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Zürcher Tierschutz

Pelz-Deklaration: Gesetzesverstösse bei PKZ, Jelmoli und Globus (BILD)

Pelz-Deklaration: Gesetzesverstösse bei PKZ, Jelmoli und Globus (BILD)
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Zürich (ots)

Jährlich leiden und sterben weltweit über 100 Millionen Pelztiere für die Mode! Seit dem 1. März 2014 gilt die Pelz-Deklarationsverordnung. Im Rahmen der Kampagne «echt Pelz - echt grausam» hat der Zürcher Tierschutz in den letzten Wochen die grössten Modehäuser mehrerer Städte daraufhin überprüft, wie sie Kleider mit Pelzbesatz deklarieren. Fazit: Kein einziges Unternehmen deklariert gesetzeskonform. Zahlreiche fehlende oder fehlerhafte, vertauschte oder widersprüchliche Etiketten sind inakzeptabel. Der Zürcher Tierschutz fordert einwandfreie Deklarationen für maximale Transparenz, damit die Tierquälerei hinter echtem Pelz deutlich wird. Zudem fordert der Zürcher Tierschutz PKZ, Jelmoli und Globus auf, einen Schritt weiter zu gehen, eine schweizweite Vorbildfunktion einzunehmen und vollständig auf Echtpelz zu verzichten.

In der Schweiz gilt seit dem 1. März 2014 nach einjähriger Übergangsfrist die neue Verordnung über die Deklaration von Pelzen und Pelzprodukten. Mitte August überprüfte der Zürcher Tierschutz 25 Modehäuser, ob sie Echtpelz im Sortiment führen. Dies war bei 14 Unternehmen der Fall, von denen bei 11 Deklarationsmängel auftraten - hierzu zählten auch PKZ, Jelmoli und Globus. Der Fokus wurde daher auf diese drei renommierten Unternehmen gelegt.

Von Mitte August bis Anfang November führte der Zürcher Tierschutz total 53 Ladenbesuche in 31 Filialen von PKZ, Jelmoli und Globus in den wichtigsten Deutschschweizer Städten durch (darunter Zürich, Basel, Bern, Luzern und St. Gallen). Das Resultat: Bei 46 Ladenbesuchen war Echtpelz vorhanden, in 42 Fällen (91%) wurden zahlreiche Deklarationsfehler fotografisch dokumentiert. Im Klartext: Bei 9 von 10 Ladenbesuchen fanden sich Gesetzesverstösse (bei Jelmoli in jedem von vier Ladenbesuchen).

PKZ und Jelmoli: viel Pelz und noch mehr Fehler

Die PKZ Burger-Kehl & Co. AG zählt seit der Übernahme von Feldpausch (neu: PKZ Women) zu den grössten Modehausketten der Schweiz. Jelmoli bezeichnet sich selbst als das grösste und innovativste Warenhaus der Schweiz. Beide renommierten Unternehmen deklarieren Pelzbesatz an Mützen und Winterjacken zwar mittels spezieller Etiketten. Doch finden sich immer wieder Exemplare, wo das Etikett vergessen wurde oder der Deklarationstext nicht gesetzeskonform ist. Bei der «Abendmode» (elegante Pullover, Ponchos etc.) wird die Deklarationspflicht noch schlechter umgesetzt! Wenn überhaupt, so steht höchstens auf einem «Einnäher» z.B. «Kaninchen, China» - dass es sich dabei um Käfighaltung mit Git-terboden handelt, wird verschwiegen. Dies, obwohl das Gesetz die Deklaration der «Gewinnungsart» vorschreibt. Unübertroffen ist das in beiden Unternehmen geführte Label «Sandro»: Auf Französisch steht «Elevage en cage» (Käfighaltung) und auf Italienisch: «Allevamento in branco» (Rudelhaltung). Ein Widerspruch - was gilt nun? Die Kundschaft wird in die Irre geführt, was einen freien Kaufentscheid verunmöglicht.

PKZ-Eigenmarken enttäuschen

Bei den PKZ-eigenen Marken «Paul Kehl» und «Paul» fehlte je nach Filiale der lateinische Name und die Gewinnungsart. Oft stand nur «Raccoon/Waschbär» in Englisch anstatt «Waschbär/Procyon lotor» und nur «Wildfang» statt «Jagd mit bzw. ohne Fallen».

Peinliche Verwechslungen im Jelmoli

Eine Jacke mit Kaninchenfellbesatz (Marke «Peuterey») war im Jelmoli als Nerz deklariert. Ein Artikel derselben Marke war einmal als Waschbär bezeichnet, obwohl der Kragen eindeutig aus Kaninchenfell war und umgekehrt. Etiketten vertauscht, durchgefallen! Zudem wurde Waschbär lateinisch als Marderhund bezeichnet. Ein renommiertes Warenhaus kann sich solche Fehler - de facto Gesetzesverstösse - schlicht nicht leisten.

Für Globus ist die Migros verantwortlich

Die gehobene Warenhauskette Globus zählt mit dem Herren-Globus und der Schild AG zum Migros-Konzern. In den besuchten Globus-Filialen wurden teilweise gravierende Deklarationsmängel entdeckt: Wiederholt fehlte das Wichtigste, nämlich die Gewinnungsart (z.B. bei Blauer, Burberry). Bei Canada Goose waren die Informationen auf zwei eingenähten Etiketten verteilt, statt gemäss Verordnung auf EINER. Während die Migros und Schild seit längerem auf Echtpelz verzichten, foutiert sich Globus darum. Wo bleibt da die Ethik des Mutterkonzerns?

Kontrollen für konsequente Umsetzung der Deklarationspflicht

Tiana Moser, Nationalrätin der GLP und Motionärin der Deklarationspflicht, ist enttäuscht: «Die Geschäfte hatten nun 18 Monate Zeit für die Umsetzung der Deklarationsverordnung; diese ist nötig, damit die Kundschaft Wahlfreiheit hat und nicht die Katze im Sack kauft.» Nun muss das Bundesamt für Lebens-mittelsicherheit und Veterinärwesen BLV durch Kontrollen für einen konsequenten Vollzug der Gesetzge-bung sorgen.

Pelz ist out und lässt einen alt aussehen

Die «gehobeneren» Geschäfte halten Pelz für unabdingbar. Das Model Tamy Glauser ist anderer Mei-nung: «Eine Deklarationspflicht ist das Mindeste, was ein Laden einhalten sollte. Besser wäre es, wenn die Läden beim Einkauf komplett auf tierquälerische Pelzwaren verzichten würden. Das würde auch die Designer zum Umdenken zwingen». Als Vorbild mag Karl Lagerfeld dienen: Gemäss «Der Bund» vom 2.3.2011 verwendete er damals nur Kunstpelz für die Winterkollektion von Chanel - weil der viel moderner sei. Echtpelz ist out und lässt alt aussehen, so die naheliegende Schlussfolgerung.

Modegeschäfte profitieren vom enormen Tierleid

Jährlich leiden und sterben weltweit über 100 Millionen Pelztiere auf grausamste Weise. Der Profit der Modeindustrie geht auf Kosten der Tiere: Sie fristen in tierquälerischen Käfigen oder in brutalen Fallen einem qualvollen Tod entgegen. Dies ist seit Jahrzehnten so - im Gegensatz zur Nutztierhaltung, wo tiergerechte Alternativen entwickelt wurden, hat die Pelzbranche geschlafen. Neben den erwähnten Modehäusern mischen weitere grosse Player im Geschäft mit, z.B. Bongénie Grieder und Mode Bayard Group, aber auch regionale Ladenketten wie Modissa im Grossraum Zürich oder Mode Weber in der Ostschweiz.

Zürcher Tierschutz fordert Transparenz und Verzicht auf Echtpelz

Einerseits fordert der Zürcher Tierschutz die Modegeschäfte daher auf, Echtpelz korrekt zu deklarieren und für Transparenz zu sorgen - damit das enorme Tierleid deutlich wird und die Leute frei entscheiden können, ob sie einen Modeartikel kaufen wollen oder nicht. Alles andere ist ein Gesetzesverstoss! Andererseits fordert der Zürcher Tierschutz von den qualitätsbewussten Geschäften, künftig ganz auf tierquälerischen Echtpelz zu verzichten und dem «fur free retailer program» beizutreten - ganz nach dem Vorbild von Schild. Besonders die Migros soll ihre Verantwortung wahrnehmen und dafür sorgen, dass alle Unternehmen des Konzerns «pelzfrei» werden. Eine Doppelmoral wie im Fall von Globus ist ethisch inakzeptabel.

Weitere Informationen:

- Website Zürcher Tierschutz http://ots.ch/2gUu1
- Website http://www.Pelzinfo.ch des Zürcher Tierschutz 
- BLV-Informationen zu Pelz mit Deklarationsverordnung 
- Fur free retailer program 
- Übersicht der pelzfreien Läden in der Schweiz -> download (pdf)

Kontakt:

Zürcher Tierschutz
Nadja Brodmann
044 261 43 36
079 334 91 70
nbrodmann@zuerchertierschutz.ch