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Poltergeist macht das migros museum zum Museum des Monats

Zürich (ots)

«The Poltergeist Experimental Group (PEG). Applied Spirituality and Physical Spirit Manifestation» nennt Forian Germann (*1978) seine erste institutionelle Einzelausstellung. Der Verein Zürcher Museum (VZM) würdigt die kuratorische Leistung des migros museums für gegenwartskunst mit dem Prädikat «Museum des Monats», zumal Germanns Werkzyklus das Eigenverständnis und das Erlebnisversprechen des Hauses glänzend widerspiegelt. Eine Haltung, die Gegenwartskunst als eine dynamische zeitliche Bestimmung versteht, der ein permanentes Ausloten von Vergangenheit und Zukunft eigen ist und den Betrachtenden am Prozess des Austauschs und der Produktion von Kunst teilhaben lässt.

Was sich im migros museum auf den ersten Blick wie ein halbwegs aufgeräumter Werkplatz präsentiert, ist ein komplexes Verweisnetz mit installativen Verknüpfungen. Florian Germanns zirkulär gespannter Narrationsfaden - die Ausstellung hat kein Anfang und kein Ende - ist nur teilweise sichtbar. Der erzählerische Kitt der des Werkzyklus' ist das Ektoplasma - jene gallertartige, angeblich von pubertierenden Medien ausgeschiedene Substanz, die sich zuweilen als Geistwesen materialisiert und telekinetische Handlungen fördert.

Germanns Plasmastrang führt zur amerikanischen Pfadfinderbewegung mit ihren männerbündnerischen Ritualen. Das Ektoplasma - Florian Germann verwendet hierfür einen «Patron» genannten Biokunststoff aus nitrierter Zellulose - verformt er einmal zu Kirchen, die sich in gleichermassen blockartigen Bankgebäuden spiegeln und ein anderes Mal zu den urgeschichtlichen Sedimenten der Rocky Mountains. Er hadert dabei mit der Pfadfinderbewegung und ihren religiösen Bezügen. So liess er im Zentrum des Ausstellungsraums Orgelpfeifen als Insignien des katholischen Kultes durch eine Brennerflamme teilweise verschmelzen und lässt nagelgrossse Muttergottestauen, die fromme Pfadfinder als Amulette in ihr Hemd einnähen, zu einer Geister abwehrenden Gruppe versammeln. Dazwischen dekonstruiert Germann parapsychologische Phänomene mit Spuren von Aktionen, die im Museum tatsächlich stattgefunden haben und das Übernatürliche auf einen metaphysischen Materialismus zurückwerfen. Die Grenzen zwischen Religion und Magie, zwischen Physik und Esoterik sind verwischt. Germann, der forschende Künstler, stellt Mythos, Kult und Ritual zu einer schillernden Komposition zusammen, die gleichermassen anzieht wie irritiert.

Kontakt:

Raphael Gygax
Kurator, migros museum für gegenwartskunst
Tel.: +41/44/277'20'65
E-Mail: Raphael.Gygax@mgb.ch

Yves Schumacher, Geschäftsführer
Verein Zürcher Museen
Tel.: +41/44/991'14'14
E-Mail: info@museen-zuerich.ch

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