 10. Januar 2008 im Berner Rathaus 
statt.
Ein Fotoporträt von Giuliano Bonoli kann in hoher Auflösung 
heruntergeladen werden unter: http://www.snf.ch > Medien > 
Medienmitteilungen .
Adresse des Preisträgers:
Prof. Giuliano Bonoli
Institut de Hautes Etudes en Administration Publique (IDHEAP) 
Roue de la Maladière 21
CH-1022 Chavannes-pres-Rennes
Tel. +41 (0)21 557 40 90
E-Mail:  giuliano.bonoli@idheap.unil.ch
Text und Bild dieser Medienmitteilung stehen auf der Website des 
Schweizerischen Nationalfonds zur Verfügung: www.snf.ch > Medien > 
Medienmitteilungen

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