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Zuchtfisch kurbelt Überfischung an

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Medienmitteilung

Zuchtfisch kurbelt Überfischung an

Wädenswil, 24. Februar 2021 : Jeder sechste Wildfisch endet als Futtermittel in der Aquakultur. Zu diesem Schluss kommt unsere niederländische Partnerorganisation Changing Markets Foundation in ihrem neusten Bericht. Im Rahmen eines europaweiten Projekts wurden auch die Schweizer Detailhändler Migros, Coop, Denner, Aldi, Volg, Lidl und Spar untersucht. Trotz Nachhaltigkeitsversprechen fehlt es bei allen Händlern an Transparenz und am Willen, Wildfisch als Futter für Zuchtfisch auszuschliessen. Fischprodukte aus Aquakulturen sind auch bei uns kein Garant für Nachhaltigkeit – im Gegenteil.

Fisch ist beliebt, gerade auch in der Schweiz. Immer mehr Konsumentinnen und Konsumenten achten beim Einkauf auf Nachhaltigkeit. Was viele nicht wissen: Fisch und Meerestiere aus Zuchten werden oft mit Fischmehl oder Fischöl aus Wildfang gefüttert. Jeder sechste gefangene Wildfisch endet heute als Futter in der Aquakultur. Anstatt die Meere zu entlasten, kurbeln Aquakulturen die weltweite Überfischung weiter an. Dies zeigt der Bericht «Überfischung2» unserer niederländischen Partnerorganisation Changing Markets Foundation.

Der Kauf von Zuchtfisch ist auch bei Schweizer Grossverteilern und Detailhändlern Migros, Coop, Denner, Aldi, Volg, Lidl und Spar kein Garant für Nachhaltigkeit. Konsumentinnen und Konsumenten wissen heute nicht, ob sie mit ihrem Kauf die Meere entlasten oder sogar zu deren Überfischung beitragen. Die Changing Markets Foundation erteilt den Schweizer Detailhändlern schlechte Noten, weil sie trotz Nachhaltigkeitsversprechen Zuchtfisch verkaufen, die mit Wildfisch gefüttert wurden. Coop schliesst gemäss dem Bericht von Changing Markets Foundation mit 35 von total 100 Punkten am besten ab, sollte sich aber ein klares Ziel für den schrittweisen Ausstieg von der Verwendung von Wildfang als Futtermittel setzen. Das Schlusslicht ist Spar mit nur 6 Punkten.

Weltweit werden jährlich rund 20 Millionen Tonnen Wildfisch zu Fischmehl und -öl verarbeitet. Das sind fast 20 Prozent des Gesamtfangs. Davon landen 80 Prozent in Futtermitteln für Zuchtfische. Im Jahr 2018 galt bereits ein Drittel der weltweiten Fischbestände als überfischt. Und die Nachfrage nach Fisch steigt weiter. Gesunde Fischbestände sind jedoch für drei Milliarden Menschen die wichtigste Proteinquelle. Intakte Bestände tragen auch zum Klimaschutz bei. Denn nur gesunde Meere können weiterhin CO2 speichern und dadurch die Folgen des Klimawandels abmildern.

«Die Verwendung von Wildfisch als Futtermittel in der Aquakultur schädigt die Gesundheit der Ozeane. Wie unser Bericht zeigt, kümmern sich die Schweizer Detailhändler zu wenig um dieses Problem. Solange die Fischzucht nicht von der Verwendung von Wildfischen als Futter abrückt, kann kein Händler sagen, dass seine Lieferkette für Zuchtfisch nachhaltig ist», so Changing Markets Foundation.

Der Import von Fisch und Meeresfrüchten hat in den letzten 30 Jahren auch bei uns laufend zugenommen. Jeder Schweizer konsumiert durchschnittlich neun Kilogramm pro Jahr. Einheimische Fische machen nur gerade sechs Prozent aus, der Rest wird importiert. Die beliebtesten Fische sind Lachs und Pangasius, die vorwiegend in Aquakulturen gezüchtet werden.

«Viele Aquakulturen sind mit Mastbetrieben zu vergleichen. Es geht allein darum, möglichst viele Fische in möglichst kurzer Zeit zu züchten – für die Fische ein immenser Stress. Sie werden krank, weil sich Parasiten aufgrund der engen Platzverhältnisse sehr schnell vermehren und übertragen. Fischzuchten mit hohen Sterblichkeitsraten sollten darum von Schweizer Detailhändlern ausgeschlossen werden. Dies zu überprüfen liegt aus unserer Sicht klar in der Verantwortung der Abnehmer», sagt Kerstin Glaus, wissenschaftliche Mitarbeiterin bei OceanCare.

«Die Detailhändler haben durch die Wahl ihres Angebots grossen Einfluss auf das Kauf- und Konsumverhalten. Sie stehen damit aber auch in der Verantwortung und sollten dafür sorgen, dass sie ihre Nachhaltigkeitsversprechen auch halten. Dies bedingt eine sorgfältige Auswahl der Lieferanten und vollständige Transparenz bezüglich Herkunft, Haltung und Futter der Fische. Nur dann haben die Konsumenten eine echte Wahl.» sagt Kerstin Glaus abschliessend.

Hintergrund

Der Bericht der Changing Markets Foundation enthält eine Rangliste, die zeigt, wie transparent und nachhaltig die Händler in Bezug auf ihre Aquakultur-Produkte sind. Dabei stützte man sich auf Informationen aus drei Datenquellen: eine Unternehmensbefragung, eigene Recherchearbeiten und Marktbesuche. Untersucht wurden die Bereiche Unternehmenspolitik, Transparenz der Lieferketten und Produkte-Vermarktung.

Weiterführende Informationen

Medienkontakte

Kerstin Glaus, wissenschaftliche Mitarbeiterin OceanCare, Email: kglaus@oceancare.org, Tel.: +41 (0) 78 701 27 36

Rachel Mulrenan, Kampagnenberaterin Changing Markets Foundation, Email: rachel.mulrenan@changingmarkets.org, Tel.: +44 (0) 7999 652 710 (nur Englisch)

OceanCare

OceanCare setzt sich seit 1989 weltweit für die Meerestiere und Ozeane ein. Mit Forschungs- und Schutzprojekten, Umweltbildungskampagnen sowie intensivem Einsatz in internationalen Gremien unternimmt die Organisation konkrete Schritte zur Verbesserung der Lebensbedingungen in den Weltmeeren. Seit Juli 2011 ist OceanCare vom Wirtschafts- und Sozialrat der Vereinten Nationen als Sonderberaterin für den Meeresschutz anerkannt. OceanCare engagiert sich für plastikfreie Meere und ist als Partnerorganisation Teil der UNEP Global Partnership on Marine Litter. www.oceancare.org

Changing Markets Foundation

Die niederländische Organisation Changing Markets Foundation arbeitet gemeinsam mit Nichtregierungsorganisationen, Stiftungen und Forschungszentren an Kampagnen, um den Marktanteil von nachhaltigen Produkten und Unternehmen zu vergrössern. www.changingmarket.org

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OceanCare, Gerbestrasse 6, CH-8820 Wädenswil
Tel +41 44 780 66 88,  presseinfo@oceancare.org, www.oceancare.org
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