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200 Fachleute aus Politik, Wirtschaft und Sozialbereich diskutieren am Caritas-Forum in Bern
Recht auf existenzsichernde Arbeit

200 Fachleute aus Politik, Wirtschaft und Sozialbereich diskutieren am Caritas-Forum in Bern / Recht auf existenzsichernde Arbeit
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Luzern (ots)

Die Schweiz ist eine Arbeitsgesellschaft. Doch die Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt rütteln am gesellschaftlichen Konsens, dass Arbeit vor Armut schützt. Am Caritas Forum 2017 vom 27. Januar diskutierten etwa 200 Fachleute darüber, was heute Recht auf Arbeit aus sozialpolitischer Sicht bedeutet und wo seine Grenze liegt.

"Ein Recht auf Arbeit wird immer wichtiger, weil nur wenige westliche Gesellschaften in der Lage sind, Vollbeschäftigung auf anderem Wege herzustellen." Mit diesem Statement eröffnete Heiner Flassbeck, ehemaliger Chef-Ökonom der UNCTAD, sein Referat. Er setzte hinzu: "Vollbeschäftigung ist Voraussetzung für eine Verteilung der Einkommen, die allen gesellschaftlichen Gruppen die Partizipation am Erfolg der Gesellschaft erlaubt." Flassbeck kritisierte die wirtschaftspolitische Ideologie, die Armut in unserer Gesellschaft als Notwendigkeit akzeptiert.

Aus einer anderen, soziologischen Perspektive betrachtete Ueli Mäder, emeritierter Professor für Soziologie an der Uni Basel, die Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt. Auch er kritisierte: "Gläubi-ge Wirtschaftsliberale leiten den Wert der Arbeit von einem Markt ab, der stark monopolisiert ist." Gleichzeitig konstatierte er einen gesellschaftlichen Paradigmenwechsel: "Arbeit und Kapital galten als ebenbürtig. Seit den Achtzigerjahren favorisiert ein finanzgetriebenes Verständnis das Kapital." Auch soziale Integration finde heute zunehmend über den Zugang zu Geld statt.

Im Gespräch mit Carlo Knöpfel, Professor für Sozialpolitik und Sozialarbeit an der Hochschule für Soziale Arbeit in Basel, wies Heiner Flassbeck darauf hin, dass die Rückkehr zu einer Vollbeschäfti-gung auch die Situation der Arbeitnehmenden stärken würde. Ueli Mäder unterstrich, dass es bei Vollbeschäftigung nicht Arbeit um jeden Preis, sondern auch die Schaffung von gesellschaftlich sinnvoller Arbeit geht.

Neue Umverteilung nötig

Mit den konkreten Möglichkeiten, aber auch realen Grenzen der Vollbeschäftigung und beruflicher Integration setzten sich am Nachmittag Jean-Noël Maillard, Direktor Caritas Jura, Rémy Müller, Leiter des BildungsNetzes Zug, und Patricia Ganter, Integrationsdelegierte des Kantons Graubünden, auseinander. Sie zeigten an konkreten Programmen zur Integration von Langzeitarbeitslosen, von Jugendlichen und von Flüchtlingen auf, dass Arbeitsmarktintegration stark individualisiert werden muss, um Erfolg zu haben.

Hier setzte in seinem Referat Martin Flügel an, Leiter Politik der Caritas Schweiz. Er öffnete zum Abschluss den Blick auf die Arbeit: "Normalerweise haben wir nur die Erwerbsarbeit im Blickfeld. Das ist jedoch eine verkürzte Sicht der Dinge. Denn in der Schweiz wird für unbezahlte Arbeit mehr Zeit aufgewendet als für bezahlte Arbeit." So beschäftigte er sich in seinem Vortrag mit der Frage, wie Arbeit ihre Integrationsfunktion weiterhin erfüllen kann und stellte fest: "Erstens erfolgt Integration in den Arbeitsmarkt sinnvollerweise dort, wo die Arbeitsverhältnisse stabil sind. Und zwei-tens ist eine neue Umverteilung nötig, damit auch Care-Arbeit `gute` Arbeit ist."

Caritas Schweiz hat parallel zum Forum auch den Sozialalmanach 2017 "Recht auf Arbeit" heraus-gegeben. Der Almanach ist zu beziehen unter: www.caritas.ch

Hinweis an die Redaktionen: Für weitere Auskünfte stehen Stefan Gribi und Fabrice Boulé zur Verfügung:


Stefan Gribi, Tel. +41 79 334 78 79
Fabrice Boulé, Tel. +41 78 661 32 76

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