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Zehn Prozent der Schweizer nutzen Neobanken

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Medienmitteilung vom 13. August 2020

ZHAW School of Management and Law

Zehn Prozent der Schweizer nutzen Neobanken

Neobanken sind in der Schweiz im Aufwind. Jede zehnte Person hat schon einmal solche neuen Online-Banklösungen genutzt, wie der aktuelle Swiss Payment Monitor der ZHAW und der Universität St. Gallen zeigt. Gleichzeitig ist die Abschaffung von Bargeld für die Mehrheit der Bevölkerung keine Option.

Ein Zehntel der Schweizerinnen und Schweizer hat schon mindestens einmal neue Online-Banklösungen der Neobanken genutzt. Besonders verbreitet sind sie bei Männern sowie jüngeren und gebildeteren Menschen mit höherem Einkommen. Insgesamt kennen rund zwei von fünf Personen hierzulande mindestens einen der gängigsten Neobanken-Anbieter. Dies zeigt der zum dritten Mal durchgeführte Swiss Payment Monitor der ZHAW School of Management and Law und der Universität St. Gallen. Für diesen wurden Ende 2019 mehr als 1 200 Personen in der ganzen Schweiz repräsentativ befragt.

Verwendung fürs Zahlen im Ausland

Drei Viertel der Nutzerinnen und Nutzer von Neobanken verwenden deren Online-Bankservices ergänzend zu den herkömmlichen Anbietern. "Neobanken fungieren aktuell also vor allem als Nischenprodukte, insbesondere für das Bezahlen auf Reisen im Ausland", erklärt Tobias Trütsch, Zahlungsökonom der Universität St. Gallen. Lediglich je rund 10 Prozent der Neobanken-Anwenderinnen und -Anwender haben aufgrund der neuen Online-Bankservices die Leistungen eines herkömmlichen Anbieters gekündigt oder beabsichtigen dies in Zukunft zu tun.

Die Hauptgründe für die Nutzung sind die einfache und praktische Handhabung sowie die vorteilhafte Gebührenstruktur, insbesondere die günstigen Wechselkurse. Am bekanntesten sind in der Schweiz die Neobanken-Unternehmen Revolut (26 Prozent Bekanntheitsanteil) und Zak (16 Prozent). Revolut wird zusammen mit Transferwise, einem anderen britischen Anbieter, am häufigsten genutzt (7 respektive 3 Prozent Nutzungsanteil). Bezüglich Sicherheitswahrnehmung liegen hingegen die Schweizer Anbieter Zak und Neon vorne.

Bargeldabschaffung stösst auf Ablehnung

Trotz der neuen digitalen Lösungen ist für rund drei Viertel der Schweizerinnen und Schweizer die Abschaffung von Bargeld keine Option, die Hälfte lehnt sie sogar gänzlich ab. "Das ist für viele Menschen ein hoch emotionales Thema", sagt ZHAW-Zahlungsmittelexperte Sandro Graf. Nur rund ein Fünftel stimmt einer Schweiz ohne Bargeld voll und ganz zu. "Die Hauptargumente gegen eine Abschaffung sind aus Sicht der Befragten vor allem der Verlust der Wertigkeit von Geld, die mangelnde Kontrolle über die eigenen Finanzen, die technologische Abhängigkeit sowie diverse Sicherheitsbedenken, beispielsweise Cyberrisiken oder technische Störungen", führt Graf aus. Ebenfalls eine Rolle spielen der Verlust von Anonymität, die Angst vor einer Überwachung durch Staat und Finanzinstitute sowie die geringere Flexibilität mit Zahlungsmitteln.

Wahlfreiheit ist wichtig

Generell schätzen die Befragten die Wahlfreiheit: Je rund drei Viertel finden, dass es immer möglich sein sollte, mit Bargeld oder elektronisch respektive bargeldlos zu bezahlen. Das beliebteste Zahlungsmittel ist nach wie vor die Debitkarte. Mit dieser geben die Menschen am meisten Geld aus, nämlich 28 Prozent ihrer Ausgaben, gefolgt von Bargeld (23 Prozent) und der Kreditkarte (21 Prozent). Gemessen an der Anzahl Transaktionen wiederum ist Bargeld das am häufigsten genutzte Zahlungsinstrument mit einem Anteil von 45 Prozent. Sein Gebrauch ging allerdings sowohl bezüglich Umsatz als auch Transaktionsanzahl gegenüber dem Vorjahr um rund 3 Prozentpunkte zurück. Im Durchschnitt trägt jede Schweizerin und jeder Schweizer noch rund 70 Franken Bargeld auf sich.

Die meisten Personen, vor allem Frauen und junge Menschen, nehmen bei der Wahl des Zahlungsmittels stark auf andere Rücksicht. So gehen sie etwa davon aus, dass Servicemitarbeitende in der Gastronomie Barzahlungen bevorzugen, insbesondere bei Kleinbeträgen. "Diese Ansicht ist auf den Trinkgeldeffekt zurückzuführen", sagt Trütsch. "Die Coronakrise hat daher bei vielen Gästen zu einem Dilemma geführt, weil die Betriebe seither kontaktloses Bezahlen fördern."

Swiss Payment Monitor

Das Swiss Payment Research Center (SPRC) der ZHAW School of Management and Law sowie die Executive School of Management, Technology and Law (ES-HSG) der Universität St. Gallen beschäftigen sich seit Jahren unabhängig voneinander mit Fragestellungen rund ums Thema Bezahlen. Gemeinsam führen sie seit 2018 jährlich den Swiss Payment Monitor durch. Dieser war bei der Erstveröffentlichung die erste Schweizer Zahlungsstudie, die Konsumentenperspektive und makroökonomische Sicht verbindet. Durch die Kombination von Onlinebefragung und Tagebucherhebung sowie durch die Verknüpfung mit öffentlichen Daten der Schweizerischen Nationalbank (SNB) kann der tägliche Einsatz der Zahlungsmittel realitätsgetreu abgebildet werden. Insgesamt wurden im November und Dezember 2019 über 1 200 Personen im Alter zwischen 18 und 65 Jahren aus allen drei Landesteilen repräsentativ befragt. Die Studie wird finanziert durch die beiden Forschungsinstitutionen, die Swiss Payment Association (Branchenorganisation aller grossen Schweizer Herausgeber von Kreditkarten der internationalen Kartenorganisationen) sowie die Industriepartner Concardis und SIX Payment Services. www.swisspaymentmonitor.ch

Kontakt

Sandro Graf, Leiter Service Lab, ZHAW School of Management and Law, Telefon 058 934 46 46, E-Mail sandro.graf@zhaw.ch

Dr. Tobias Trütsch, Head of Economics Division, Universität St. Gallen, Telefon 071 224 75 14, E-Mail

tobias.truetsch@unisg.ch

Frederic Härvelid, Kommunikation, ZHAW School of Management and Law, Telefon 058 934 51 21, E-Mail oscarfrederic.haervelid@zhaw.ch

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