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Anforderungen steigen, Kommentar zur Bankenregulierung von Björn Godenrath

10.11.2014 – 20:05 

Frankfurt (ots) -

Hurra, die Buchstabensuppe bankenaufsichtlicher Kennziffern ist um ein weiteres Kürzel bereichert worden. Dieses hört auf den Namen TLAC und schreibt Großbanken vor, wie viel an Eigenkapital plus verlusttragendem Fremdkapital sie bis 2019 vorhalten müssen für den Fall ihrer Beerdigung. Und dieses Regelwerk hat es in sich, addieren sich doch die Erfordernisse inklusive verschärfter Baseler Kapitalpuffer auf bis zu 25% an Eigenmitteln in Relation zu den Risikoaktiva.

Das hört sich ganz schön happig an, muss aber nicht zwangsweise die systemrelevanten Institute überfordern, sind doch zum einen - auf Drängen deutscher Aufseher - komfortable Übergangsfristen vorgesehen. Zum anderen dürfte dieser 8% ausmachende TLAC-Puffer weit überwiegend aus Nachrangkapital gespeist werden, das sich gut am Markt einsammeln lassen sollte - solange die Notenbanken ihren Schleusen geöffnet halten. Denn wer kann in Zeiten der Nullrendite schon Nein sagen zu einem ordentlichen Koupon?

Ob TLAC nun tatsächlich dazu taugt, das Zeitalter von "too big to fail" zu beenden, das kann sich nur im Praxistest erweisen. Löblich ist jedenfalls der einheitliche Ansatz für die G-SIBs, der divergierende Rahmenwerke unter einen Hut bringt - es ist kein Kinderspiel, das auf globaler Ebene hinzukriegen. Aufgespannt wird ein Sicherheitsnetz, das jedenfalls dicht genug geknüpft ist, um so einiges an Schaden vom Steuerzahler fernzuhalten. Diesen zusätzlichen Haftungstopf müssen die Banken aber erstmal befüllen. Wenn sich in den Auswirkungsstudien exponentiell steigende Refinanzierungskosten sowie Hemmnisse für die Kreditvergabe herausstellen, können es die Aufseher nicht bei einer Kalibrierung des Modells belassen, dann müsste das ganze Konzept hinterfragt werden. Schlägt das realwirtschaftliche Pendel zu stark aus, darf man den Banken die Daumenschrauben nicht zu fest anziehen.

Bei allem Furor über implizite Staatsgarantien und daran gekoppelte Refinanzierungsvorteile für die systemrelevanten Institute muss man sich aber auch einmal vor Augen führen, worum es eigentlich geht. BaFin-Chefin Elke König weist nicht zu Unrecht darauf hin, dass Bankenpleiten in der Regel mit sehr viel besseren Insolvenzquoten enden als in der Industrie. Das heißt frei übersetzt, dass man es nicht übertreiben sollte und Banken in Kapitalkosten erstickt. Andererseits kann niemals genug Kapital vorgehalten werden, sagt die BaFin-Chefin verschmitzt. Mit TLAC besteht die Chance, hier eine Balance zu finden.

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