Alle Storys
Folgen
Keine Story von BERLINER MORGENPOST mehr verpassen.

BERLINER MORGENPOST

Viel Vertrauen ist verloren gegangen Thomas Fülling über die neuen Probleme mit der Brandschutzanlage am BER

Berlin (ots)

Das darf doch nicht wahr sein. Da trifft sich am 1. November der Aufsichtsrat der Berliner Flughafengesellschaft zum wiederholten Mal in diesem Jahr zum BER-Desaster. Im Anschluss versichern der Aufsichtratschef der Flughafengesellschaft, Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD), und Technik-Geschäftsführer Horst Amann vor laufenden Kameras: Der Zeitplan steht, am 27. Oktober 2013 wird der BER in Betrieb gehen. Doch am Wochenende stellte sich heraus, dass die Planer der Brandschutztechnik kurz zuvor festgestellt hatten, dass angesichts noch notwendiger Umbauten der geplante Eröffnungstermin kritisch ist. Und der für die Bauaufsicht zuständige Landrat von Dahme-Spreewald erklärte, dass Sprinkler und Schutztüren in einigen Bereichen entgegen der Baugenehmigung installiert wurden. Rückbauten seien daher für ein behördliches Okay zur Flughafeneröffnung unvermeidbar. Möglicherweise müssen ganze Bereiche im Terminal abgerissen und neu errichtet werden. All diese Warnungen sollen der Flughafengesellschaft und ihren staatlichen Gesellschaftern spätestens zur Aufsichtratssitzung bekannt gewesen sein. Dennoch wurden alle Sorgen um den Eröffnungstermin als unbegründet zurückgewiesen. Dieses Szenario erinnert sehr an das Auftreten von Wowereit und der Flughafenchefs noch im Frühjahr. Auch damals waren Zweifel am Zeitplan laut geworden. Auch damals wurden Skeptiker geradezu herrisch zurechtgewiesen. Das Ergebnis ist bekannt. Nur dreieinhalb Wochen vor der BER-Eröffnung mussten die Verantwortlichen den Termin absagen. Ein international beispielloser Vorgang, der Berlin weltweit Spott und Häme sowie einen großen Vertrauensverlust einbrachte. Doch die Verantwortlichen scheinen aus diesem Desaster nichts gelernt zu haben. Es herrscht weiterhin Geheimniskrämerei vor, Informationen bekommt man nur häppchenweise. Selbst Politiker, die gerade dreistellige Millionenbeträge - übrigens Geld der Steuerzahler - für die Fertigstellung des BER zu bewilligen hatten, fühlten sich am Wochenende von den Flughafenchefs hintergangen. Richtig ist: Nicht jede Warnung eines beteiligten Planers oder einer einzelner Baufirma muss dazu führen, dass sofort der Zeitplan zusammenbricht. Doch richtig ist auch: Der Zeitplan für den BER ist sehr knapp bemessen. Um ihn zu halten, müssten ab Mitte November, also ab kommenden Mittwoch, die Bauarbeiten im Terminal wieder auf vollen Touren laufen. Angesichts der vielen offenen Fragen gerade zum Brandschutz ist das jedoch höchst unwahrscheinlich. Um täglich neue Hiobsbotschaften zu vermeiden, müssen allen Verantwortlichen für das Flughafenprojekt endlich mehr Offenheit und Klarheit an den Tag legen: kein Verschweigen von Warnungen mehr, kein Herunterspielen von Sicherheitsproblemen und keine Informationspolitik, bei der nur das zugegeben wird, was sich ohnehin nicht mehr abstreiten lässt. Für Berlin ist der BER wirtschaftlich, finanziell und für das Ansehen der gesamten Region eines der wichtigsten Großprojekte. Es ist an der Zeit, dass die politisch Verantwortlichen diesem Anspruch endlich gerecht werden.

Kontakt:

BERLINER MORGENPOST

Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de

Weitere Storys: BERLINER MORGENPOST
Weitere Storys: BERLINER MORGENPOST
  • 09.11.2012 – 20:31

    Gilbert Schomaker über die Probleme von Berlins Innensenator Frank Henkel mit seiner Behörde

    Berlin (ots) - Bürger verlieren das Vertrauen Leitartikel von Gilbert Schomaker über die Probleme von Berlins Innensenator Frank Henkel mit seiner Behörde Kann es noch schlimmer kommen? Da wurden in Berlin Akten zum Rechtsextremismus vernichtet, weil sie verwechselt wurden. Da gibt es eine Verfassungsschutzchefin, die im Urlaub weilt und es nicht für nötig hält, ...

  • 08.11.2012 – 20:12

    Nur eine kurze Freude / Leitartikel von Hans Evert

    Berlin (ots) - Es ist jene Art von Post, die zuverlässig schlechte Laune macht. Sie kommt bevorzugt im Herbst eines Jahres. Der Absender führt Name und Adresse eines Energieversorgers, der seinen Kunden eine vertraute Botschaft zukommen lässt. Egal, ob Strom oder Gas, die Preise müssen mal wieder "angepasst" werden. So wird es gern formuliert, wenn es darum geht, zu begründen, warum mit Beginn eines neuen Jahres mehr ...